Mädchen und Jungen bauen im Grünauer Robert-Koch-Park „Stadt in der Stadt“
(LVZ vom 16.07.2018)
Kein Wunder, wenn Kinder die Planer sind. Kaum ausgetüftelt – schon wurde gesägt, geschraubt, gehämmert, gebaut und fertig war „Holzhausen“, die Stadt der Zukunft.
Bestaunt werden ließ sie sich dieser Tage im Grünauer Robert-Koch-Park. Organisiert wurde Leipzigs größtes Ferienspielprojekt erneut vom Verein „Haus Steinstraße“. Mit einem bunten Familienfest am Sonnabend schloss die Kinderstadt für ein Jahr ihre Tore. Doch zuvor führten die stolzen Erbauer noch einmal durch ihr Reich.
„Ich habe am Haus 9 mitgebaut“, erzählt Zoe (11) und zeigt auf ein hölzernes Konstrukt mit Balkon. „Eigentlich sollte es auch noch barrierefrei werden. Doch dann wurde die Zeit zu knapp. Deshalb habe ich am Haus 7 geholfen. Es ist behindertengerecht und hat auch einen Übergang zum anderen Haus. Mir gefällt am besten, dass ich in der Natur bin und dass ich meine freien Gedanken zum Bauen benutzen kann. Ich war schon im vergangenen Jahr dabei. Jetzt suche ich noch Schrauben, die im Gras liegen. Damit sie wieder verwendet werden können. Ich habe schon 30 gefunden.“ Bevor sich Zoe wieder ihren nachhaltigen Aufgaben widmet, zeigt die Grünauerin noch auf andere Stationen. „Dort zeichnen wir. Wir haben auch Körbe geflochten oder Krokodile aus Gurken und Autos aus Möhren geschnitzt. Der Junge am Laptop ist Miguel. Er ist Reporter und schreibt eine Online-Zeitung.“
Unterstützt wurden die Kinder von ehrenamtlichen Helfern. Manche haben dafür Urlaub genommen: Ronny, ein erfahrener Handwerker, ist schon das achte Mal dabei. Asti ebenfalls. „Ich gebe die Werkzeuge aus“, erzählt die Schönefelderin. Und auch Mike (17), der künftige Krankenpfleger, ist täglich aus Baalsdorf nach Grünau gekommen, um zu helfen. Immer noch genug zu tun für Projektleiter Christian Helbig, der mitplante, die Kinder behutsam an die Werkzeuge heranführte oder Bürgerkonferenzen organisierte. „Beim gemeinsamen Spielen wurden auch Werte wie Teamfähigkeit, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme vermittelt“, so Helbig. Dabei haben die Mädchen und Jungen die Wünsche für ein gutes, demokratisches Miteinander selbst formuliert: „,Wir prügeln uns nicht; auch nicht aus Spaß. Wir sind freundlich zueinander und helfen uns gegenseitig’.“ „Das Zusammenleben in der Stadt gestalten die Kinder aktiv mit“, bestätigt Ulrike Bernard. Die Geschäftsführerin vom „Haus Steinstraße“ hatte die Idee für die Spielstadt, die jedes Jahr Schüler aus ganz Leipzig anzieht. „Das Projekt soll in erster Linie dazu dienen, dass Kinder ihr kreatives Potenzial ausschöpfen und ganz praktisch nachhaltige Prozesse der Ökonomie und Ökologie kennenlernen.“ Für kommendes Jahr ist „Stadt in der Stadt“ schon geplant. Bernard: „Am besten wieder in Grünau – dem Stadtteil mit den meisten Bäumen; den größten freien Flächen“.
Ingrid Hildebrandt
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 16.07.2018