„Wohngebiet am Lindenauer Hafen soll 2016 starten“


Baubürgermeisterin weist Kritik von Investor Arcadia zurück, versendet aber selbst eine falsche Karte
Leipziger Volkszeitung vom 07.05.2015


Vor dem geplanten Wohngebiet am Hafeneingang sollte ursprünglich ein Teil der alten Landzunge weggebaggert und zum Wasserbecken (roter Rahmen) werden. (Grafik: LVZ)


Der Streit um die Zukunft des geplanten Wohngebiets für rund 1000 Menschen am Lindenauer Hafen schlug gestern hohe Wellen. Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos) ließ am Abend eine Pressemitteilung verschicken, in der sie die Kritik des bisherigen Hauptinvestors Arcadia zurückwies. Sowohl in den Auslobungsunterlagen als auch bei einem Rückfragekolloquium des Bieterwettbewerbs sei klar gemacht worden, dass eine Entwicklung des Westufers und die Erweiterung des Hafenbeckens im Eingangsbereich nur eine langfristig geplante Maßnahme darstelle. Wie berichtet, hatte Arcadia am Dienstag seinen Ausstieg aus dem Projekt erklärt und zur Begründung angeführt, dass die Erweiterung des Beckens offenbar ganz gestrichen sei: aus Naturschutzgründen.
Letzteres bestätigte gestern das Umweltdezernat der Stadt. Laut Fachfrau Angela Zábojník ragt seit dem kriegsbedingten Abbruch des Hafenbaus 1943 eine lange Landzunge in das Wasserbecken hinein. Vor einigen Jahren habe es Pläne gegeben, die Landzunge vor dem künftigen Wohngebiet wegzubaggern. Damit wäre die Zunge zur Insel geworden und vor den Häusern ein Wasserbecken entstanden. In Absprache mit den Naturschutzbehörden wurde dieser Plan aber wieder fallengelassen. Stattdessen werde – ab nächste Woche – nur der Wasserarm nordöstlich der Zunge entschlammt und damit schiffbar gemacht. Der westliche Wasserarm bleibe dauerhaft der Natur vorbehalten. Ab der Freigabe des Hafens für Boote im Juli werde er durch eine Bojenkette abgesperrt.
Kurios ist, dass die Stadt sogar in ihrer gestrigen Pressemitteilung eine falsche Karte versendete, die sich so auch in der Auslobung für die Grundstücksverkäufe befand. Dort ist die (längst beerdigte) Insel-Variante mit dem Wasserbecken vor dem Baugebiet abgebildet.
Wie dem auch sei: Dubrau betonte in ihrer Darstellung, dass es bereits Ersatz für Arcadia gebe. Anfang März habe sie dem Projektentwickler selbst mitgeteilt, dass die Stadt die Verhandlungen über die Baulose 3 und 4 als gescheitert ansieht, weil Arcadia nicht abschlussorientiert vorgegangen sei. Für Los 4 liege mittlerweile eine verbindliche Reservierung eines anderen Kaufinteressenten vor, für Los 3 folge eine Reservierung in den nächsten Wochen. „Ziel ist ein Baubeginn 2016“, so die Bürgermeisterin.
Tatsächlich scheint ihr Dezernat jetzt richtig Druck bei der Flächen-Vermarktung zu machen. Nach LVZ-Informationen wurde der Leipziger Selbstnutzer-Initiative das Baulos 5 (für ein Haus mit 22 Wohnungen) mangels Interessenten wieder entzogen und an einen hiesigen Bauträger als verbindliche Reservierung übertragen. Die Selbstnutzer bleiben jedoch für 15 Eigenheime in der zweiten Reihe zuständig, von denen das erste ab Oktober 2015 errichtet werden soll.

Jens Rometsch

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 07.05.2015