Leipzig startet in ein schwieriges Schuljahr

Drei neue Schulen, eine Erweiterung – in Leipzig beginnt am Montag der Unterricht. Vorhandene Unterrichtsräume werden voll genutzt, Lehrer fehlen. Deshalb deutet sich bereits jetzt an: Es wird ein schwieriges Schuljahr. (LVZ vom 10.08.2018)

Sind bereit für den Start an der Oberschule Ratzelstraße: Die Lehrerinnen Nicole Rämisch, Sheyla Werner und Beate Betz (von links) sortieren Bücher.
Fotos: André Kempner

Hinten gehen die Maler raus, vorne die Schüler rein. So sieht es zumindest in der Oberschule Ratzelstraße aus, die am Montag mit Beginn des neuen Schuljahres öffnet. Da viele Eltern wohl daran zweifeln, hat die Stadt Leipzig eigens ein Banner an die Fassade gehängt, das die Eröffnung weithin sichtbar verkündet. In Leipzig gehen zwei weitere neue Schulen – die Sportoberschule Goyastraße und das ehemalige Haus der Pablo-Neruda-Grundschule am Dösener Weg – in Betrieb. Die Oberschule am Weißeplatz kann ihr saniertes Haus 2 und die kleine Turnhalle öffnen.

In Leipzig lernen dann 18 694 Grundschüler, das sind 522 mehr als im Vorjahr. Etwa 5488 Erstklässler werden am Sonnabend in städtische sowie Schulen freier Träger eingeschult. Die Oberschule besuchen 10 501 junge Leipziger (plus 487), das Gymnasium 13 170 (plus 413), die Förderschule 2334 (plus 48). „Jeder Schüler hat einen Platz. Dabei schöpfen wir allerdings alle Kapazitäten aus und haben ein Sofortprogramm aufgelegt, weitere Schulen zu bauen“, sagt Nicolas Tsapos, der Leiter des Amtes für Jugend, Familie und Bildung. Was heißt, die Klassen sowie Unterrichtsräume sind voll belegt.

Oberschule Ratzelstraße geht an Start

Das 1929 im Bauhaus-Stil errichtete Gebäude an der Ratzelstraße wurde für gut 15 Millionen Euro denkmalgerecht saniert – wobei immense Schäden behoben werden mussten. Bis zuletzt müssen die Baufirmen wirbeln. Die Lehrer sind dabei, sich einzurichten, haben gestern beispielsweise Schulbücher und Unterrichtsmaterialien sortiert. Heute soll die Mensa den letzten Schliff bekommen und möbliert werden. In der gesamten Oberschule wird noch bis zur Nacht vom Sonntag zum Montag die Feinreinigung durchgeführt. Insgesamt sind 20 Arbeitskräfte zusätzlich im Einsatz. Eine der Freiflächen wird allerdings erst im Herbst fertig. Dort stehen noch Pflasterungen und Bepflanzungen an. Was noch fehlt, ist eine Turnhalle. Bis sie entsteht, müssen die etwa 250 Oberschüler zu einer benachbarten Halle laufen.

Für den Schulstart gerüstet ist das Gebäude am Dösner Weg unweit des Bayerischen Bahnhofes, das zur Pablo-Neruda-Grundschule gehört. Dort werden morgen gleich zwölf erste Klassen eingeschult – die Hälfte davon kommt aus der ehemaligen „3.“ in der Bernhard-Göring-Straße, deren Sanierung sich bis zum Jahresende verzögert. Tsapos: „Der Zeitplan war ohnehin ambitioniert. Dann haben wir mehrere Monate verloren, weil sich bei der ersten Ausschreibung keine Firma für den Rohbau beworben hat.“ Von außen sieht die Schule schon gut aus, sechs Klassen hätten wohl eingeschult werden können – dann aber auf einer Baustelle gelernt. Daher haben Schulleitung und Eltern entschieden, die Kleinen per Schulbus pendeln zu lassen.

Die Sportoberschule bekommt im Neubau samt Dreifeldsporthalle (Investition: 19 Millionen Euro) beste Bedingungen. Das alte Gebäude in der Max-Planck-Straße steht keinesfalls leer. Dort werden ab Montag Schüler der 94. Oberschule unterrichtet, da in Grünau an der Miltitzer Allee ein Schulcampus entsteht, den sich die Bildungsstätte mit dem Max-Klinger-Gymnasium und der Lernförderschule teilt (die LVZ berichtete).

Freie Stellen für Lehrer

In Sachsen herrscht eklatanter Lehrermangel – davon bleibt auch Leipzig nicht verschont. „Leipzig ist eine boomende Stadt, die junge Leute anzieht. Trotzdem konnten wir nicht alle Stellen besetzen“, konstatiert Roman Schulz, der Sprecher des Landesamtes für Schule und Bildung. Das betrifft vor allem Oberschulen sowie Lernförderschulen – da ist der Markt nahezu leer. Der Grundbereich an Unterricht wird aber abgedeckt. Dennoch könne es sein, dass die eine oder andere Stunde reduziert wird. Im Ergänzungsbereich sowie bei Stunden zur Betreuung von Inklusionsschülern sieht es mau aus. Die Situation mit der Lehrerversorgung an Grundschulen habe sich stabilisiert.

„Dennoch haben wir eine schwierige Situation an unseren Schulen. Wir gehen aber davon aus, die Unterrichtsziele erfüllen zu können“, betont Schulz. Im Bereich Leipzig samt ländlichem Raum sind 348 Lehrer in allen Schularten eingestellt (425 neue Stellen sind vorhanden!) worden. Es laufen aber noch Gespräche. Weitere 90 Quereinsteiger, die seit Mai eine Fortbildung absolviert haben, treten ihren Dienst an. Im November 2018 und Februar 2019 sind weitere Einstellungen vorgesehen. Fächer, in denen Lehrer fehlen, sind Mathe, Physik, Chemie, Wirtschaft-Technik-Haushalt (WTH), Englisch, teilweise Musik.

Mathias Orbeck

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 10.08.2018