„Sprünge von der Rampe“

Kinderpatenschaften ermöglichen kostenloses Training im Heizhaus – Artikel der Kleinen Leipziger Volkszeitung (Stadtleben) Süd vom 04.02.2010:

Action, coole Tricks, Geschwindigkeit: Bisher hat Nora den Skatern immer nur zugeschaut. Wenn sie im Sommer die Alte Salzstraße entlang rollten, kleine Sprünge zeigten und an ihr vorbei fuhren. Dabei wohnt Nora direkt gegenüber vom Heizhaus. Tolle Rampen soll es in seiner Skaterhalle geben. Läuft Nora dort lang, kann sie das Rattern der Rollen hören. Auf so ein Brett steigen und einfach mal losfahren – das wäre schön, dachte die Zehnjährige dann manchmal. Aber ob sie das auch könnte?
Es ist Donnerstag und im Grünauer Jugendzentrum „Heizhaus“ startet auf Initiative der Kinderpatenschaften Leipzig ein neues Projekt: die Skateboard-AG. „Wir möchten Kindern und Jugendlichen aus Elternhäusern, die sich in einer schwierigen materiellen Lebenssituation befinden, den Zugang zu Freizeitaktivitäten ermöglichen“, sagt Katja Meier. „Mit Hilfe ehrenamtlicher Paten und dem Heizhaus-Verein Urban Souls haben wir Ende vergangenen Jahres bereits zwei Skateboard-Workshops durchgeführt“, so die Leiterin der Kinderpatenschaften Leipzig – ein Projekt des Internationalen Bundes (IB). „Unser Verein engagiert sich in den Bereichen Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit in ganz Deutschland. Hier in Leipzig sind wir an Schulen und Feizeittreffs herangetreten, um auf unsere Skateboard-AG aufmerksam zu machen. Anliegen ist es, die Stärken von Kindern und Jugendlichen zu fördern – schließlich sollen sie ihre Freizeit nicht nur zwischen Fernseher und Computer verbringen.“
Das möchten auch Florian, Tanja und all die anderen nicht. Aus fast allen Stadtteilen sind sie an diesem Tag nach Grünau gekommen. Den kürzesten Weg hatte Nora. Nun steht sie mit Helm auf dem Kopf und dem Brett in der Hand in der Skaterhalle und wartet auf ihre erste praktische Stunde. Sie ist kostenlos. Trainer und Ausrüstung sind es ebenfalls. „Jungs und Mädels stellt euch in einem Kreis auf“, fordert Tristan Schulze die Nachwuchs-Skater auf. „Wir machen erst mal ein paar Übungen zur Erwärmung. Dann zeigt jeder, was er vielleicht schon kann. Wir teilen in Gruppen auf und dann geht es los.“
Tristan gehört wie Lena Seik zu jenen Paten, die sich ehrenamtlich für das Projekt engagieren. „Ich organisiere und koordiniere die Anmeldungen, berate Kinder und Eltern“, berichtet Lena. „Wir möchten die Skateboard-AG gern noch an mehreren Tagen im Monat anbieten – schließlich können nicht alle auf einmal trainieren – denn dann wäre die Halle überfüllt und der Überblick ginge verloren. Deshalb würden wir uns vor allem über weitere Sponsoren freuen, die uns unterstützen und Kindern und Jugendlichen die Chance geben, hier zu trainieren.“ Denn Chancen möchte auch Lena ermöglichen. „Mädchen wollen sich übrigens genauso ausprobieren.“
Zu ihnen gehört neben der Nora auch Tanja aus Wiederitzsch. „Über den Ferienpass“ sei sie schon mal mit dem Skateboard gefahren, „sonst immer nur im Hof“, erzählt die Zwölfjährige. Nora selbst möchte bald einen „Ollie“ können. „Das ist ein Sprung mit dem Brett. Die richtige Fußstellung habe ich heute schon gelernt.“ Elegante Schleifen will sie später auch mal fahren – schließlich sei sie ein Mädchen. Der siebenjährige Paul lernt dagegen erst mal sein Gleichgewicht zu halten. Florian aus Markkleeberg will irgendwann „wie die Profis die Rampe hoch und runter rollen. Das schaff ich“, ist der 13-Jährige überzeugt. „Hier wird einem richtig geholfen.“
Ingrid Hildebrandt

Quelle (Text + Foto): Kleine Leipziger Volkszeitung (Stadtleben) Süd vom 04.02.2010

Die Teilnahme ist für Kinder mit Leipzig-Pass, Hartz-IV-Nachweis oder einem anderen Nachweis über Bedürftigkeit kostenlos. Alle anderen zahlen fünf Euro pro Nachmittag.
Die neue Skateboard-AG findet immer am letzten Donnerstag von 17 bis 19 Uhr im HIEZHAUS leipzig-Grünau in der Alten Salzstraße 63 statt.

Info:
Telefon: 0179 / 8829618 oder 0341 / 9030139
Email: Kinderpaten-leipzig@internationaler-bund.de