„Theatrium: ‚Casablanca‘ unerwartet anders“

Premieren-Kritik der Leipziger Volkszeitung vom 09.05.2011:

1942 sorgte ein Film für Furore, der als einer der besten Liebesstreifen schlechthin gilt: „Casablanca“. Durch ihn wurde Humphrey Bogart zu einer Ikone seiner Zeit und Filmzitate zu geflügelten Worten unter Cineasten. Dass sich auch heute noch moderne Adaptionen des Kassenschlagers großer Beliebtheit erfreuen, bewies das ausverkaufte Theatrium in Grünau, das am Freitag zur Premiere des Jugendtheaterprojekts „Casablanca – Das Musical“ einlud.
All diejenigen, die eine musikalische Neuinszenierung des Klassikers erwarten, erleben eine gewaltige Überraschung. Nicht die Romanze zwischen Rick Blaine und Ilsa Lund ist es, die erzählt wird, sondern vielmehr der schwierige Weg, den ein Ensemble erst einmal beschreiten muss, bevor es zur Uraufführung eines Theaterstücks kommt. Im Fokus der Geschichte stehen 13 aufstrebende Protagonisten, die sich, beginnend mit dem obligatorischen Casting, über sechs Wochen dem herrischen Regisseur Sean Curtiz (Falko Köpp) stellen müssen, um das Musical „Casablanca“ auf die Bühne zu bringen.
Doch so schwarz-weiß wie die alten Filmbilder sind diese Charaktere bei weitem nicht. Vom flirtenden Proll über den schüchternen Nerd bis hin zur arroganten Fräulein Tochter; auf humorvolle Weise prallen hier die unterschiedlichsten Typen aufeinander. Mit großer Feinfühligkeit und einem guten Auge für das Talent ihrer Schützlinge scheint die künstlerische Theatrium-Leiterin Sandra von Holn, verantwortlich für die Regie des Bühnenwerks, dabei die jugendlichen Schauspieler ausgewählt zu haben. So mimt Livia Rathmann die quirlige Jacqueline Köpp auf solch einnehmende Weise, dass man am liebsten mit diesem Schusselchen befreundet sein möchte.
Die Handlung hingegen überzeugt nicht immer in vollem Maße. Obgleich darum bemüht, möglichst viele Motive des Films aufzugreifen oder Hörgenüsse à la „As Time Goes By“ sowie eine eigenständige zeitkritische Erzählung zu bieten, huscht die Truppe merklich durch die letzten Minuten und lässt so manch einen Zuschauer ein wenig unzufrieden mit dem Ausgang der Geschichte zurück.
Dessen ungeachtet ist dem Grünauer Theatrium mit „Casablanca – Das Musical“ ein kurzweiliger Zeitvertreib gelungen, der gerade durch seine großartige Besetzung viel Charme versprüht und einmal mehr davon zeugt, dass tatsächlich in der Jugend die Zukunft vieler Dinge liegt.
Anne-Sophie Kretschmer

Nächste „Casablanca“-Vorstellung am Freitag, 13. Mai, um 20 Uhr. Karten können reserviert werden unter 0341 9413640 oder per Mail an theatrium@gmx.de

Quelle (Text + Foto): Leipziger Volkszeitung vom 09.05.2011