Geldsegen für den Schulcampus Grünau

Einen Geldkoffer hatte er nicht dabei, „nur“ den Förderbescheid: Kultusminister Christian Piwarz (CDU) übergab gestern 19,5 Millionen Euro, die in den Schulcampus Grünau fließen. Damit ist die Finanzierung des insgesamt 29,3 Millionen Euro teuren Bauvorhabens gesichert.

Symbolisch: Kultusminister Christian Piwarz (2.v.l) übergibt Thomas Fabian (Mitte) den Fördermittelbescheid für den Campus. Mit dabei die Schulleiter Annelie Helbing (l.) sowie Elke Junghardt (Lernförderschule) und Bernd Liebenau (94. Oberschule, r.). Fotos: Knofe

Seit fast anderthalb Jahren wird eins der beiden Häuser des Max-Klinger-Gymnasiums saniert. Das Dach ist repariert, Fenster sind ausgetauscht, die energetische Sanierung beendet, die Arbeiten an der Fassade haben zumindest begonnen. Die Acht- bis Zehntklässler sind derweil ins neugebaute Gerda-Taro-Gymnasium am Clara-Zetkin-Park ausgelagert. Der Rest der Schüler lernt im anderen Haus am Miltitzer Weg. „Das ist eine Herausforderung fürs Kollegium und eine ganz schöne Belastung“, gibt Schulleiterin Annelie Helbing unumwunden zu. Viele Lehrer müssen pendeln. Trotzdem sind Schüler und Pädagogen froh, dass es mit dem Ausbau der Schule vorangeht.

Um das zu erreichen, sind die Gymnasiasten im Juli 2015 mit einer Protestaktion vor den Stadtrat gezogen, da sie sich „als Leipzigs vergessene Schüler“ fühlten. Mittlerweile entsteht auf dem Areal mit dem Schulcampus Grünau eines der größten Schulbauvorhaben der Stadt Leipzig. Saniert wird derzeit auch das Haus der 94. Oberschule, die komplett in die ehemalige Sportoberschule in der Max-Planck-Straße im Waldstraßenviertel umgezogen ist.

Die Idee: Die benachbarten Gebäude von Max-Klinger-Gymnasium, Lernförderschule sowie der 94. Oberschule erhalten eine gemeinsame Mitte, sodass ein Campus entsteht. Der zentrale Erweiterungsbau dient als Verbindung zwischen den einzelnen Schulhäusern mit Mensa und Bibliothek, die gemeinsam genutzt werden. Er öffnet sich zum Sportplatzgelände hin. Alle drei Schulen sind vom ersten Obergeschoss direkt angebunden. Auch eine vorgelagerte Terrasse soll es geben. Der Campusplatz davor dient als Gemeinschaftsfläche – dort können kulturelle oder sportliche Veranstaltungen stattfinden.

Der Freistaat Sachsen fördert das Vorhaben aus dem Programm „Brücken in die Zukunft“ mit 19,5 Millionen Euro (Gesamtkosten: 29,3 Millionen Euro). „Das ist zunächst eine Investition in Beton, aber zeitgleich in eine gute Bildung der Kinder und Jugendlichen“, sagte Kultusminister Christian Piwarz (CDU), der gestern den Fördermittelbescheid überbrachte. Und Leipzigs Schulbürgermeister Thomas Fabian (SPD) freute sich: „Wir sind nicht in der Lage, allein aus eigener Kraft alle Schulbaumaßnahmen umzusetzen, die notwendig sind“, sagte er.

Grund seien die hohen Geburtenzahlen und die Zuzüge von Familien mit Kindern der vergangenen Jahre, die die Schülerzahlen in Leipzig nahezu explodieren ließen. Deshalb ist Leipzig froh, dass der Freistaat für 2019/20 gut 166 Millionen Euro zugesagt hat. „In Leipzig und Dresden ist das Bevölkerungswachstum besonders groß. Deshalb ist es nötig und richtig, die Großstädte zu unterstützen“, so der Minister. Eine Herausforderung werde es sein, die Millionen fristgerecht auszugeben. Es sei schließlich kein Geheimnis, dass die Auftragsbücher der Baufirmen proppenvoll sind.

Wie sieht der Zeitplan in Grünau aus? „Wir wollen jetzt größere Lose für den Neubau ausschreiben“, erläuterte Armin Seufert vom Amt für Jugend, Familie und Bildung (AfJFB), Sachgebiet Bau. Der Neubau soll im Frühjahr 2020 starten. Ist das Haus der 94. Oberschule fertig, ziehen zunächst die Förderschüler als Interimslösung ein. Ein Teil der Gymnasiasten nutzt nach Fertigstellung ihr saniertes Haus. Doch die Zeit drängt, da die Räume der „Ausgelagerten“ in der Gerda-Taro-Schule alsbald benötigt werden. Der Schulcampus Grünau soll 2022/23 komplett sein. Dann werden dort bis zu 2000 Kinder unterrichtet.

„Eine Grundidee des Campus ist es auch, dass die Schulen sich für den Stadtteil öffnen“, betonte Fabian. Geplant sei, noch zwei gestapelte Dreifeldsporthallen zu errichten, die Sportvereinen offenstehen. Dafür wird erneut der Geldkoffer gebraucht

Mathias Orbeck

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 18.01.2019