Stadträte auf Tour zu den großen Schulbaustellen – im Teil 2 geht es in den Leipziger Westen
(LVZ vom 28.07.2020)
Vier neue Grundschulen, ein Gymnasium, eine Oberschule sowie eine Förderschule – sie können nach den Sommerferien in Leipzig öffnen. Doch der Kraftakt, zusätzliche Unterrichtsräume zu bauen, ist noch längst nicht beendet. Der Stadtrat hat daher ein gigantisches Schulbauprogramm beschlossen. Bei einer Schulrundfahrt überzeugten sich Stadträte verschiedener Fraktionen davon, wie es umgesetzt wird – darunter auf drei Baustellen im Leipziger Westen.
Grundschule Böhlitz-Ehrenberg
Ein Teilneubau der Grundschule Böhlitz-Ehrenberg, der die jahrelange Container-Lösung ersetzte, ist bereits seit 2014 in Betrieb. Doch für die wachsende Schülerzahl ist er viel zu klein – deshalb geht der Ausbau des Schulkomplexes an der Heinrich-Heine-Straße weiter. Zunächst ist eine Mensa entstanden, die künftig auch von der benachbarten Heinrich-Pestalozzi-Oberschule genutzt werden kann. Derzeit ist das aber nicht möglich, der Solitärbau beherbergt vorübergehend Klassenräume sowie den Hort. Die Hortleitung musste gar in benachbarte Container umziehen. Die alte Baracke wurde inzwischen abgerissen. „Mit Beginn der Ferien konnten wir den neuen Bauabschnitt starten“, erklärt Uwe Steudten, der Bauleiter der stadteigenen LESG.
Bis Ende nächsten Jahres entsteht dort ein viergeschossiger Neubau (Kosten: 9,3 Millionen Euro).Freigelegt wurde beim Abbruch übrigens eine versteckte Wand mit FDJ-Emblem, das mit Friedenstaube auf die Weltfestspiele der Jugend 1951 hinweist. Die steht nun unter Denkmalschutz, muss gesichert und erhalten werden. „In welcher Form, wissen wir allerdings noch nicht“, gibt Steudten zu. Im Neubau sind 16 Unterrichtsräume geplant, die zum Schuljahr 2022/23 in Betrieb gehen.
Dann kann die Mensa – vom Leipziger Architekturbüro Grundwald & Grunwald als funktionaler Raum der Begegnung konzipiert – ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt werden. Auch einen Bolzplatz gibt es.
91. Grundschule Uranusstraße
Eigentlich will die 91. Grundschule künftig Uranusschule heißen. „So wird sie im Volksmund ohnehin schon genannt“, sagt Schulleiterin Cindy Kasprzik. Die Verwaltung hat das Konzept der Schule, die ja im „Planetenviertel“ beheimatet ist, bislang abgelehnt – die Stadträte wollen nun aber nachhaken. Momentan bekommt die Bildungsstätte einen Anbau für sieben neue Klassenräume, einen neuen barrierefreien Haupteingang und Fahrradbügel. Im Keller wird ein neuer Küchenbereich entstehen, die Mensa erweitert (Kosten: 4,45 Millionen Euro). Das Schulgebäude selbst muss noch auf eine Frischekur warten.
„Wir haben aber vor, an mehren baugleichen Gebäuden in Grünau eine energetische Sanierung zu veranlassen“, sagt Abteilungsleiter Peter Hirschmann vom Amt für Familie, Jugend und Bildung. Neben der 91. Grundschule betrifft dies die 100. Grundschule, die Friedrich-Fröbel-Grundschule sowie das Kurt-Biedermann-Förderzentrum. „Der Vorteil: Wir brauchen nur einen Planer.“ Bei der Gestaltung soll übrigens der Name „Uranusschule“ aufgegriffen werden, hieß es. Ein Problem sind auch die Sportflächen, die derzeit aufgrund der Baustelle nicht nutzbar sind. Ebenso wie die Sanitäranlagen in der Sporthalle. Laut Hirschmann prüft die Verwaltung den Bedarf für eine weitere zusätzliche Grundschule im Einzugsgebiet – dann könnte auch eine neue Turnhalle entstehen.
Schulzentrum Grünau
Die „Neue Mitte“ wächst bereits – das ist der integrale Erweiterungsbau, der die Gebäude auf dem künftigen Campus Grünau am Miltitzer Weg 1-4 verbinden wird. Dazu gehören das Max-Klinger-Gymnasium, das Förderzentrum Grünau und die 94. Oberschule. In der „Neuen Mitte“ sind dann Aula, Mensa, Bibliothek Fachunterrichtsräume untergebracht.
Bis zum Sommer 2022 werden am diesem Standort gut 52 Millionen Euro verbaut sein. „In der Corona-Pandemie gab es etliche Probleme, zum Beispiel bei Strom arbeiten. Kollegen aus Polen konnten nicht anreisen“, erzählt Bauleiter Thomas Müller vom Amt für Gebäudemanagement. „Wir haben den Bauablauf komprimiert, andere Dinge vorgezogen.“ Bis Januar 2021 sind die Arbeiten an zwei Häusern beendet, dann kann ein Teil der Schüler umziehen. Die Bauarbeiten erfolgen während des Schulbetriebes – das ist oft laut und führte auch zu Beschwerden während der Prüfungen. Doch das Problem wurde kreativ gelöst. Ein Teil des Klinger-Gymnasiums ist derzeit in die Taro-Schule am Clara-Zetkin-Park ausgelagert. Die „94.“ nutzt ein Schulgebäude in der Max-Planck-Straße als Interim. Sobald das Schulzentrum fertig ist, werden an diesem Standort einmal 1.900 Schüler unterrichtet. „Hier wird deutlich, dass in Grünau ein neuer Schwung in die Entwicklung der Schullandschaft kommt“, freut sich Schulbürgermeister Thomas Fabian (SPD).
Mathias Orbeck
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 28.07.2020