Richtkranz für Riesen-Karree in Grünau

Das letzte unsanierte DDR-Karree im Leipziger Ortsteil Lausen-Grünau wird komplett verwandelt. Die Wohnungsgenossenschaft Kontakt hat dort gerade den Richtkranz über einer neuen Penthouse-Etage aufgezogen. Auch die ersten Umzugswagen rollen schon. (LVZ vom 25.11.2020)

Das Haus an der Stirnseite des Karrees bekommt eine Penthouse-Etage mit sehr großen Wohnungen und Terrassen aufs Dach. Quelle: WBG Kontakt eG

Kein anderer Teil von Grünau hat in letzter Zeit solch einen Wandel vollzogen wie der frühere Wohnkomplex 8 – direkt am Kulkwitzer See. Der Berliner Hausverwalter GCP sanierte jüngst ein ganzes Karree am Deiwitzweg. Die Genossenschaft Lipsia schloss im Juni an der Miltitzer Allee ein nagelneues Wohnhochhaus mit 13 Etagen auf: das erste in Leipzig seit 1996. Und soeben hat auch noch die Wohnungsbaugenossenschaft Kontakt einen Richtkranz über ihrem 30-Millionen-Euro-Projekt An der Kotsche 43 bis 73 hochgezogen. Damit erhalten die letzten DDR-Blöcke in dem Viertel ein anderes Aussehen.

Wegen Corona gab es vor Ort zwar nur eine kleine Zeremonie ohne Publikum. Doch Kontakt-Chef Jörg Keim versprach, dass die zünftige Feier für alle Bauleute und Planer nur aufgeschoben ist. „Wir hoffen, sie im nächsten Frühjahr nachholen zu können.“ Dann soll ein Großteil der 204 neuen Wohnungen bereits bezugsfertig sein. Von neuen Wohnungen darf an dieser Stelle wirklich gesprochen werden. Denn nachdem die Leerstände in den WBS-70-Blöcken aus dem Jahr 1986 übermächtig geworden waren, entschloss sich die Genossenschaft, sie von Grund auf umzugestalten.

„Die modernisierten Wohnungen stehen vom Komfort einem Neubau in nichts nach und sind mit einer Kaltmiete ab 7,70 Euro je Quadratmeter bezahlbar“, so Keim. Statt Kunststoff-Nasszellen gebe es künftig große Tageslichtbäder mit ebenerdigen Duschen und weiß gefliester Wanne. In vier der fünf Häuser sind Fahrstuhlschächte eingezogen worden. Deren Kabinen halten vom Keller bis zum sechsten Stock überall direkt auf der Wohnetage, nicht um eine halbe Treppe versetzt wie sonst oft in Grünau anzutreffen.

Planer mit viel Fachwissen über WBS 70

„Seit dem Start der Entkernung im Sommer 2019 lief bisher alles unfallfrei. Zum Glück fanden wir Leipziger Planer, die die WBS 70 noch genauestens aus ihrer Entstehungszeit kennen“, so Technik-Vorstand Uwe Rasch. Architektin Christiane Domke, die jüngst auch die behutsame Sanierung des Ensembles der Philippuskirche in Lindenau leitete, sowie Tragwerksplaner Frank Preiß hätten durch ihr Fachwissen sehr praktische Zuschnitte der neuen Ein- bis Fünf-Raum-Quartiere ermöglicht. „Die neuen Balkone sind fast doppelt so groß wie früher.“

Die neue Quartiersgarage im Hof ragt ein kleines Stück aus dem Erdboden heraus. Das Dach wird begrünt und als Treffpunkt für die Bewohner genutzt. An den Stirnseiten der Häuser entstehen auch vollverglaste Erker. Quelle: WBG Kontakt eG

Solange die Arbeiten noch laufen, erhielten bereits eingezogene Mieter einen Rabatt von 50 Cent pro Quadratmeter. Das sei als kleine Entschädigung gedacht – weil die Freianlagen im riesigen Hof erst im Anschluss gestaltet werden können. Dies gelte auch für die Begrünung des Daches einer neuen Quartiersgarage, bei der nur die obere Hälfte aus dem Erdreich ragt.

Neubau mit Sozialwohnungen in Paunsdorf

„Sie schafft zusätzlichen Komfort bei vertretbaren Kosten“, meinte Vorstandschef Keim. Er verriet zugleich, dass die Kontakt inzwischen ihren ersten Neubau mit einem Drittel geförderter Sozialwohnungen plane. Jedoch nicht in Grünau, wo die niedrigsten Durchschnittsmieten in ganz Leipzig zu finden sind. „Wir haben eine Fläche in Paunsdorf an der Waldkerbelstraße im Auge.“ Ab nächstes Jahr entstehen da 21 Wohnungen auf sieben Etagen.


Mehr Infos: wohnen-kotsche.de


Jens Rometsch

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 25.11.2020