Ende der 60er Jahre bestand in Leipzig die Notwendigkeit, mehr Wohnraum zu schaffen. So begannen 1970 die Planungen für das Neubaugebiet Grünau am westlichen Stadtrand von Leipzig, dem bis dahin größte Bauvorhaben der Stadt.
Den Namen Grünau erhielt der Stadtteil von einer in den 20er Jahren angelegten Gartensiedlung, welche zu Kleinzschocher gehörte und am südlichen Rand des Baugebiets lag. Durch die landschaftliche Einbettung am Rande des Kulkwitzer Sees und die Vielfalt der Parks und Alleen wird der Stadtteil diesem Namen mehr als gerecht.
Grünau erstreckt sich mit einer Länge von etwa 3,6 km und einer Breite von ca. 2,5 km beiderseits der Lützner Straße zwischen der ehemaligen Stadtrandzone Lindenau und dem Naherholungsgebiet Kulkwitzer See. Die östliche Grenze des Neubaugebietes wird durch die Brünner Straße gebildet.
Nach der Ausweisung als Wohnungsbaustandort im Bebauungsplan der Stadt Leipzig, fanden 1971 und 1972 erste Erschließungsmaßnahmen statt. Im Mai 1973 erfolgte die Ausschreibung des Bauvorhabens in Form eines Architektur-Wettbewerbes. Am 01.06.1976 wurde durch den damaligen Oberbürgermeister Karl-Heinz Müller feierlich die Grundsteinlegung vollzogen.
Im Juni 1977 Jahres wurde die erste Straße fertig gestellt, im September die erste Schule gebaut und am 03.11. desselben Jahres konnten die ersten Grünauer/innen ihre Wohnquartiere beziehen. Ende des Jahres wohnten bereits über 1000 Einwohner/innen im Stadtteil, drei Jahre später bereits 16.900 Bürger/innen. Und diese Entwicklung hielt an, so dass 1985 die Einwohnerhöchstmarke von 89 000 erreicht wurde.
Während der Wohnungsbau rasant voran ging, blieben der Straßenbau und die Errichtung von Verkaufsstellen, Freizeit- und Dienstleistungseinrichtungen zunächst auf der Strecke. Im April 1978 wurde die S-Bahn bis zur Grünauer Allee verlängert und ein Jahr später fuhr bereits die erste Straßenbahn bis Grünau-Süd (heute Ratzelbogen).
Nach der Wende wurde versucht, das Defizit an Dienstleistungs- und Einzelhandelseinrichtigen in Grünau auszugleichen. Im August 1990 eröffnete ein Massa-Markt in einem provisorischen Einkaufszentrum, kurz darauf folgte der Bau eines Verkaufzeltes der Firma Allkauf in der Kiewer Straße.
Mit der Fertigstellung und Einweihung des KOMM-Hauses (WK 8) im Februar 1991 kam es zu einem vorläufigen Baustopp in Grünau. Doch bereits 1994 öffneten der Ratzelbogen und das Jupiter-Center ihre Pforten. Ihnen folgten in den darauf folgenden Jahren der Bau eines Einkaufs- und Ärztezentrums in Lausen, die Eröffnung des PEP-Komplexes an der Lützner Straße und im Jahre 1996 der Bau des Allee-Centers an der Stuttgarter Allee.
Zu den charakteristischsten Merkmalen Grünaus zählten ohne Zweifel lange Zeit die 16-geschossigen Punkthochhäuser, welche im Rahmen des „Stadtumbau Ost“ ab 2002 nach und nach verschwunden sind. Ein großer Teil der übrigen Plattenbauten wurde in den letzten Jahren saniert. Doch nach der Abwanderungswelle der 1990er Jahre liegt der Leerstand teilweise noch immer bei über 20%.
Seit 2006 wird Grünau im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ gefördert, wodurch neue Impulse für die Entwicklung des Stadtteils gegeben werden konnten. Eine große Herausforderung des Stadtteils war der angestrebte Rückbau von weiteren Wohneinheiten, vor allem in den Wohnbereichen WK 7 und 8. Das Informationsdefizit der Bürger/innen, aber auch das mangelnde Angebot an adäquaten Ersatzwohnungen (insbesondere Zweiraumwohnungen) im Stadtteil führte dazu, dass immer noch ein hoher Anteil von Bewohner/innen Grünau verließ und in andere Stadtteile abwanderte. Um diesem Problem entgegenzuwirken, hatte die Stadt Leipzig die „Entwicklungsstrategie Grünau 2020“ erarbeitet hat, mit dem den Bürger/innen des Stadtteils mehr Sicherheit vermittelt werden soll. Dadurch sollte in Grünau nicht mehr Rückbau, sondern viel mehr die kreative Aufwertung von freigewordenen Flächen Gegenstand der Planungen sein. Zugleich sollte dieses Konzept auch das Bekenntnis der Stadt zum Wohnstandort Grünau zeigen.
Seit 2012 ist sowohl in der Gesamtstadt als auch in Grünau eine positive Bevölkerungsentwicklung zu verzeichnen, die nicht mehr auf Schrumpfung, sondern auf Wachstum ausgerichtet ist. Dieser Entwicklung Rechnung tragend wurde für Grünau ein neues Stadtteilentwicklungskonzept „STEK 2030“ erarbeitet, dass die notwendigen Anpassungen in den Rahmenbedingungen aufgreift und neue Schwerpunkte und Ziele für verschiedene Themenbereiche festlegt. Dieses Konzept wurde im Mai 2018 vom Stadtrat beschlossen und dient nun als Handlungsgrundlage für die Weiterentwicklung Grünaus.
Stadtteilentwicklungskonzept (STEK) „Grünau 2030“: STEK Grünau 2030