„Seriensieger nicht zu bremsen“

28. LVB-Triathlon: Chemnitzer Ronny Dietz gewinnt zum 6. Mal am Kulkwitzer See / Rote Karte für Hallenser Herbst – LVZ vom 25.07.2011:

Alles beim Alten: Seriensieger Ronny Dietz hat auch beim 28. LVB-Triathlon triumphiert. Der 32-jährige Chemnitzer setzte sich gestern am Kulkwitzer See zum sechsten Mal seit 1998 über die olympische Distanz durch. Beste Frau im stürmischen Wettkampf war Ines Estedt aus Neubrandenburg. Der Hallenser Marcus Herbst sah wegen Schummelei die Rote Karte.

Es zieht am See wie Hechtsuppe. Deshalb möchte der Betrachter nicht in der Haut von Hannes Heucke stecken, der seine Arme schützend um den Körper hält. Badekappe und Badehose – mehr trägt der 21-Jährige nicht am Körper und ist damit ein Exot unter der Masse von Neoprenanzug-Trägern. „Ich hätte mir ein Teil ausleihen können. Aber es geht auch so mit Adrenalin, und beim Schwimmen wird’s schnell warm“, nennt der junge Mann die nackten Tatsachen. Für den Athleten vom Dresdner Uni-Team ist es die Premiere auf der olympischen Distanz: 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen. „Ich will gut durchkommen.“
Nach Durchhalteparolen steht Ronny Dietz im Feld der 1.200 Teilnehmer nicht der Sinn. Er will wieder am „Kulki“ gewinnen, denn er ist beim Kult-Triathlon selbst schon ein bisschen die Kultperson. Es passt. Nach 1:58:02 Stunden kommt Dietz ins Ziel – locker drauf, als wäre die Ausdauer-Übung ein Spaziergang gewesen. „Herzlichen Dank ans Publikum, das war wieder echt sensationell“, bedankt sich der Chemnitzer nach seinem sechsten Streich bei den äußerst zahlreich erschienenen Fans. „Meine Taktik ist perfekt aufgegangen. Das Schwimmen lief besser als erwartet, danach habe ich meinen Vorsprung kontinuierlich ausgebaut. Der extreme Wind kam mir als guter Radfahrer entgegen“, schätzte der Sieger das Rennen ein.
Als Erster aus den 19 Grad kühlen Fluten steigt nach 21 Minuten Christian Rudolf vom Regional-Team Mitteldeutschland. Nach der Rad-Tour erreicht Favorit Dietz klar in Führung liegend den Wechselgarten. Danach folgen gleichauf der Leipziger Rudolf und Marcus Herbst (Halle). Als beide auf die Laufstrecke biegen, wird Herbst vom Kampfgericht die Rote Karte gezeigt. Doch der disqualifizierte Athlet rennt einfach weiter. Was war los? Laut Organisatoren hat Herbst beim Schwimmen abgekürzt, obendrein eine Helferin im Kajak zum Kentern gebracht. „Das ist hier noch nie passiert“, schüttelt der wie immer in Hochform agierende Moderator Andreas Clauß über die Unfairness unverständlich den Kopf. Der Schummler soll noch vor dem Ziel gestoppt werden, doch das gelingt nicht. Platz zwei, kommentarlos, freilich ungültig, w wie weg.
Dagegen wird der offizielle Zweite stürmisch von den Zuschauern gefeiert, auch Triathlon-Vater Wilfried Ehrler (82) freut sich für den Athleten. Christian Rudolf (20/2:00:08) ist absolut zufrieden. „Es geht vorwärts. Für mich waren es fast ideale Bedingungen“, sagt der Physikstudent. Zum Trickser-Vorfall an seiner Seite meint er: „Wir sind zusammen aus dem Wechselgarten. Wenn er dann die Rote Karte sieht, hat er rauszugehen. Das ist unsportliches Verhalten.“ Auf Rudolf und sein Team wartet in knapp fünf Wochen – wieder vor der Haustür – das Finale der 2. Bundesliga. In Grimma soll es mit dem Aufstieg klappen. „Das wird eine knappe Sache.“
Völlig ausgepumpt, aber glücklich ist der Drittplatzierte Bastian Dobrowald (29/2:06:00) vom SC DHfK. „Auf dem Rad habe ich viele Körner gelassen. Aber zum Formaufbau für die deutschen Meisterschaften war das heute insgesamt in Ordnung“, resümierte der Schwimmmeister an der Uni, der sich vom Hochschul-Partner bestens betreut fühlt.
Zusammen sind sie stark. Sven Bemmann und seine eingeschworene Truppe, alle Ehrenamtler, ziehen ein positives Fazit. Der Nachwuchs könne noch zahlreicher erscheinen, „aber wir bleiben bei unserem Motto Triathlon als Erlebnis“. Für das Jubiläum 2013 wird schon was angedacht, wahrscheinlich die City mit ins Konzept einbezogen.
Die Elite-Stammgäste liebäugeln mit weiteren Starts am traditionsreichen Ort. Frauen-Siegerin Ines Estedt (Neubrandenburg/2:17:08) verspricht, „wenn es terminlich mit meinem Nachwuchs-Trainerjob zu vereinbaren ist, immer gern.“ Ronny Dietz plant die Kultstätte auf jeden Fall wieder ein – ob als Aktiver oder Zaungast lässt er offen.
Kerstin Förster

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 25.07.2011