„Schlechte Rapper raus, Flüchtlinge willkommen“

Rund 1300 Zuschauer beim „Beatz im Block“ Open Air

Es ist ein sonniger Abend im Schönauer Park. Leute essen etwas, lauschen DJane Buzy A, holen sich was zu trinken oder schauen sich an den Infoständen um, wie bei denen von Roter Stern oder der Antifaschistischen Aktion. Manche holen sich einen Turnbeutel, auf dem „Unicorns Against Racism“ steht, andere decken sich mit Infomaterial ein. Der Park in Grünau füllt sich stetig mit einer bunten Schar Menschen – und die Wettergötter spielen mit.

Am Freitag fand das „Beatz im Block“ Open Air zum zweiten Mal im Rahmen des Schönauer Parkfests statt. Das Festival ist eine Zusam-menarbeit zwischen dem Werk 2 und dem Komm-Haus Grünau. Rapperin Finna musste absagen, wurde aber würdig von Pöbel MC vertreten. Der fordert das Publikum erst einmal auf, näher zu kommen, denn das erhöhe die Qualität seiner Raps.

Pöbel MC liefert klassischen Battle Rap. Auf sympathisch schnoddrige Art wird es philosophisch, er rappt „Ich steh für Aufklärung wie Kann“ oder prangert sozialkritisch Elendsvoyeurismus an. Das „Beatz im Block“ stellt sich klar gegen Rassismus und Sexismus und möchte gesellschaftskritische Inhalte vermitteln. Pöbel MC lobt, dass man sich als alternative Jugendkultur positioniert und gegen Fremdenfeindlichkeit Stellung bezieht. Er fordert das Publikum auf, diese Inhalte auch in den Alltag zu tragen, und formuliert die Parole „Schlechte Rapper raus, Flüchtlinge willkommen“.

Nach ihm übernehmen Waving The Guns die Bühne, geschmückt von ihren Sonnenbrillen. Drumherum dunkelt es. „Es wird Nacht im Abendland“, kommentiert die Band. Das Publikum ist ausgelassen und entspannt, insgesamt ziemlich heterogen. Es jubelt, als ein Song angespielt wird, der von einem einstigen Fauxpas Sarah Connors inspiriert wurde: „Brüh im Lichte“. Waving The Guns werden vom Publikum gründlich gefeiert. Eine Gruppe Jugendlicher hüpft vergnügt über das Gelände. Nach weiteren Songs wie „Du (Schade, dass Beton nicht brennt)“ verabschieden sich die Künstler mit einer Aufforderung, mehr für die Gesundheit zu tun: „Bleibt aufrecht, tut euch zusammen, geht pumpen.“ Das Publikum singt noch, als sie längst nicht mehr auf der Bühne sind.

Und immer wieder Botschaften. Jemand schwenkt die Fahne der Non-Profit-Organisation Viva con Agua. Eine Art Suchlicht tastet von der Bühne aus das Publikum ab und die Antilopen Gang taucht auf. Mit Songs wie „Outlaws“ und „Die Kyngz sind back!!!“ sorgen sie gleich für Stimmung. Bei „Enkeltrick“ werden dann schon die Feuerzeuge ausgepackt.

Zweifellos hat die Antilopen Gang viele Fans im Publikum, es wird textsicher mitgesungen. Beim Song „Verliebt“ beugt sich dann ein nächtlicher Regenbogen am Himmel, in Form von Lichteffekten. Das Publikum ist voll und ganz dabei, als die Gruppe ihren Hit „Beate Zschäpe hört U2“ mit den Worten „Wir haben keine Flüchtlingskrise, wir haben eine Arschlöcherkrise“ ankündigt.

Ganz von selbst singen alle „Say it loud, say it clear, Refugees are welcome here“. Zu „Anti Alles Aktion“ dürfen die Fans auf die Bühne kommen – eine richtige Party steigt da oben, mit tanzenden Menschen und Stagediving. Auch bei den restlichen Songs herrschen Pogo und beste Laune. Die dürften die Veranstalter von „Beatz im Block“ ebenfalls haben, sie vermelden rund 1.300 Zuschauer – also etwa doppelt so viele wie im Vorjahr.

Miriam Heinbuch

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 22.08.2016