Themenabende Grünau – Ein Rückblick

Letzter Themenabend „Wohnen und Quartiere“ brachte nochmals neue Ideen für die Erarbeitung des Stadtteilentwicklungskonzeptes Grünau

Wie bereits mehrfach berichtet, wird von der Stadt Leipzig unter Federführung des Amtes für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) ein neues Stadtteil-entwicklungskonzept für Grünau erarbeitet, das für die nächsten 10 Jahre die Entwicklung des Stadtteils begleiten soll. Notwendig wurde dies, da die bisherige „Entwicklungsstrategie Grünau 2020“ von zurückgehenden Einwohnerzahlen und damit von weiterer Schrumpfung des Stadtteils ausgegangen war. Seit ca. 3 Jahren ist jedoch eine positive Bevölkerungsentwicklung für die Gesamtstadt zu beobachten, die sich inzwischen auch auf Grünau auswirkt. Zwar ist im Saldo noch kein relevanter Zuwachs zu verzeichnen, aber sehr wohl eine Stabilisierung der Bevölkerungszahlen. Wenn die Entwicklung anhält, wird sich diese positive Entwicklung in den nächsten Jahren auch in Grünau spürbar zeigen.

Diese veränderten Bedingungen bilden die Grundlage für das neu zu erarbeitende Stadtteil-entwicklungskonzept. Dazu wurden in den letzten Monaten verschiedene Themenkomplexe untersucht und Erkenntnisse und Ansätze mit den Grünauer/innen diskutiert: Zum Auftakt des Beteiligungsprozesses Anfang 2014 veranstaltete das ASW gemeinsam mit „Lernen vor Ort“ eine „Bildungswerkstatt Grünau“. Weiterführend standen im Rahmen von Themenabenden 2014 die Themenkomplexe „Wirtschaft, Arbeit und Zentrenentwicklung“ sowie „Umwelt, Mobilität und Gesundheit“ (Juni 2014) und „Kultur, Freizeit, Sport und Soziales“ (September 2014) auf dem Programm.

Dabei wurden diese Themenkomplexe nicht zufällig ausgewählt. Das Thema „Bildung“ ist nicht nur aufgrund der dichten Bildungslandschaft schon immer ein wichtiges Thema in Grünau gewesen und soll es auch zukünftig spielen. Während „Wirtschaft, Arbeit und Zentrenentwicklung“ eine große Herausforderung für die Entwicklung Grünaus darstellt und „Kultur, Freizeit, Sport und Soziales“ einer Weiterentwicklung bedürfen, kann Grünau insbesondere bei den Themen „Mobilität und Gesundheit“ aufgrund der bereits guten Standards und Gegebenheiten teilweise eine Vorreiterrolle in Leipzig einnehmen.

Und genau das ist das Ziel des zu erarbeitenden Stadtteilentwicklungskonzeptes: Die Entwicklung Grünaus an Themen koppeln, die einerseits notwendig sind, andererseits Chancen bieten, um Leipzigs größten Stadtteil langfristig zukunftsfähig zu entwickeln.

Zum Abschluss dieses Bürgerbeteiligungsprozesses wurde Ende Januar 2015 ein für Grünau wichtiges Thema mit übergreifendem Bezug aufgerufen: „Wohnen und Quartiere“. Dabei standen Fragen der Qualitäten und Strukturen, aber auch Nutzungspotentiale und Wohnraumsicherung im Mittelpunkt. Zentrale Frage: Was bedarf es, um die Quartiere für neue Bewohnergruppen (aufgrund der demografischen Entwicklung insbesondere jungen Menschen und Familien) interessant zu machen?

Verwiesen wurde als Einstieg in das Thema nochmals auf die wichtigsten Fakten für Grünau: ein um ca. 6 Jahre höherer Altersdurchschnitt und ein um ca. 5 % höheres Sozialhilfeniveau als in der Gesamtstadt, ein Leerstand von noch immer durchschnittlich 15 % gegenüber 8 % in Leipzig, aber auch ein Sanierungsstand von 85 % und – neben Paunsdorf – das günstigste Mietniveau in Leipzig. Außerdem: sowohl durch die natürlichen Gegebenheiten (Kulkwitzer See, Schönauer Lachen) als auch durch die Folge des Rückbaus bedingte Freiflächenpotentiale, die teilweise bereits genutzt werden, teilweise aber noch für eine kreative und bedarfsorientierte Nutzungen zur Verfügung stehen.

Betrachtet wurden beim Thema „Wohnen“ vor allem das Generationenwohnen, die Mischung verschiedener Wohnformen sowie die Möglichkeiten, die sich durch die Freiflächenpotentiale bieten. Diese Standortvorteile müssen noch mehr und besser in der Öffentlichkeitsarbeit für den Stadtteil herausgestellt sowie mit kreativen Konzepten weiterentwickelt werden. Nach dem ebenfalls noch in Erarbeitung befindlichen „Wohnungspolitischen Konzept“ für Leipzig soll jeder, der nach Leipzig kommt, adäquaten Wohnraum bekommen. Das beinhaltet auch entsprechend bezahlbaren Wohnraum und eine gesunde Durchmischung verschiedener sozialer Gruppen, um die Gefahr der Segregation (Entmischung von Bevölkerungsgruppen und Konzentration von homogenen Bevölkerungsschichten in einem Gebiet) zu verhindern. Übereinstimmend als nicht geeignet wurde von den Anwesenden die Aufteilung nach ausschließlich Senioren-, Familien- und jungen Wohngebieten angesehen. Vielmehr wurde die Organisation des Zusammenlebens verschiedener Generationen favorisiert, wobei die Bedürfnisse der jeweiligen Gruppen berücksichtigt werden müssen. Dass zum Teil gleiche Anforderungen von verschiedenen Nutzergruppen (barrierefreie Zonen und Stellplätze im Haus sowohl für Kinderwagen als auch Rollatoren oder Behindertenrollstühle) gebraucht werden, sollte dafür genutzt werden.

Als Gewinn für Grünau werden nach anfänglicher Skepsis inzwischen auch die Neubau-Projekte der Wohnungsunternehmen (Kulkwitzer Seeterrassen der WG Lipsia, „Junges Wohnen“ der WG Kontakt am Frankenheimer Weg, Senioren-Projekt der Wogetra zwischen Pep und AlleeCenter sowie das Mehrgenerationen-Projekt der Johanniter im WK7) empfunden. Vor allem auch deswegen, da diese Projekte nicht nur im Zentrum, sondern auch an der Rändern bzw. in bisher eher schwierigen Lagen umgesetzt werden und somit zu einer Stabilisierung dieser Gebiete beitragen können.

Darüber hinaus weist Grünau weitere Besonderheiten auf, die eine nähere Betrachtung in Bezug auf die zukünftige Entwicklung erfordern. Aufgrund der Größe und Verschiedenheit des Gebietes ist Grünau nicht homogen, sondern weist in den verschiedenen Wohnkomplexen quantitativ und qualitativ unterschiedliche Potentiale und Defizite auf. Diese werden bei der Strategieentwicklung berücksichtigt und wurden insbesondere bei der Frage der „Gestaltung der Quartiere“ thematisiert. Anhand von Leitbilder sollen die jeweiligen Potentiale der Quartiere in Grünau Ost (WK 1, 2, 3), Grünau Mitte (WK 4, 5.2,), Schönau (WK 5.1) und Grünau West (WK 7 und 8) betont und weiterentwickelt werden. So wurde in Grünau Ost vor allem die Konzentration von Angeboten für Kinder und Jugendliche hervorgehoben („Junge Alte Salzstrasse“), in Grünau Mitte die hohe Dichte an Handels-, Freizeit- und Bildungseinrichtungen, in Schönau die Verbindung von starkem Grünbezug und individuellen Wohnformen sowie in Grünau West die Erholungsmöglichkeiten (Kulkwitzer See, Urbaner Wald) in Verbindung mit neuen Wohnformen und der Bedeutung als Gesundheitsstandort.

Ebenfalls aufgenommen wurden die noch vorhandenen Defizite in den einzelnen Gebieten, die teilweise übergreifend sind (z.B. baulicher Zustand der Bildungseinrichtungen), einen zum Teil dringenden Handlungsbedarf aufweisen und deshalb auch Schwerpunkt in anderen Konzepten wie z.B. bei der Schulnetzplanung sind.

Dass das Thema nicht nur Grünauer/innen interessiert, wurde an der Zusammensetzung der Mitwirkenden an diesem Abend deutlich: neben Bürger/innen waren auch Vertreter/innen der Politik, von Wohnungs-unternehmen und Bürgervereinen sowie Forschungszentren anwesend. Insofern ist das ASW als federführendes Amt optimistisch, dass das Stadtteilentwicklungskonzept für Grünau in seiner Endfassung auf einen breiten Konsens treffen wird, der dafür geeignet ist, für Grünau in den nächsten 10 Jahren eine weitere positive Entwicklung zu erreichen.