Themen:

Corona-Inzidenz steigt über 200 – erste Notaufnahme muss schließen

Um die steigende Zahl von Covid-19-Patienten in Eutritzsch behandeln zu können, hat das Klinikum St. Georg die Internistische Notaufnahme in Grünau geschlossen (LVZ vom 18.12.2020)

Foto: Sankt Georg

Nach einem erneut hohen Tageswert bei den registrierten Neuinfektionen ist nun auch Leipzig über den Inzidenz-Wert 200 gesprungen. Im Verlauf des Mittwochs wurden im Gesundheitsamt 248 neue Corona-Fälle gemeldet – der dritthöchste Wert seit Pandemiebeginn. In den vergangenen sieben Tagen waren es zusammen 1.256 Neuinfektionen. Gerechnet auf 100.000 Einwohner beträgt die Wocheninzidenz damit nun 207 Fälle.

Unter den etwa 600 000 Einwohnern Leipzigs gibt es aktuell 1.741 Betroffene mit einer nachgewiesen aktiven Corona-Infektion. Inklusive der Kontaktpersonen befanden sich am Mittwoch etwa 6.700 Messestädter in häuslicher Quarantäne, hieß es aus der Stadtverwaltung.

Viele Patienten aus umliegenden Kreisen

In Leipzigs Krankenhäusern werden aktuell 225 Menschen mit einer schweren Covid-19-Infektion behandelt – darunter sind auch mehr als 100 Betroffene aus umliegenden Kreisen und aus den Corona-Hotspots des Freistaates. 62 der Corona-Patienten müssen auf Intensivstationen betreut werden, heißt es. Teilweise ist dazu künstliche Beatmung notwendig.

Am Mittwoch hatte die Kommune mit 16 Corona-Todesfällen einen neuen Tageshöchststand vermeldet. Tags darauf wurde diese Zahl wieder nach unten korrigiert – auf sechs Todesfälle. „Aufgrund von technischen Schwierigkeiten gab es einen Übermittlungsfehler der Meldungen“, hieß es als Begründung aus dem Neuen Rathaus. Bislang sind demnach 64 Leipziger an den Folgen ihrer Covid-19-Erkrankung gestorben.

Konsequenzen für die Corona-Schutzbestimmungen in Leipzig hat der Anstieg der Wochen-Inzidenz bisher noch nicht. Denn angesichts der im Freistaat insgesamt deutlich höheren Fallzahlen gelten bereits verschärfte Regeln. Dazu gehört auch für Leipzig das Tragen von Schutzmasken im öffentlichen Raum sowie eine nächtliche Ausgangssperre ab 22 Uhr. Sollte der landesweite Wert unter 200 sinken, werden regionale Fallzahlen relevant. Aktuell liegt die Inzidenz im Freistaat ob der mehr als 20.000 Corona-Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen aber noch bei über 500.

Sollten die Neuinfektionen in Leipzig anhalten und der Inzidenz-Wert weitere vier Tage über 200 liegen, würden zumindest weitere Beschränkungen der Versammlungsfreiheit greifen. Statt der aktuell noch erlaubten 1.000 Teilnehmer wären dann nur noch 200 erlaubt.

Notaufnahme Grünau behandelt nur noch Kindernotfälle

Jetzt hat als erste Klinik in Leipzig das St. Georg seine Internistische Notaufnahme (INA) im Robert-Koch-Klinikum am Standort Leipzig-Grünau geschlossen, wurde gestern bekannt. Dadurch frei gewordene Personalkapazitäten würden gebraucht, um die Versorgung der Corona-Patienten am Hauptstandort in Eutritzsch zu unterstützen. Bereits seit 3. Dezember werden keine Rettungswagen mehr von der Integrierten Rettungsleitstelle nach Grünau geschickt. „Die Notaufnahme ist für die Zuweisung von erwachsenen Patienten über den Rettungsdienst gesperrt“, bestätigt Ralph Schröder, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst bei der Branddirektion Leipzig.

„Wir bedauern diesen Schritt sehr, müssen aber zugunsten der Versorgung der steigenden Covid-19-Patientenzahlen diesen Weg gehen. Unser medizinisches Personal aus dem Robert-Koch-Klinikum unterstützt nun am Standort Eutritzsch die Kolleginnen und Kollegen, die unter einer enormen Belastung stehen“, erklärt Iris Minde, Geschäftsführerin des Klinikums.

Die Klinik hat bereits Anfang Dezember alle verschiebbaren OPs und Eingriffe abgesagt, um Kapazitäten für die Behandlung von Covid-19-Patienten frei zu lenken. Es sind auch einzelne Stationen im Robert-Koch-Klinikum geschlossen worden, um frei gewordene Personalkapazitäten für die Unterstützung der Corona-Stationen im St. Georg zu gewinnen. Dort hat sich die Lage in den vergangenen Tagen zugespitzt. „Wir haben uns von der Rettungsleitstelle abgemeldet, um das Patientenaufkommen zu reduzieren. Patienten, die bis dato noch zu Fuß in die INA kamen, wurden entsprechend behandelt. Jedoch wird auch das verbleibende Personal nun am Standort Eutritzsch dringend gebraucht, weshalb wir die INA schweren Herzens vorübergehend schließen müssen. Kindernotfälle werden aber weiterhin wie gewohnt am Standort Grünau behandelt. Auch die Kinderstation arbeitet weiter“, sagt Manuela Powollik, Sprecherin des Klinikums St. Georg.

Matthias Puppe/Thomas Lieb

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 18.12.2020