Neues Projekt: Mit Doppelstockbus den Grundschülern bei der gesunden Ernährung auf die Sprünge helfen (LVZ vom 19.10.2019)
Die Fußballprofis schwören auf seine Rezepte. „Richtige Ernährung schaltet die Gene auf Reparatur“, sagt der promovierte Ernährungswissenschaftler Kurt Mosetter aus Konstanz, der auch RB Leipzig berät. Doch warum nicht gleich bei Kindern damit anfangen? „Fast Food ist billiger als gesundes Essen – mit dieser Mär müssen wir aufräumen“, sagt Ralf Rangnick, der ehemalige RB-Sportdirektor und heutige Head of Sport & Development Soccer bei Red Bull. Die 2018 gegründete Ralf Rangnick Stiftung hat daher ein neues Projekt initiiert: den sogenannten Ernährungsbus.
Die Idee: Durch das gemeinsame Kochen erleben die Kinder, wie lecker gesundes Essen schmeckt und wie einfach es zubereitet werden kann. Nebenbei werden Informationen zur bewussten Ernährung vermittelt. Das geschieht in einem Doppelstock-Bus mit erfahrenen Köchen und Pädagogen, der derzeit umgebaut und mit einer kompletten Küche ausgestattet wird (Kosten: etwa 200 000 Euro). Der Bus wird ab 2020 vor Grundschulen und Horten halten. Es gibt auch zwei- bis dreimal pro Jahr Info-Abende für Eltern. „Das Wichtigste ist, dass es schmeckt. Wenn die Küche in der RB-Akademie ein Restaurant wäre: Wahrscheinlich wären wir unter den Top Drei in Leipzig“, so Rangnick.
Das Projekt richtet sich an alle 82 Grundschulen der Stadt Leipzig. „Die Kinder werden von den Profis inspiriert. Und wenn sie miteinander kochen, dann kommt auch die Esskultur wieder zurück. Die Kids werden ihre Eltern beim Einkaufen erziehen“, ergänzt Mosetter.
Mit dabei ist auch der Konsum. Es gibt Paten wie die beiden RB-Stars Diego Demme und Kevin Kampl, die bei der 100. Grundschule in Grünau mitmachen. Doch wollen die Kids nicht lieber kicken? „Am besten, wir spielen erst Fußball und kochen dann gemeinsam“, sagt Demme. So geschehe es bei RB oft. „Es gibt nicht so viele in der Mannschaft, die bei uns beiden beim Kochen rankommen“, verrät Kampl über seine Kochkünste.
Um Potenziale zu fördern und Talente zu entdecken, hat die Rangnick Stiftung viele Partner aus der regionalen Wirtschaft ins Boot geholt und ist viele Kooperationen eingegangen. So wurde die Idee der DDR-Patenbrigade wiederbelebt. Ein Patenschaftsprojekt kommt 30 Grundschulen zugute. So erhält die Kurt-Masur-Grundschule in der Südvorstadt einen Ninja-Parcours und wird dabei von der Stahlbau Brehna GmbH unterstützt. Die Stiftung gewinnt die Paten für „Unternehmen machen Schule“ und sammelt Geld.
Ab sofort unterstützen RB-Coach Julian Nagelsmann und elf Profis die neuen Projekte der Stiftung. Als Botschafter wurden jüngst auch Schauspieler Jan Josef Liefers sowie Handball-Weltmeister Hennig Fritz gewonnen. Was ist seine Motivation? „Wir, die im Fußball-Business unterwegs sind, sind privilegiert. Da ist es wichtig, etwas zurückzugeben“, sagt Rangnick.
Bei „Sattelfest“ vermittelt die Stiftung Grundschüler in Form des Fahrradführerscheins „to go“ die Qualifikation, sicher durch Leipzig zu radeln. So wurden eigens zwei mobile Jugendverkehrsschulen angeschafft. Bei der Digitalwerkstatt geht es darum, Kindern in einer spielerischen Lernreise den richtigen Umgang mit digitalen Werkzeugen wie Handys oder Laptops zu zeigen. Sie öffnet in der kommenden Woche am Brühl 48. Das neueste Projekt nach Bremer Vorbild heißt Stadtteiloper & Instrumentenkarussell. Dabei sollen Laien mit Profis das Spielen von Musikinstrumenten erlernen. „Leipzig ist eine Musikstadt. Wenn wir es hier nicht schaffen, wo dann? Wir wollen das Projekt in den nächsten zwei bis drei Jahren umsetzen“, kündigt Rangnick an und gibt ehrlich zu: „Wenn ich mir rückblickend im Leben etwas gewünscht hätte, dann wäre es das Spielen eines Instrumentes gewesen.“
Mathias Orbeck
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 19.10.2019