40 Jahre ist es her, als unsere Kita gebaut wurde. Damals hieß es noch „Kinderkombination“ – eine Seite des Gebäudes für 90 Krippenkinder, die andere für 180 Kindergartenkinder.
(Artikel von Petra Fleischer, Leiterin „Rasselbande“, Kita des Volkssolidarität SV Leipzig e.V.)
Zwischen Schlamm und Pfützen
Die Grundsteinlegung für das Wohngebiet Grünau erfolgte 1976, vorher gab es hier nur das kleine Dorf Schönau und Felder. In rasantem Tempo entstanden Wohnhäuser, Kitas und Schulen usw. Unsere Kita war 1979 bereits die 4. Kindereinrichtung, die in Grünau eröffnete. Das Team führte die Feinreinigung des Gebäudes durch. Leider ging die Heizung nicht und damit stand kein Warmwasser zur Verfügung. Die Erzieherinnen kochten im Teerofen vor der Einrichtung das Wasser und trugen es ins Haus. Man kann sich sicher vorstellen, wie oft sie frisches Wasser brauchten!
Die Gebäude wuchsen schnell, das Umfeld – Wege, Straßen, Freiflächen usw. – konnten nicht mithalten. Für unsere Kinder, aber auch Eltern und Gäste war es spannend zu hören, unter welchen Bedingungen das Leben in Grünau zu dieser Zeit ablief. Aber die Menschen waren froh, eine Wohnung mit Bad und Fernwärme zu bekommen. Da nahm man so manches in Kauf. Verlegte Bauplatten waren die Fußwege, rundherum Schlamm und Pfützen. Die Kinder badeten in diesen, kletterten auf Kabelrollen oder spielten im Bausand. Nach dem Aussteigen aus der Straßenbahn wurden die Gummistiefel angezogen und los ging es.
Gemeinsames Anpacken
Der Garten der Kita bestand aus einer Ladung Sand. Bäume, Büsche, Wege oder einen Zaun gab es nicht. Verließen die Kinder die gelegten Platten, blieben sie im Schlamm stecken. Da es immer wieder passierte, lagen Bretter bereit, um zu den Kindern zu gelangen. Dann wurden zuerst die Kinder aus den Gummistiefeln gezogen und dann die Stiefel aus dem Schlamm befreit. Erst 3 Jahre später wurden Wege angelegt und Sandkästen gebaut. Das Gras musste erst noch wachsen. Der Sonnenschutz verlangte von Eltern und Team viel Kreativität, Stoffbahnen mussten reichen. Ostern wurden die Weidenzweige eingepflanzt, Weihnachten die Tannenbäumchen. Eine damalige Mutti erzählt, dass die Eltern Blumen, Büsche u.ä. mitbrachten.
In der DDR hatten die Erzieherinnen einen Bildungsplan, indem genau vorgegeben war, was in welchem Alter zu welcher Zeit gelernt werden sollte. Im Kindergarten waren die Ziele stark politisch geprägt. Die Erzieherin plante und organisierte täglich mit viel Mühe den Tagesablauf für die Kinder.
Der Wandel im Alltag
Im Laufe der Jahre wurden im Garten Bäume gesetzt und es hat sich viel verändert. Heute ist unser Gelände schön grün und die Kinder haben viele Spielmöglichkeiten.
Mit dem gesellschaftlichen Wandel hat sich auch in der pädagogischen Arbeit viel verändert. Die Kinder werden an der Gestaltung des Alltages beteiligt, ihre Meinung ist gefragt und Beschlüsse werden demokratisch gefasst. Die Kinder lernen, aktiv zu werden, wenn es Probleme gibt und Lösungsvorschläge zu entwickeln.
Auch die kulturelle Vielfalt ist Alltag in unserer Kita. Die Kinder lernen andere Kulturen und Lebensweisen kennen, erleben Akzeptanz und Toleranz sowie gegenseitige Rücksichtnahme und Unterstützung. Wir möchten, dass unsere Kinder selbstbewusst werden, gut miteinander umgehen können, Verantwortung für sich und andere übernehmen und auch bei Schwierigkeiten im Leben handlungsfähig bleiben.
Unsere Jubiläumswoche
Wir haben in den letzten Tagen viel gefeiert! Die Kinder durften mit altem Spielzeug, welches Eltern und Großeltern mitbrachten, spielen. Wir hatten eine Fotoausstellung, zu deren Eröffnung sogar der MDR- Rundfunk vor Ort war. Für die Feierstunde haben die Kinder Kuchen gebacken, von dem Kinder und unsere Gäste begeistert waren.
Zum Wochenabschluss wurde es bunt in unserem Garten. Unsere Dolmetscherin kam zu uns und brachte tolle glitzernde Trachten von kurdischen Kindern mit. Wir hörten kurdische Musik, durften die Trachten anziehen und tanzen. Eine Kollegin las russische Märchen vor, erzählte dann in Deutsch den Inhalt. Der Tee aus dem Samowar und das russische Gebäck schmeckten besonders gut. Auch die alten Kreis- und Singespiele aus der Zeit der Eröffnung fanden bei den Kindern viel Anklang und begeisterte vor allem unsere Kleinsten.
Den Abschluss bildete ein großes Fest mit den Kindern, Eltern, Familien, zu dem auch ehemalige Kinder kamen und mitfeierten.
Der nächste Schritt
Unser neues Ziel die Entwicklung der Kita zum Kinder- und Familienzentrum. Damit bieten sich noch mehr Möglichkeiten für den Austausch mit den Eltern oder der Eltern untereinander und für gemeinsame Aktivitäten.
Ich wünsche uns für unsere Arbeit in der Kita auch in den kommenden Jahren viel Kraft, Erfolg und Freude, zufriedene und glückliche Kinder und Familien.
Petra Fleischer
Leiterin „Rasselbande“
Kita des Volkssolidarität SV Leipzig e.V.