Stadtplanungsamt verteidigt Programm „Urbaner Wald“ – Artikel der Kleinen Leipziger Volkszeitung (Stadtleben) Süd vom 19.07.2013:
Bedauernswert findet Renate Müller aus Reudnitz den Zustand des urbanen Waldes „Stadtgärtnerei-Holz“. Die 3,8 Hektar große Freifläche an der Zweinaundorfer Straße, die 2010 ihm Rahmen eines Modellprojektes offiziell zur Nutzung freigegeben wurde, verwildere mehr und mehr. „Die Umwidmung hat eine Menge Geld gekostet. Ist die Förderung ausgelaufen oder warum schert sich niemand mehr darum?“
Regina Dietrich vom Stadtplanungsamt warnt vor voreiligen Schlüssen: Der urbane Wald wurde bewusst als Alternative zu herkömmlichen Parks und Grünflächen in der Stadt hergestellt. „Er ist robuster in seiner Anmutung und Ausstattung.“ Dementsprechend müsse er seltener gepflegt werden als beispielsweise der Clara-ZetkinPark. Für die langsam heranwachsenden Forstpflanzen seien Hochstauden wie die Goldrute, die für manche verwildert aussehen, wichtig. Sie bewahren die noch instabilen Gewächse vor Austrocknung und wirken als Windschutz. Auch der Forstzaun diene dem Schutz der jungen Aufforstung.
Dietrich spricht von anfänglich vier Pflegeintervallen pro Jahr. „Diese reduzieren sich nach und nach. Ist nach etwa fünf Jahren der Zustand stabil, gehen die Flächen in die Pflege durch den Stadtforst über, der das Projekt ohnehin begleitet.“
Das Terrain der „Stadtgärtnerei-Holz“ ist das erste fertig gestellte Teilprojekt im 2007 gestarteten und vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Erprobungsvorhaben „Urbaner Wald Leipzig“. Um das über 130 Jahre alte Gärtnereigelände, das seit 2005 nicht mehr genutzt wurde, umzugestalten, mussten 40 Prozent der Fläche entsiegelt werden. Es entstanden Bereiche zum Spielen, Verweilen und Spazierengehen.
Der urbane Wald in Anger-Crottendorf soll nicht der einzige seiner Art bleiben. So wird am Donnerstag der Grünauer Wohnkomplex 7 eine neue, „grüne Mitte“ bekommen. Bis 2007 stand dort die „Eiger Nordwand“ – ein Plattenbau mit 543 Wohnungen der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft. Mit dem Plagwitzer Bahnhof, für den das Stadtplanungsamt bereits Fördermittel beantragt hat, hofft man auf ein weiteres innerstädtisches Grün.
„Bevor wir in das Projekt eingestiegen sind, haben wir zehn Modellflächen ausgewählt, die dafür in Frage kommen.“ Dabei habe man darauf geachtet, dass es sich um möglichst unterschiedliche Brachflächentypen handelt. Denn am Ende des Projektes sollen Empfehlungen für andere Anwender zur Verfügung stehen. Begleitet wird das Programm von der Technischen Universität Dresden.
Uta Zangemeister
Quelle: Kleine Leipziger Volkszeitung (Stadtleben) Süd vom 19.07.2013
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