„Selbsthilfe gegen Zoff an der Schule“


Neues Vorsorge-Programm soll Umgangskultur ver-bessern und Toleranz fördern – LVZ vom 01.07.2015:

Ronny verprügelt Maik, Cindy hat krassen Liebeskummer und Frau Müller kriegt voll die Krise, wenn sie zum Deutschunterricht in die 8 b muss. Stress in der Schule gibt es genug, Strategien dagegen weniger. Mehr als jeder fünfte Jugendliche in Deutschland zeigt mittlerweile psychische Auffälligkeiten, auch Lehrkräfte haben ein erhöhtes Risiko für derartige Erkrankungen. Barmer GEK, Uni Lüneburg, Unfallkasse Nordrhein-Westfalen und Gemeinde-Unfallversicherungsverband Hannover haben deshalb ein Vorsorge-Programm aufgelegt, das jetzt auch in Sachsen und Thüringen greift: Mind Matters.
Um Sicherheit, Wertschätzung und Geborgenheit geht es und um wissenschaftlich fundierte Hilfe zur Selbsthilfe. Mind Matters soll eine für alle Seiten akzeptable Schulkultur erzeugen, bessere Arbeitsbedingungen schaffen und gegenseitige Toleranz entwickeln, um besseres Lernen zu fördern und Kinder gesunden zu lassen. Zugrunde liegt ihm die Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur Gesundheitsförderung und Prävention in Schulen.
Im Rahmen außerschulischer Weiterbildungen werden Interessierte – Lehrer, Sozialpädagogen, Nachhilfekräfte – zunächst einen Tag in das Programm eingeführt. In Hilfsstrategien und -mittel für den schulischen Alltag wie spezielle Unterrichtsmodule, Arbeitsblätter, Checklisten aber auch Elternbriefe. Das Ziel sind funktionierende Netzwerke, die die Gewalt schon im Ansatz stoppen.
„Damit es nicht zu Prügeleien kommt, gehen wir mit Schülern Alternativstrategien durch. Denn es ist besser, seine Wut in der Sporthalle abzureagieren als an den Mitschülern“, erläutert Anett Wagner, Projektverantwortliche bei der Barmer. Schüler erlernen so Auswege bei Mobbing, Rückgrat für die Seele, den richtigen Umgang mit Freunden oder eben auch das Bewältigen von Stress.
Drei Schulungen für Interessierte haben bereits im Raum Chemnitz und eine im Raum Dresden stattgefunden. In Leipzig wird es die erste am 28. Oktober geben. Sie findet in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung statt. „Unterstützung kommt auch vom Sächsischen Kultusministerium, das diese Veranstaltungen als Weiterbildungsmaßnahmen anerkennt“, so Wagner.
Eine zeitliche Begrenzung für das Projekt, das mit einer sechsstelligen Summe gefördert wird, gibt es nicht. Im Gegenteil: Ziel ist es, Mind Matters nach und nach auf das gesamte Bundesgebiet auszudehnen.

Weiter Infos: www.mindmatters-schule.de

Roland Herold

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 01.07.2015