„Sprungbrett“ feiert Halbzeit

Seit März 2012 wurde während zahlreicher Workshops des derzeitigen Jugendprojekts der Freiwilligen-Agentur Leipzig e.V. im Radiostudio geschwitzt, nachgebohrt, geknipst, vor und hinter der Kamera durchgedreht und getönt. Nun sind in kommender Zeit einige der Ergebnisse dieser Anstrengungen in Leipzig zu sehen.

Die Erwartungen waren hoch an jenem Montag im August 2012 als der erste Medien-Workshop von „Sprungbrett“ bei Radio Blau startete. Bis dahin hatten die Projekt-organisatorinnen Kontakte geknüpft, MedienpartnerInnen gesucht sowie Konzepte ausgearbeitet. Nun aber konnte es an die konkrete Arbeit mit Jugendlichen gehen. Mission war, die Antwort auf die Frage „How to make a Radio-Show?“ zu finden. Mit Willkommens-Schildern in verschiedenen Sprachen begrüßten die Workshopleiterinnen von Radio Blau und „Sprungbrett“ Joshua, Sabri, Mahdi, Bea, Amba, Boko, Jafaar, Egzon und Kenan. Nach einem kleinen Warm-up und einer Führung durch das Studio von Radio Blau ging es an die technischen Details der Aufnahme(-geräte) und ein wenig Theorie zum Radiojournalismus, genauer zu Recherche, Interviews, Umfrage, Collage sowie der Bedeutung von Musik im Radio. An den folgenden Tagen des Workshops interviewten die Jugendlichen LeipzigerInnen zu ihrem persönlichen Musikgeschmack. Danach recherchierten sie zu den Ergebnissen, um im Anschluss ihre Moderationen „den roten Faden durch den Beitrag“ einsprechen zu können. Doch beim Sprechen allein blieb es nicht: Die Jugendlichen beatboxten und sangen für ihren Beitrag auch selbst etwas ein. Herausgekommen ist ein buntes Potpourri, das im letzten Schritt noch zusammengeschnitten wurde und den Titel „We are the world“ bekam sowie am 19.08.2012 auf Radio Blau ausgestrahlt wurde. Die Feuertaufe war geglückt, in der Feedbackrunde sagte Bokonzi: „Es war sehr toll, interessant, lustig und einfach cool. Ich fand es sehr gut, dass wir Leute auf der Straße befragen und unser Thema selbst wählen durften.“

„How to make Radio?“ war aber keine Eintagsfliege. Weitere Workshops folgten seitdem: Bei „How to be Paparazzi?“ stand im Vordergrund, was Fotografie überhaupt ist und was ein gutes Foto ausmacht. Die TeilnehmerInnen setzten die Tipps des freien Fotografen Hugo Herold und von Robert Weinhold des Jugendpresse e.V. – die das „Sprungbrett“-Team tatkräftig unterstützen – sofort „learning by doing“ um.

Von der Fotografie ging es im Anschluss zum Film über. Ein Quantensprung? Nicht für alle! Das Drehbuchschreiben war gar nicht so einfach wie gedacht. Aber die freie Filmgruppe Cinemabstruso holte alles aus den Teilnehmenden aller Kulturen heraus: Bei „How to make a Movie?“ entstanden innerhalb von drei Tagen zwei Kurzfilme. Ihr schauspielerisches Talent konnten interessierte Jugendliche in der Wartezeit bis zum „How to make Rap-Music?“-Workshop mit Zeitungs-Theater überbrücken.

Doch in der vorletzten Woche der vergangenen Sommerferien war es dann so weit: Eine bunt gemischte Gruppe Leipziger Jugendlicher traf sich im OFT „Völkerfreundschaft“ in Grünau mit einem gemeinsamen Ziel: in einer Woche gemeinsam ein Rap-Lied zu schreiben und aufzunehmen. Unterstützt vom Musikproduzenten Behnud Ghiasynejad machten sich die Jugendlichen an die Arbeit. Das Thema für den Song war „Zukunft“. Mit Tipps und Tricks, mit Spielen und Gesprächen fühlten sich die Teilnehmenden langsam in die Rolle der Schreiberin/des Schreibers ein. Einige TeilnehmerInnen entschieden sich aber doch lieber für das Singen des Refrains oder für die Gestaltung des CD-Covers – damit waren die Rollen verteilt, ganz nach Wunsch und Geschmack. Am vierten und fünften Tag des Workshops trafen sich die MCs Maike, Kenan, Mike, Liesa, Jaroslav, Tine, Sabri, Egzon, Gizem, Freddy, Philipp und Claudia im OFT „Rabet“, im Leipziger Osten, um den fertig geschriebenen Song im Tonstudio von Behnud aufzunehmen. Herausgekommen ist ein Song mit dem Titel „Meine Zeit“.
Seit letzter Woche ist der Rap-Song unter www.fwal.de/sprungbrett/blog-sprungbrett zu hören. Mit Textzeilen wie „Denk ich an Morgen, somit geht’s mir gut, denn auch ich spür in mir diesen heftigen Schub, diesen Drang, nichts im Leben zu versäumen; lieber Handeln anstatt nur zu Träumen!“, brachten die TeilnehmerInnen ihre Gedanken rund um das Thema „Zukunft“ zu Papier. Herausgekommen ist ein Lied, das Ohrwurmqualitäten hat.


Die Ergebnisse der Foto- und des Film-Workshops werden im Rahmen der Interkulturellen Wochen Leipzig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht:

Am Mittwoch, den 2. Oktober lädt die Freiwilligen-Agentur um 19.00 Uhr in ihre Räumlichkeiten auf dem Dorotheenplatz 2 zur Eröffnung der Fotoausstellung „Was ist Toleranz?“ ein. Mit einem bunten Rahmenprogramm aus interkulturellen Eindrücken, Gesängen und Speisen wird das Publikum durch den Abend geführt. In der Ausstellung zeigt die Freiwilligen-Agentur Leipzig e.V. Fotos, die Leipziger Jugendliche aller Kulturen rund um das Thema „Toleranz“ gemacht haben. Die jungen FotografInnen gingen auf Spurensuche an Orte, welche sie tagtäglich bewegen. Bildhaft wurden Situationen, Emotionen und Wünsche mit ganz persönlicher Perspektive festgehalten. Zu sehen sind wundervolle, analoge sowie digitale Schwarzweiß- und Buntfotografien, die sogar teilweise von den Jugendlichen selbst entwickelt wurden.
Die Ausstellung ist im Anschluss an die Vernissage bis zum 19. Dezember 2013 immer montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10.00 bis 16.00 Uhr sowie mittwochs von 10.00 bis 18.00 Uhr in der Freiwilligen-Agentur Leipzig, Dorotheenplatz 2 zu besichtigen. Das Angebot ist kostenfrei.

Am Freitag, den 27. September um 16.00 Uhr zeigt die Kinobar Prager Frühling im Rahmen der Interkulturellen Wochen Leipzig den Kurzfilm „Grenzwertig“ als Vorfilm zu „Nenn mich einfach Axel“ (Spielfilm, DK, 2003, Regie: Pia Bovin, 85 min., FSK:6). Entstanden ist „Grenzwertig“ im Rahmen des Film-Workshops „How to make a Movie?“. Innerhalb von drei Tagen erprobten sich Jugendliche aller Kulturen vor und hinter der Kamera und verwandelten sich in DrehbuchautorInnen, SchauspielerInnen, RegisseurInnen oder CutterInnen. Das Ergebnis hat seinen Weg nun auch ins Kino gefunden. Der Eintritt kostet 4,00 Euro.
„Bis jetzt haben an unseren Workshops 90 Jugendliche teilgenommen, die alle ihre kulturellen Hintergründe, unterschiedlichen Charaktere und ganz viel Power in die Ergebnisse haben einfließen lassen. Daher freuen wir uns umso mehr, dass wir die Möglichkeit haben, einige der Ergebnisse nun allen LeipzigerInnen präsentieren zu können. Natürlich sind alle im Workshop entstandenen Interviews, Radiosendungen, Filme und Songs auch auf der Homepage der Freiwilligen-Agentur Leipzig e.V. zu finden, aber eine Filmaufführung oder eine Vernissage ist doch noch einmal ein ganz besonderes Erlebnis, vor allem für die TeilnehmerInnen.“, so die Projektleiterin Andrea Scherf.


Ansprechpartnerin: Andrea Scherf – Projektleiterin „Sprungbrett“
Tel.: 0341 / 308 96 37
andrea.scherf@fwal.de

Hintergrundinformationen zum Projekt „Sprungbrett“:
Wir wagen den Sprung!: Das interkulturelle Jugendmedienprojekt „Sprungbrett“ der Freiwilligen-Agentur Leipzig e.V. (FwAL) startete im Frühjahr 2012 und dreht sich rund um Medien. Bei „Sprungbrett“ entstehen Radiobeiträge, Kurzfilme, Fotografien und Texte. „Sprungbrett“ experimentiert mit Theater, Rap und interkulturellen Themen. Dafür organisiert das Projektteam außerschulische Workshops, Kurse, Exkursionen und Veranstaltungen und arbeitet zusammen mit lokalen Medien-, Migrations- und Integrationseinrichtungen sowie KünstlerInnen. Anliegen des Projektes ist es, Jugendlichen aller Kulturen Lust auf aktive Medienarbeit und Meinungsäußerung zu machen. Die Angebote des Projektes sind kostenfrei, damit auch gerade sozial schlechter gestellte Jugendliche eine Möglichkeit haben, sich mit medialer Technik bzw. als MacherInnen zu erproben. Weitere Infos unter: www.fwal.de/sprungbrett