Enspurt für sechs neue Schulen in Leipzig

Sechs neue Schulen gehen nach den Sommerferien in Leipzig an den Start. Der Endspurt ist aber sportlich, denn überall haben die Handwerker noch ein straffes Programm. Die LVZ war exklusiv bei einer Baustellenrundfahrt dabei. (LVZ vom 16.07.2020)

Die neue 78. Grundschule An der Kotsche 41. Foto: André Kempner

Das wird noch richtig sportlich: Vier Grundschulen, ein Gymnasium, eine Förderschule sollen nach den Sommerferien ihren Betrieb aufnehmen. Bereits fertig ist die neue Oberschule am Barnet-Licht-Platz (die LVZ berichtete). Doch überall haben noch die Bauleute verschiedener Gewerke das Kommando. Stadträte überzeugten sich bei einem Baustellenbesuch, ob alles rechtzeitig fertig wird – die LVZ war exklusiv dabei.

Grundschule am Addis-Abeba-Platz
Weithin sichtbar ist die neue Grundschule am Addis-Abeba-Platz gewachsen, deren Neubau am weitesten fortgeschritten ist. Entstanden ist ein ­Viergeschosser für 448 Kinder mit Hort samt Freigelände für Sport und Spiel sowie zusätzlichen Grünflächen (Kosten: rund 20 Millionen Euro). Das Architekturbüro Schulz & Schulz hat ein sehr kompaktes Gebäude mit Unterrichts- sowie Horträumen entworfen, zu dem auch zwei gestapelte Turnhallen gehören. Im Inneren herrscht reger Betrieb, Treppenbeläge und Geländer fehlen ebenso noch wie Türen. „Wir haben aber noch sieben Wochen, um alles herzurichten“, ist Bauleiter Jörg Wetzel vom Amt für Gebäudemanagement (AGM) zuversichtlich. Besonders schön werden der Vorplatz sowie das Frei- und Sportgelände, wo ebenfalls noch etliche Restarbeiten laufen. „Die Anstrengungen lohnen sich. Ich bin froh, dass wir in diesem Sommer besonders viele neue Schulen in Leipzig öffnen können“, freut sich Schulbürgermeister Thomas Fabian (SPD).

Grundschule Gießerstraße
Unweit des Karl-Heine-Kanals sind zwei markante Kopfbauten samt einer baulichen „Einschnürung“ im mittleren Bereich gewachsen (Entwurf: Steffen Barnikol und Herrmann Thoma). In der Grundschule Gießerstraße, in der die ersten Klassenzimmer fertig werden, wird allerdings noch mächtig gewirbelt. „Es gab einige Verzögerungen – auch coronabedingt “, erklärt Bauleiter Hartmut Steg. Die Zweifeldsporthalle wird bis zum Start nach den Sommerferien nicht fertig – allerdings können die Kinder eine großzügige Sportfreifläche nutzen. Klar war, dass auf dem Grundstück – gelegen in einem ehemaligen Industriegebiet – Altlasten aufwändig beseitigt werden müssen. Das ist auch so erfolgt. Vergangene Woche wurde bei Arbeiten für den Tunnel, der von der Schule unter einen (wiederherzustellenden Radweg) hindurch zur Sportfreifläche führt, allerdings eine tiefer gelegene Gasleitung gefunden, die noch weg muss. Das führt zu weiteren Verzögerungen. „Wir gehen davon aus, dass die Schulen einen Teilbetrieb mit den ersten Klassen aufnimmt“, sagt Abteilungsleiter Peter Hirschmann vom Amt für Familie, Jugend und Bildung.


Gymnasium Mannheimer Straße
Gut im Zeitplan liegen hingegen die Arbeiten am Gymnasium Mannheimer Straße. Dabei haben diese an den beiden nebeneinander stehenden Stahlbeton-Plattenbauten erst im August 2019 begonnen. Die Stadt hatte die Firma Goldbeck als Generalunternehmer beauftragt, die zuletzt durch das Lichtenberg-Gymnasium in Grünau genutzten Gebäude herzurichten. Diese standen mehr als zehn Jahre leer. Eines der Häuser nimmt seinen Betrieb im August 2020 auf, dort sind viele Klassenzimmer und Kabinette fertig. Das andere folgt inklusive Anbau mit Aula und Mensa ein Jahr später. „Wir haben beide Bereiche abgetrennt, damit die Bauarbeiten nicht stören“, so Bauleiter Reinhardt. Abgetrennt wird ein Schulhof, dessen Größe für die ersten Klassen ausreichen wird. Eine eigene Turnhalle bekommt das Gymnasium nicht, perspektivisch sei dies aber ab 2027 geplant.

Schulkomplex An der Kotsche
An der Kotsche in Grünau werden gleich zwei Schulen (ehemals Ratzelgymnasium) reaktiviert: Die 78. Grundschule sowie die Martinschule – eine Förderschule für geistig Behinderte – beziehen einen gemeinsamen Komplex mit zwei Gebäuden, was vor allem für die Inklusion sehr förderlich ist. Eins der beiden Häuser wird für die besonderen Bedürfnisse der Förderschule, derzeit am Neptunweg in einer ehemaligen Kita beheimatet, ausgebaut. So entsteht im Erdgeschoss beispielsweise eine kleine Trainingswohnung, in der die Kinder Dinge des alltäglichen Lebens üben können. „Es gibt einen engen Kontakt mit der Schule, damit wir verstehen, was es für besondere Anforderungen gibt“, so Bauleiterin Katalin Wartenberg, So ist der Speiseraum mit Wandscheiben abgeteilt, damit die Erzieher mit ihren Schützlingen in kleinen Gruppen essen können. Die Toiletten sind behindertengerecht, sogar ein Tonstudio mit Ofen gibt es. Die benachbarte 78. Grundschule ist nahezu fertig. „Wir müssen noch Sanitärkeramik montieren, reinigen und die Klassenzimmer möblieren“, so Bauleiter Andreas Fischer. Die Schule bekommt im ehemaligen Kellerbereich eine Aula mit großen Fenstern, die eine Öffnung als Theatrium nach draußen ermöglichen. Die Außenanlage wird bis zum neuen Schuljahr allerdings nicht vollständig fertig.


Grundschule Baumannstraße
„Schule am Grünen Gleis“ wird die Grundschule in der Baumannstraße künftig heißen. Die Sporthalle wird wohl erst Ende des Jahres nutzbar sein, doch auch für viele andere Räume wird es sportlich, den Zeitplan einzuhalten. Der ganze Zeitplan war ohnehin ambitioniert, sowohl beim Rohbau bis hin zu coronabedingten Lieferschwierigkeiten ist es zum Verzug gekommen. „Viele Firmen arbeiten gleichzeitig wie die Ameisen. Doch wir müssen alle ein wenig in den ,Schwitzkasten’ nehmen, damit es funktioniert“, sagt Bauleiterin Nora Gitter schmunzelnd. In den ansehnlichen Neubau in Kleinzschocher (Entwurf: Chemnitzer Büro C&E Consulting und Engineering GmbH) zieht die Grundschule vom Adler um. „Wir haben diskutiert, ob es nur eine Teilinbetriebnahme wird“, so Abteilungsleiter Peter Hirschmann von der Stadt: „Aktuell gehen wir aber davon aus, dass wir es bis zum letzten Tag alles schaffen.“ Die Stadt investiert etwa 24 Millionen Euro in den Neubau.

Mathias Orbeck

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 16.07.2020