„S1 ist nicht dem Rotstift zum Opfer gefallen“

Als im Dezember 2010 in der LVZ die Pläne zur Stilllegung der S1 publik werden, fürchteten wir nicht ohne Grund, auf Dauer abgehängt zu werden. Zu oft hatte man bereits in der Vergangenheit die Platte totgesagt. Vielleicht, liebe Bürgerinnen und Bürger, sind heute auch einige unter ihnen, welche im Januar 2011 bei einem Einwohnerforum aus ihrer Enttäuschung oder auch Wut über das geplante Aus der S-Bahn keinen Hehl gemacht haben. Die Vertreter des Zweckverbandes Nahverkehr, der Stadt und der Deutschen Bahn hatten es wahrlich schwer, vom Podium aus den 300 Grünauerinnen und Grünauern glaubhaft zu versichern, dass nach einer Stilllegung die S1 wieder in Betrieb genommen werden würde. Diese Zweifel spürten wir in zahllosen Gesprächen, auch ganz besonders hier im AlleeCenter, wo unsere Bürgerinitiative an die 15.000 Unterschriften für den Erhalt der S-Bahn sammelte, welche wir der sächsischen Landesregierung übergeben konnten. Von dort kam zwar nie ein Vertreter zu unseren Foren oder Gesprächsrunden, wohl aber erhielten die Pessimisten, welche lange Zeit nicht an die „Wiederkehr“ der S1 glaubten, aus Dresden neue Nahrung. Auch dann noch, als bereits mit einer kühnen Schienenkurve vor Grünau die Trasse Gestalt annahm.

Die Bemühungen des Quartierrates und unserer Bürgerinitiative, Optimismus und Freude über die baldige und vollständige Genesung des Leipziger S-Bahn-Netzes zu verbreiten, wurden vor gut einem Jahr nochmals empfindlich gedämpft. In den Medien war plötzlich von „Kürzungen ohne Tabus“ die Rede und das an den Nahverkehr möglicherweise „die Axt angelegt werden müsse“. Eingetreten wäre dieser Kollaps, wenn noch weitere Finanzspritzen durch die sächsische Landesregierung – nach wohl bemerkt – bereits erfolgten schmerzhaften Streichungen nicht verabreicht würden. Die Schmerzgrenze wurde nicht überschritten !
Herzlichen Dank also all denen, die in den Ämtern und Verwaltungen die Entscheidungen für uns, die Bürger getroffen haben. Ein riesiges Dankeschön an all jene, welche bei der Planung und dem Bau des neuen S-Bahn- Netzes bis vor wenigen Tagen viel, viel mehr als nur die Wiederherstellung des alten „Gesundheitszustandes“ geschaffen haben.

Nun – die S1 gibt es wieder, sie ist nicht dem Rotstift zum Opfer gefallen! Im Gegenteil. Mehr noch Von den neuen, schicken – und leisen – 51 Nahverkehrszügen werden auch einige zwischen Wurzen und Miltitzer Allee verkehren. Wir freuen uns auf die modernen, komfortablen und schnellen, nicht zuletzt auch leisen Silbergrauen, welche künftig durch die Schlagader City-Tunnel unser Grünau wieder im Takt noch enger mit der Stadt und der Region verbinden.

Unser Grünau hat gewonnen. Müsste ich einem Fremden die Vorzüge meines Wohngebietes aufzeigen, käme neben dem vielen Grün, der Seenähe, den vielen guten Wohnungen bei erträglichen Mieten, der guten Infrastruktur vom Kindergarten bis zu diesem AlleeCenter hier, welcher wahrhaftig mehr als nur ein Einkaufstempel ist , nun noch die neue S1 hinzu. Ich bin mir sicher, dass wir diese wieder wie bisher nutzen und auch Gefallen daran finden, schnell, zuverlässig und bequem durch den City-Tunnel ins Stadtzentrum zu gelangen oder gar eines der vielen lohnenden Ausflugsziele unserer Umgebung zu erreichen.

Eine Bitte haben wir noch, damit die Freude über die „Neue“ nicht so schnell durch einige Vandalen und Schmierfinken getrübt wird: Etwa weniger Gleichgültigkeit und ein ganz klein wenig mehr Zivilcourage – kein falsches Heldentum – täte unserer S- Bahn und damit uns, den Fahrgästen ganz bestimmt gut.

Wünschen wir uns also gemeinsam allzeit gute Fahrt!