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„Leipzig ist eine Bildungsstadt“

Volkshochschulchefin Heike Richter bietet im Herbst erstmals ein zweigeteiltes Semester an
(LVZ vom 15.07.2020)

Lernen per Livestream: Heike Richter (links) und Caroline Baetge werben für die Online-Angebote der Volkshochschule Leipzig, die zunehmend ausgebaut werden. Die Kurse finden aber auch weiterhin in der Löhrstraße statt – allerdings in kleineren Gruppen. Foto: André Kempner

Mit „virenfreier Bildung“ hat die Volkshochschule die Corona- Schließzeit überbrückt. Was heißt: Die bereits bestehenden Online-Angebote sind massiv ausgebaut worden. Im laufenden Semester konnten etwa 1000 Kurse – das ist etwa die Hälfte – realisiert werden. Davon wurden 273 Online-Kurse während der Corona-Zeit entwickelt. Der Shutdown betraf so eigentlich nur die Gebäude, einen Stillstand gab es nicht. „Leipzig ist eine Bildungsstadt“, sagte Heike Richter, die Leiterin der Volkshochschule (VHS): „Die Leipziger sind aktiv, haben sich neue Wege gesucht und nicht aufgehört, sich weiterzubilden und zu lernen.“
Wie funktioniert das? „Wir haben eine eigene Lernplattform, auf der unsere Teilnehmer Kurse per Video, aber auch per Livestream verfolgen können“, so Caroline Baetge, als pädagogische Mitarbeiterin für Erweiterte Lernwelten zuständig. Dabei verwischen zusehends Ländergrenzen. So gibt es mittlerweile Teilnehmer weit außerhalb Leipzigs – aus anderen Bundesländern in Deutschland ebenso wie aus Österreich und Estland. „Es wird deutlich sichtbar, dass digitale Lernformate eine Selbstverständlichkeit sind und wir sie ausbauen müssen“, betont Richter. Wie in anderen Bereichen, sei der Shutdown da zum Katalysator geworden. Selbst die beiden Senioren- Computer-Clubs haben alle Aktivitäten problemlos ins Internet verlagert. Perspektivisch werde die VHS da auch investieren müssen – etwa in den Ausbau von Streaming-Studios.
Nach dem Neustart haben sich die Bedingungen geändert – pro Kursraum in der Löhrstraße können im Schnitt acht Personen gemeinsam lernen. Eine Reihe Angebote falle ersatzlos weg. Etwa das Malen an der Staffelei oder „atemintensive Angebote“ der Gesundheitsbildung in der Turnhalle, bei denen es Hilfestellung durch den Leiter gibt. Überall muss der Abstand gewahrt bleiben. „Dennoch versuchen wir, so viele Kurse wie möglich zu reaktivieren“, erzählt Tino Potyka, Pädagogischer Mitarbeiter Gesundheit. Yoga, Pilates, Rückenschule, Entspannungsübungen – das ist in kleineren Gruppen ebenso möglich wie die beliebten Kochkurse in der Lehrküche. Allerdings: Jeder kocht sein Gericht, das gemeinsame Probieren nach dem Kochen fällt aus. „Parallel dazu laufen die Online-Kurse. Wir haben unsere Kursleiter aufgefordert, diese aufzubauen und unterstützen sie dabei“, ergänzt Baetge. Kleinere Gruppen führen natürlich zu Mindereinnahmen und damit wirtschaftlichen Verlusten.
VHS-Chefin Richter und ihr Team bereiten derzeit das Herbstsemester vor, das sich von den bisherigen Angeboten unterscheiden wird. Geplant sind kürzere Angebote in einem Herbst- sowie einem Wintertrimester – mehr als 900 sind bereits für den Zeitraum 31. August bis 15. November in Vorbereitung.
Die VHS hofft, so schneller auf eine zweite Corona-Welle reagieren zu können, falls das Virus erneut zuschlägt und es zu Einschränkungen kommen sollte. „Da wir nicht wissen, wie sich die Infektionszahlen entwickeln, drucken wir erstmals keinen Print-Katalog.“ Die Leute können sich digital auf der VHS-Homepage informieren. Die Kurse werden freigeschaltet, sobald sie verfügbar sind. Dann sind auch sofort Anmeldungen möglich. „Es lohnt sich also, regelmäßig auf unsere Homepage zu schauen“, wirbt Ilona Hensel, die Marketing-Fachfrau der VHS. Das Angebot bleibt dennoch eingeschränkt. Auch, weil derzeit Klassenzimmer in Schulen für die Bildungsstätte an den Nachmittagen nicht nutzbar sind. Nach dem 15. November 2020 schließt sich dann ein Wintersemester an. Auch für den diesjährigen Sommer hält die VHS noch etliche Offerten bereit.

Infos über das Programm unter: www.vhs-leipzig.de/

Mathias Orbeck

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 15.07.2020