Ausnahmezustand an der 94. Oberschule in Leipzig: Am Dienstag werden hier Joachim Löw, Timo Werner und Co. zu Gast sein. Auf einer Pressekonferenz dürfen dann neben Journalisten auch die Schüler Fragen stellen. (LVZ vom 13.11.2018)
Vorfreude und Nervosität macht sich in der 94. Oberschule Leipzigs breit und steckt Schüler, Lehrkräfte und Rektor Bernd Liebau gleichermaßen an. „Das erlebt man vermutlich nur einmal im Leben“, kommentiert dieser erfreut. Er hat guten Grund dazu. Nicht alle Tage kommen Spieler der deutschen Nationalelf zum Schulbesuch und stellen sich den Fragen der aufgeregten Kinder.Denn heute findet in den Räumlichkeiten der Oberschule in der Max-Planck-Straße eine Pressekonferenz der besonderen Art statt. Neben Journalisten dürfen hier auch die Schüler und Lehrer einige Fragen an die Profisportler der DFB-Elf stellen.
Besonders nervös erwartet wird RB-Stürmer Timo Werner, den einige der jungen Fans ganz oben auf ihrer Autogrammjägerliste stehen haben. Die Schule ist im Ausnahmezustand. Vorab sprechen viele der Lehrer mit ihren Schülern über das Event und schieben direkt eine Lehrstunde zu Pressekonferenzen ein.
Sportlehrerin Frauke Stoll bastelt dafür mit ihrer achten Klasse Plakate und klärt über das journalistische Handwerk auf. „Offene Fragen sollen es sein – Fragen, auf die man nicht einfach mit Ja oder Nein antworten kann“, erklärt sie den Teenagern. Ihre Aufgabe: Jeder schreibt auf, was er schon immer mal nachhaken wollte. „Wie lange werden Sie noch Bundestrainer sein?“, steht in großer Schrift auf dem Bildschirm vom 14-jährigen Tobias. „Das interessiert mich sehr, wie lange der Jogi das noch macht. Er hat so viel Erfahrung. Es wäre schade, wenn er zurücktritt“, meint der Achtklässler, der das Spiel schon gespannt erwartet. „Ich glaube, wenn sie richtig angefeuert werden, dann schaffen sie das gegen Russland“, ergänzt er. Einen genauen Tipp traut er sich aber nicht zu. Ob der Bundestrainer auch vor Ort sein wird, um Rede und Antwort zu stehen, steht noch nicht fest.
Für Jasmin und Michelle ist das nicht so wichtig. Die freuen sich viel mehr auf Manuel Neuer und Thomas Müller. „Neuer wehrt im Tor jeden Ball ab. Der macht seine Arbeit wirklich toll“, sagt die 14-jährige Jasmin. „Und er sieht einfach gut aus!“, ergänzt sie – Michelle stimmt zu, lacht etwas nervös. Die Klasse ist sportbegeistert, fast jeder kickt in einem Verein. Für wen die meisten Schüler in dem Freundschaftsspiel sind, ist absolut klar. Auch der 14-jährige Dimitri freut sich auf den Anpfiff: „Ich bin aber für beide Mannschaften“, sagt der gebürtige Russe. Hauptsache sei, dass es ein gutes Spiel wird. Seine Frage: „Wie finden Sie Leipzig und Red Bull?“ Das sei ihm besonders wichtig, da nicht jeder die Stadt richtig kenne – aber kennen sollte.
Doch wie kam es eigentlich zu der Kinder-Pressekonferenz? Es ist ein glücklicher Zufall. Der DFB hatte sich im September gemeldet, wollte die Sporthalle nutzen, um die Einlaufkinder auf das Spiel vorzubereiten und vor dem Anpfiff unterzubringen. „Der Rest hat sich dann nach und nach ergeben“, freut sich Schulleiter Liebau. Besonders kurios daran: Die Schule nutzt die Räumlichkeiten erst seit drei Monaten, da die eigentliche Bildungseinrichtung in Grünau saniert wird. Mit dem direkten Blick auf das Stadion sind die Schüler jetzt ganz nah dran an dem Großevent. „Der direkte Kontakt zu den Profis ist etwas Besonderes. Ich finde es toll, dass der DFB so auf seine Fans zugeht“, sagt der Schulleiter.
Tilman Kortenhaus
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 13.11.2018