Leipzigs Schulbaustellen brummen: Davon profitiert in den nächsten Jahren vor allem der Leipziger Westen. Stadträte überzeugten sich vom Baufortschritt. (LVZ vom 14.09.2019)
Bagger, Kräne, Handwerker aller Couleur rotieren, um in Leipzig neue Schulen zu bauen. Stadträte hatten sich vor der Sommerpause über den Baufortschritt bei Grund- sowie Oberschulenin verschiedenen Stadtteilen informiert. Doch es gibt derzeit so viele Baustellen, dass eine Rundfahrt gar nicht ausreicht. Deshalb ging es am Donnerstag erneut auf Tour. Wie berichtet, hat der Stadtrat vor der Sommerpause den Schulentwicklungs-plan bis 2030 beschlossen – rein rechnerisch muss Leipzig bis 2030 etwa 16 Grundschulen, 7 Oberschulen sowie 12 Gymnasien zusätzlich errichten. Oder eben vorhandene Häuser aufstocken sowie erweitern.
Davon profitiert in den nächsten Jahren besonders der Leipziger Westen. Dort wird an vielen Ecken investiert – besonders in Grünau. Neben dem Schulcampus Grünau am Miltitzer Weg wird derzeit das Gymnasium Mannheimer Straße hergerichtet. „Mir liegt besonders am Herzen, dass in Grünau ein neuer Schwung in die Entwicklung der Schullandschaft kommt“, sagt Schulbürgermeister Thomas Fabian (SPD). „Wichtig ist mir, dass alle Schularten davon profitieren.“ Gute Schulgebäude erhöhten auch die Attraktivität des Stadtteils, ist er sich sicher.
Gymnasium Mannheimer Straße
Viele Jahre standen die zwei Häuser des ehemaligen Lichtenberg-Gymnasiums leer – mittlerweile ist der Baufortschritt in der Mannheimer Straße 128 deutlich zu erkennen. In den beiden nebeneinander stehenden Plattenbauten, die mit einem Erweiterungsbau für Mensa und Aula ergänzt werden, wird seit August ein Gymnasium für vier Parallelklassen pro Jahrgangsstufe (Kosten: etwa 30 Millionen Euro) hergerichtet. Trockenlegung und Entkernung haben begonnen, Arbeiten an Dach, Fassade und Fenstern folgen. „Damit die Schule barrierefrei wird, müssen wir beispielsweise die Türen verbreitern“, erklärt Sylvia Busch, die Projektleiterin vom Bauunternehmen Goldbeck, die den Generalauftrag erhielt. Der Zeitplan ist sportlich: Eins der beiden Gebäude soll im Sommer 2020 in Betrieb gehen, die ersten Klassen werden bereits in Räumen der Oberschule Ratzelstraße unterrichtet. „Der Bereich wird mit einem festen Zaun abgegrenzt, so dass der Unterricht sicher und unabhängig von den Bauarbeiten durchgeführt werden kann“, erläutert Bauleiter Jürgen Böhm vom Amt für Gebäudemanagement (AGM). Bis dahin sollen die lärmintensivsten Arbeiten beendet sein, hieß es. Geplant ist, die an die Baustelle angrenzenden Räume anfänglich gar nicht zu nutzen, da diese für den Unterrichtsbetrieb in der Mannheimer Straße erst in späteren Jahren benötigt werden.
Schulen an der Stuttgarter Allee
Unterricht bei laufendem Betrieb – das ist an der 84. Oberschule Stuttgarter Allee 5 allgegenwärtig. Die Bildungsstätte galt viele Jahre als „vergessen“, was Elternvertreter immer wieder kritisiert haben. Nun hat dort die energetische Sanierung mit Dach, Fassade, Fenster begonnen (Kosten: 2,2 Millionen Euro). Inzwischen stehen Gerüste, in den Sommerferien wurden schon die Fenster ausgetauscht. Eine Auslagerung der Schule war allerdings nicht möglich – es gibt schlicht zu wenig Gebäude in Leipzig. „Wir wissen, dass die Bauarbeiten eine ziemliche Belastung sind. Und wir versuchen alles so zu organisieren, dass es so wenig wie möglich Beeinträchtigungen für die Schüler und Lehrer gibt“, betont Eckehard Jahnke von der Bau-Abteilung des Amtes für Jugend, Familie und Bildung. Ein Trost bleibt den Oberschülern: Die Fassade der benachbarten 85. Grundschule führt ihnen vor Augen, wie ihre Bildungsstätte künftig einmal aussieht. Dort wurden ebenfalls 2,2 Millionen Euro investiert. Die Oberschule wird allerdings weniger farbig.
An der Kotsche
An der Kotsche läuft derweil der Innenausbau in zwei Gebäuden, die ab Schuljahresbeginn für die 78. Grundschule sowie die Martinschule (einer Förderschule für geistig Behinderte) genutzt werden sollen. Letztere ist derzeit sehr eingeengt in einer ehemaligen Kita im Neptunweg beheimatet. Das ist vor allem für Rollstuhlfahrer ein Problem, die nun im neuen Objekt einen Anbau bekommen, um bei Gefahren schnell mit ihren Begleitern evakuiert werden zu können. Die Stadt investiert 17,8 Millionen Euro.
Schulzentrum Grünau
Ein Prestigeobjekt ist das künftige Schulzentrum Grünau, das etappenweise bis 2022/23 realisiert wird. Die Idee: Die benachbarten Gebäude von Max-Klinger-Gymnasium, Lernförderschule sowie der 94. Oberschule erhalten eine gemeinsame Mitte, sodass ein Campus entsteht. Als „neue Mitte“ dient ein zentraler Erweiterungsbau, der die Verbindung zwischen den einzelnen Schulhäusern schafft. Die Gesamtbaukosten für die vier Plattenbauten sowie die Erweiterung am Miltitzer Weg sind mit ca. 52 Millionen Euro veranschlagt, wobei der Freistaat 19,5 Millionen Euro fördert. Die Sanierung der Fassade der 94. Oberschule, die ins Haus der ehemaligen Sportmittelschule in der Max-Planck-Straße im Waldstraßenviertel ausgelagert wurde, ist inzwischen abgeschlossen. Der Innenausbau hat begonnen. Sobald das Haus fertig ist, zieht zunächst die Förderschule hinein – damit das benachbarte Gebäude saniert werden kann. Ein Tausch ist auch beim Max-Klinger-Gymnasium vorgesehen, das derzeit teilweise Räume im Taro-Gymnasium am Zetkinpark nutzt. Sind die Arbeiten an einem der beiden Häuser in Grünau fertig, wechseln die verbleibenden Schüler ins andere. Um mit der ,neuen Mitte’ zu beginnen, so Bauleiter Volkmar Böhme vom AGM, müssten zunächst Leitungen verlegt werden. Das dauert bis Frühjahr 2020. Dann könne der Aushub für den Neubau beginnen – dort sind künftig viele Fachkabinette, die Aula, Mensa und Bibliothek beheimatet. Noch nicht klar ist, was aus der bestehenden Sporthalle wird. Es deutet sich an, dass die bestehende Halle durch eine Dreifeldhalle ersetzt wird. Das hat der Stadtrat aber noch nicht entschieden.
Gymnasium Karl-Heine-Straße
Auf Hochtouren läuft die Sanierung des denkmalgeschützten Komplexes für das Gymnasium Karl-Heine-Straße in Plagwitz. Einst entworfen hatte Stadtbaurat Hubert Ritter das Ensemble mit vier miteinander verbundenen Häusern und der Turnhalle; ab 1929 wurde die Gebäude zunächst von einer Höheren Mädchenschule genutzt. Ein Erweiterungsneubau wird nun in den Komplex integriert. Der ist schon allein nötig, um die vorgeschriebenen Fachkabinette einzurichten. Auch eine Sporthalle entsteht. Der Rohbau wird noch im Herbst fertig gestellt. Die Baustelle sei aber eine „komplizierte Geschichte“, erläutert Bauleiterin Henriette Weber, weil viele Altlasten entdeckt worden waren. So wurden in den Wänden diverse Schadstoffe bis hin zu Teerschichten gefunden, die fachgerecht entsorgt werden müssen. Auch die Ölfarbe der Wände wurde abgestrahlt. Alles werde sehr gründlich getan, was auch zu Bauverzögerungen führt. „Es ist kostspielig, aber sinnvoll. Schließlich soll die Schule über viele Jahrzehnte genutzt werden“, betont Weber. Etat: ca 35 Millionen Euro, davon 11,4 Millionen Fördermittel. Es deutet sich aber an, dass der Stadtrat wohl oder übel einen Nachschlag genehmigen muss. Geplant ist derzeit ein Start zum Schuljahresbeginn 2021/22.
Mathias Orbeck