„Stimmung wie auf dem Broadway“

Montessori-Schüler rocken mit Gen Rosso die Musical- Bühne im Haus Auensee
Artikel der Leipziger Volkszeitung vom 02./03.03.2013:

Ein Musical mit 220 Schülerinnen und Schülern des bischöflichen Maria-Montessori-Schulzentrums ist der Höhepunkt einer Projektwoche in Grünau. Tagelang haben die Jugendlichen geprobt, am Bühnenaufbau, an Licht und Sound gearbeitet. Nun ist es so weit. Der große Auftritt im Haus Auensee steht kurz bevor. Der Saal ist überfüllt.
Mit Bockwurst und Bier in der Hand erkämpft sich ein Vater einen der letzten freien Plätze. Mehr als 1000 Besucher wollen das Musical „Streetlight“ anschauen, das die Schüler mit professioneller Hilfe binnen drei Tagen auf die Beine stellten. Alle laufen wie aufgescheucht hin und her. „Meine Tochter hat eben noch ihre Choreo geübt“, erzählt Bettina van Bilzen. „Sie ist sehr aufgeregt, genauso wie ich.“ Freudiger Jubel bricht aus, als endlich das Licht erlischt. Im Vorprogramm zeigen Trommler, Stocktänzerinnen, Mantra-Sänger und die Sound- und Lichttüftler ihr Können.
Die Show ist Höhepunkt des Projekts des Vereins Starkmacher, das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und vom Europäischen Sozialfonds unterstützt wird. Jugendliche sollen hier ihre Stärken entdecken und auf der Bühne umsetzen. Dabei helfen ihnen die Sänger, Musiker, Tänzer und Schauspieler der internationalen Künstlertruppe Gen Rosso. Sie übernehmen die Hauptrollen. Tomek Mikusinski ist einer der Protagonisten. Er spielt das Chicagoer Gangmitglied Jason, dessen geliebte Lisa von einer rivalisierenden Gang umgebracht wird. Nun soll er seinen Freund Charles erschießen, der sich nicht an der Rache für Lisa beteiligen will. Das Musical basiert auf einer wahren Geschichte, die auf der Bühne mitreißend erzählt wird: Trommel-Percussions wechseln mit schnulzigen Liedern, mischen sich mit Rock’n’Roll, Discobeats und Tanzchoreografien. In Baggy Jeans und Basketballtrikots erinnern die Hauptdarsteller an eine Boyband. Hinter ihnen füllt sich die Bühne immer wieder mit den neuen Tänzern und Sängern. Eine Gruppe mit bunten Blechtrommeln heizt ein. Die Mädchen aus dem Hiphop-Workshop zeigen ihre Kreationen. Das Publikum ist begeistert.
„Wir haben Standing Ovations bekommen“, jubelt Schulleiter Sebastian Heider kurz vor der zweiten Vorstellung. „Das war echt sensationell!“ Derweil bereiten sich die Jugendlichen erneut für ihre Auftritte vor. „Ich habe diese Nacht nicht wirklich geschlafen“, erzählt Michelle Kuhnt. Die 14-Jährige ist in der Broadway-Gruppe und muss gleich zu Anfang auf die Bühne. Das Lampenfieber sei trotz erster Bühnenerfahrung groß. „Aber es ist echt ein tolles Erlebnis, vor Hunderten aufzutreten und Applaus zu bekommen.“
Auf der Empore beobachten Jonas Spiegel und Philipp Müller das Geschehen. „Um ehrlich zu sein, mich nimmt die Story nicht wirklich mit“, sagt Philipp. „Aber die Stimmung ist super und die Musik cool“, steuert Jonas bei. Beide Zehntklässler haben an den Licht- und Soundworkshops teilgenommen, beim Bühnenaufbau geholfen und dann live die Licht- und Soundshow gestaltet.
Um Mikusinski schart sich nach der Show eine Gruppe Jugendlicher. Jeder möchte ein Foto mit dem „Star“. „Die Schüler waren echt stark“, sagt Mikusinski. „Ich habe das Gefühl, dass die Kids hier ganz besonders viel Energie mitgebracht haben, und die nehmen wir jetzt mit auf unsere Reise.“
Der nächste Stopp für die Band ist eine Schule in Tschechien. Strahlend posiert auch der Schulleiter für Fotos. „Ich bin begeistert. Bei manchen Kindern hätte man nicht vermutet, dass sie eine solch starke Show hinlegen, sich da so reinhängen und begeistert sind. Sie haben sich ihren Applaus redlich verdient.“

Lisa Berins


Stimmen

Julia Meier (13), Schülerin: Ich habe beim Breakdance mitgemacht. Es war echt cool und der Applaus war groß. Ich bin erleichtert, dass sich keiner vertanzte. Ich bin ein bisschen traurig, dass es vorbei ist.

Martin von Wolffersdorff (29), Betreuer: Unsere Lebenshilfe-Werkstatt ist mit acht Betreuern und 18 Behinderten hier. Das Musical kommt auch bei den Behinderten super an, die Begeisterung ist echt Wahnsinn.

Christina Haberecht (59), Schulleiterin: Ich bin mit den neunten und zehnten Klassen der Pestalozzi-Mittelschule hier. Für die Schüler ist das Thema Drogensucht und Gewalt natürlich aktuell. Die Show war klasse.

Laurence Czermak (13), Schüler: Ich fand die Musiker toll und dass sie mit Gitarren und Schlagzeugen auf die Bühne gingen. Ich habe bei der Trommelperformance mitgemacht. Da habe ich viel gelernt.

Valentina Osterloh (13), Schülerin: Die Story war cool. Ich trat im Vorprogramm mit dem Indian-Workshop auf. Es war echt krass, vor tausend Leuten zu stehen. Da war ich total aufgeregt, weil einen alle gesehen haben.


Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 02./03.03.2013