„Ruth-Pfau-Archiv eingerichtet“

Ruth Pfau – an der Leipziger Berufsfachschule, die ihren Namen trägt, wurde jetzt ein wissenschaftliches Archiv eingerichtet, das Leben und Werk der Ordensfrau beleuchten. – LVZ 14.01.2016


Im Dezember hatte die Leipziger Ruth-Pfau-Schule erst ihren fünften Geburtstag gefeiert. Ihr schönstes „Geschenk“ ist nun inzwischen auch an den Start gegangen: das Ruth-Pfau-Archiv. Gewidmet jener weltweit bereits hochver- wie geehrten Ärztin und Ordensfrau, die seit über 50 Jahren in Pakistan für ein besseres Leben der Menschen vor Ort kämpft und unter anderem in Karachi das Marie Adelaide Leprosy Centre (MALC) führt.

Ruth Pfau war 1929 in Leipzig geboren worden. 1955 trat sie in Westdeutschland dem Orden der „Töchter vom Herzen Mariä“ bei, der sie 1960 gen Asien sandte, wo sie in Karachi blieb, zunächst Lepra-Helfer schulte. Inzwischen ist sie Ehrenbürgerin Pakistans und (seit 1979) nationale Beraterin für Lepra-Fragen im Rang einer Staatssekretärin. Wobei sich Pfau und ihre Mitstreiter im Laufe der Jahre auch der Bekämpfung anderer Leiden wie der Tuberkulose und Augenerkrankungen sowie bedürftigen alten Menschen zuwandten.

Mit Leipzig verbindet die Ordensfrau, die weltweit respektvoll in einem Atemzug mit „Mutter Teresa“ genannt wird, in der jüngeren Zeit ein besonders enger Kontakt: Das hiesige Berufliche Schulzentrum Gesundheit und Sozialwesen (BSZ) in der Schönauer Straße 160 trägt seit 2010 ihren Namen; das MALC-Krankenhaus in Karachi ist Partnereinrichtung des BSZ.

„Seit 2009, seit wir Kontakt zu Ruth Pfau haben, hatte sich so ein Berg wunderbarer Materialien angesammelt, die es einfach wert sind, aufgearbeitet zu werden“, begründete Lehrerin Gudrun Matschenz noch vor einem knappen Jahr gegenüber der LVZ den Archiv-Plan. Wobei sie auf ganz viele Fotos verwies, die bei gegenseitigen Besuchen entstanden waren; auf einen aufschlussreichen E-Mail-Wechsel, auf Filme und Videos. Mittlerweile ausgemachte Schulfreundinnen von Ruth Pfau und Verwandte etwa waren zudem bereit, ihren persönlichen Briefverkehr und manch interessantes Dokument hinzuzufügen. „Zudem haben wir verschiedene Bücher über Ruth Pfau, selbst alte, längst vergriffene“, ergänzte BSZ-Sprecher Knut Schleicher. Das Archiv sollte freilich eines werden, das „wissenschaftlich Hand und Fuß“ hat. In Gisela Weiß, von Haus aus Historikerin und an der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Professorin für Museumspädagogik im Studiengang Museologie, fanden die BSZ-Initiatoren ein offenes Ohr. Ruth Pfaus Dokumente zu sichten, zu inventarisieren, digitalisieren und so aufzubereiten und zu bewahren – das sei ein perfektes Praxisprojekt für Studenten, fand auch Weiß. Ein entsprechendes Quartett aus dem dritten Studienjahr im Bachelor of Arts im Bereich Museologie nahm sich der Sache an. Mit ins Boot kam das Sächsische Wirtschaftsarchiv.

Jetzt hat das Archiv im BSZ seine Pforten geöffnet. Fortan ist nun da ein Rückgriff auf Originaldokumente und Materialien der unterschiedlichsten Art von und über Ruth Pfau für Lehrkräfte, Schüler beziehungsweise Auszubildende der Schule sowie – nach Voranmeldung – für die interessierte Öffentlichkeit möglich. „Im Archiv gibt es zwei Computerarbeitsplätze. Alle Exponate liegen digitalisiert vor. Sie sollten am besten auch auf diesem Weg genutzt werden – selbst, wenn die Originale systematisiert im Archiv zu finden sind“, empfiehlt Schleicher.

Am 16. Januar lud die Ruth-Pfau-Schule zum Tag der offenen Tür ein, an dem sich von Interessierte über die Berufe der Schule mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Soziales informieren konnten. Und natürlich auch mal in das jüngste aller Leipziger Archive schauen durften.

Angelika Raulien

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 14.10.2016


Weitere Infos: www.ruth-pfau-schule.de


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