Weißer Riese: Grünaus neues Hochhaus ist fertig

Die Wohnungsgenossenschaft Lipsia hat ihrem Namen alle Ehre gemacht und Leipzig ein neues Wohnhochhaus mit 13 Etagen beschert. Ab Juni wird der weiße Riese unweit vom Kulkwitzer See bezogen. Es ist in mehrerer Hinsicht ein außergewöhnliches Projekt. (LVZ vom 04.05.2020)

Die Fassade macht die innere Struktur des neuen Hochhauses in Grünau nach außen sichtbar. Auf jeder Etage gibt es Gemeinschaftsbereiche und im dreigeschossigen Anbau (rechts) ein Service-Zentrum. Foto: André Kempner

42 Meter reckt sich das neue Gebäude in den Himmel. Die Wohnungsgenossenschaft Lipsia hat in Grünau ein großes Wunder vollbracht, denn von „klein“ dürfte bei dem weithin sichtbaren 13-Geschosser nahe des Komm-Hauses wohl kaum die Rede sein. 60 barrierefreie Ein- bis Dreiraumwohnungen entstanden in der Miltitzer Allee – alle mit Parkett und Loggia.

Bewohner ziehen ab Juni ein

„Unser Lipsia-Turm ist fertig. Ab Juni wird er von vorwiegend älteren Genossenschaftsmitgliedern bezogen“, erklärt Vorstand Nelly Keding. Die Vermietung sei im vollen Gange, einiges aber noch frei.
Ein Wunder ist das 13 Millionen Euro kostende Projekt vor allem deshalb, weil in Leipzigs westlichstem Stadtteil früher die Abrissbirne regierte. Von den einst 20 LWB-Hochhäusern in Grünau überlebten nur fünf den „Stadtumbau Ost“.

Vorgänger vor 13 Jahren abgerissen

Auch die Lipsia musste einiges wegreißen. 2007 fiel ein langgezogener Elfgeschosser an genau jener Stelle, wo nun der weiße Riese in zwei Jahren Bauzeit entstanden ist.
„Mit großer Freude kann man das neue Bauwerk bestaunen“, lobt Anwohner Herbert Schulze. Seinen Wunsch, einen Trampelpfad zur nahe gelegenen S-Bahn-Station auf dem Baugrundstück zu erhalten, erfüllte die Lipsia aber nicht. Das neue Haus folgt einem neuen Konzept namens „Service-Wohnen“. Es ähnelt dem betreuten Wohnen, wendet sich jedoch auch an Jüngere.

Rezeption und Service-Zentrum

Zum Beispiel gibt es eine Rezeption mit Concierge. In einem Anbau neben dem Turm bietet die Volkssolidarität Dienstleistungen für Haushalt und Gesundheit, auch Treffs und Kultur an. „Der aufwendig gestaltete Gemeinschaftsgarten für die Mieter wurde aus Sicherheitsgründen eingezäunt“, sagt Keding. Zur S-Bahn gelange man aber nach wie vor über den offiziellen Weg. Er führt um das Grundstück herum.

Erstes Wohnhochhaus seit 1996

Der Entwurf für die neue Landmarke am Kulkwitzer See stammt von Fuchshuber Architekten. Jede Etage verfügt über gemeinsam nutzbare Bereiche mit Terrasse oder Loggia, die in normalen Zeiten für viel Kontakt unter den Nachbarn sorgen sollen. Der Lipsia-Turm ist übrigens erst das zweite Wohnhochhaus, das nach der Wende in Leipzig entstanden ist. Das erste wurde ebenfalls in Grünau erbaut und 1996 fertiggestellt: Es ist der Zwölfgeschosser neben dem PEP-Center.

Jens Rometsch

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 04.05.2020