„Was wird aus geschlossenen Schulen in der Stadt? „


Ein Teil der maroden Häuser erlebt ein Comeback als Bildungsstätte – allerdings erst in einigen Jahren
LVZ vom 31.03.2014:

Besprüht, beschmiert, teilweise angebrannt – in vielen Stadtteilen stehen Gebäude leer, in denen viele Generationen von Leipzigern Unterricht hatten. Dabei erlebt die Stadt mit neuen Kindertagesstätten und Schulsanierungen gerade einen Bauboom. Doch was wird aus den altehrwürdigen Gebäuden? Die LVZ hat nachgehakt.

„Kinder müssen mit Straßenbahnen und Bussen durch die ganze Stadt fahren, obwohl Schulen direkt vor ihrer Haustür leer stehen“, kritisiert LVZ-Leser Rolf Eidam aus Grünau. Er hat beispielsweise die ehemalige 55. Schule in der Ratzelstraße im Blick, die 1929 für die Kinder der neu erbauten Siedlung „Meyersche Häuser“ eingeweiht worden war – als Besonderheit im Bauhaus-Stil. Zuletzt diente das architektonisch interessante Haus in Kleinzschocher als Ausweichquartier fürs Kant-Gymnasium, dessen Gebäude in der Scharnhorststraße saniert worden war. Doch seit gut anderthalb Jahren steht das Gebäude leer. „Eine Reaktivierung als Oberschulstandort ist vorgesehen“, sagt Elke Laganowski, die Sprecherin des Amtes für Jugend, Schule und Bildung. Bauarbeiten sollen Anfang 2015 beginnen und bis 2017 dauern.

Vergessen ist das ehemalige Lichtenberg-Gymnasium in der Alten Salzstraße. Was daraus wird, scheint die Verwaltung derzeit selbst nicht zu wissen. „Wir gehen davon aus, dass dieser Standort wieder als Schule genutzt werden muss, wenn sich für Grünau und West eine solch positive Entwicklung der Schülerzahlen zeigt, die das Einrichten zusätzlicher Standorte erforderlich macht“, so Laganowski. Eine Entscheidung soll frühestens 2018 fallen. Laut LVZ-Informationen ändert sich bis dahin in Grünau nicht viel – mit Ausnahme überfälliger Teilinvestitionen ins Max-Klinger-Gymnasium sowie laufende Reparaturen an anderen Schulen.

Einen Lichtblick gibt es hingegen für das Gebäude des ehemaligen Richard-Wagner-Gymnasiums in der Karl-Vogel-Straße, das bereits seit Juli 2001 leer steht. Es wird bis 2016 als Domizil für die Sprachheilschule „Käthe Kollwitz“ ausgebaut, die derzeit auf zwei Standorte in Anger-Crottendorf und Altlindenau verteilt ist. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein. Das gilt auch für die beiden Gebäude in der Gorkistraße, die als Gymnasium hergerichtet werden (die LVZ berichtete mehrfach).
Einen Hoffnungsschimmer gibt es für das seit 20 Jahren nicht mehr genutzte Gebäude in der Ihmelstraße, das laut Schulentwicklungsplan künftig als Oberschule gebraucht wird. Mittlerweile hat Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) den Standort als Quartiersschule im Leipziger Osten in sein Arbeitsprogramm bis 2020 aufgenommen. Das heißt: Gymnasium und Oberschule sollen an einem Ort verknüpft werden. Ideen dafür wurden bei einem Bürgerworkshop gesammelt. Ein Baubeginn ist für 2016 vorgesehen, die Nutzung ab 2019 geplant.
Nicht mehr als Schule vorgesehen sind die Gebäude Dieskaustraße/Gießerstraße sowie Lützner Straße/Straße am See, die bereits an private Nutzer verpachtet oder verkauft worden sind. Die ehemalige „58.“ am Wahrener Opferweg wird mit Unterstützung der Montagstiftung für eine komplette Sanierung vorbereitet und soll ab 2017 die jetzige Paul-Robeson-Grundschule aufnehmen, damit die gleichnamige Oberschule in der Jungmannstraße künftig ausreichend Platz hat.

Mathias Orbeck

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 31.03.2014