„Schönauer Viertel ist fertig“

Punktlandung bei Großvorhaben / 1200 Menschen leben auf Ex-Kasernengelände – LVZ 27.05.2016


Zuletzt wurden vor allem Einfamilienhäuser auf dem früheren Kasernenareal am Rande Grünaus errichtet.


Mit dem Schönauer Viertel sei der Stadt Leipzig schon etwas Besonderes gelungen, lobte Dorothee Dubrau gestern. So Ungewöhnliches, dass die parteilose Baubürgermeisterin zum Abschluss der „Entwicklungsmaßnahme“ extra eine Pressekonferenz im Neuen Rathaus einberief.

Auf dem 54 Hektar großen Areal einer früheren Sowjetkaserne (das entspricht etwa dem Territorium der Alten Messe) würden heute rund 400 Häuser stehen, in denen 1200 Menschen wohnen, zählte Dubrau auf. Es gebe dort außerdem zwei Altenpflegeheime, eine Kita mit 165 Plätzen, Gewerbe und einen Einkaufsmarkt.

Das Besondere daran sei vor allem, dass die Stadt Leipzig beim Aufbau des neuen Viertels unterm Strich kein Minus gemacht hat. „Die Umwandlung solcher Konversionsflächen beschert den Kommunen sonst oft horrende Verluste.“ Hingegen habe nun eine prognostische Abrechnung der städtischen Entwicklungsgesellschaft LESG ergeben, dass das Schönauer Viertel im nächsten Jahr mit einer schwarzen Null beendet wird. „Bis dahin sind auch die letzten vier Eigenheim-Grundstücke verkauft – Vormerkungen dafür gibt es schon“, sagte LESG-Geschäftsführer Ralf-Dieter Claus.

52,4 Millionen Euro habe die Kommune in den vergangenen 20 Jahren in das Gelände investiert, so Claus. Davon seien knapp 13 Millionen Euro als Kaufpreis für die Kaserne an den Bund geflossen. Hohe Kosten entstanden anschließend bei der Beseitigung von Altlasten „bis hin zu Kampfmitteln“. Auch wurden mehr als sechs Kilometer Straßen gebaut, Lärmschutz-Anlagen errichtet und ein Fünftel des Areals als öffentliche Grünflächen gestaltet. „So viel Grün an so vielen Stellen wird es bei anderen städtebaulichen Entwicklungsgebieten kaum noch einmal geben“, meinte Dubrau. „Bei den heutigen Bodenpreisen wäre es viel zu teuer.“

Durch Fördermittel und den Verkauf des Baulands (zuletzt kostete der Quadratmeter vollerschlossen 130 Euro – 2004 waren es noch 80 Euro) schaffe die Kommune in Schönau aber fast eine Punktlandung, sagte Claus. Er erwarte ein Mini-Plus von bis zu 1,3 Millionen Euro, in der ungünstigsten Variante könnte (durch Rückforderungen von Fördermitteln) ein Mini-Minus von 200.000 Euro entstehen.

Dabei hätte das ganze Projekt nach der Jahrtausendwende fast Schiffbruch erlitten. Seinerzeit wollte niemand mehr in Geschossbauten investieren – wie sie für das Viertel geplant waren. Der Freistaat legte der Stadt nahe, lieber ein Ende mit Schrecken herbeizuführen als endlos zuzubuttern. Auf Initiative des damaligen Stadtplanungsamtsleiters Wolfgang Kunz kam es jedoch anders. Er ließ alles auf Einfamilienhäuser umstellen, für die seitdem 269 Baugrundstücke verkauft wurden.

Jens Rometsch

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 27.05.2016