„Lützner Straße wird Großbaustelle“

Ab April wird die Trasse komplett umgebaut und der Autoverkehr weiträumig umgeleitet – Artikel der Leipziger Volkszeitung vom 12./13.02.2011

Im April startet die Modernisierung der Lützner Straße. Nach über zehnjähriger Vorbereitung haben die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) gestern bekannt gegeben, dass sie den zwei Kilometer langen Bereich zwischen Odermann- und Saarländer Straße für rund 40 Millionen Euro umbauen. Der Kraftakt soll bis November 2014 dauern.
„Das ist eines der größten und spannendsten Projekte, die wir je hatten“, betonte LVB-Bauchef Dirk Sikora, der das Vorhaben gestern im Straßenbahnhof Angerbrücke vorstellte. Außer den Gleisanlagen würden auch die Fahrbahnen und sämtliche Leitungen im Untergrund erneuert. „Wir bauen praktisch von Hauswand zu Hauswand – und bis in vier Meter Tiefe.“
Die Arbeiten sind für die LVB zwingend notwendig. „Unsere Schienen fallen uns förmlich auseinander und wir können nur noch zehn Stundenkilometer fahren“, so Sikora. Auch die Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL) haben dringenden Handlungsbedarf. „Unsere Leitungen und Kanäle sind dort über hundert Jahre alt“, sagte Mathias Wiemann, Unternehmensbereichsleiter Netze der KWL. „Wenn wir dort aufgraben, müssen wir darauf achten, dass die Stränge nicht durch die Bewegung im Boden zerbrechen.“
Das Projekt ist in drei Bauetappen aufgeteilt. Der erste Abschnitt, der Ende 2012 geschafft sein soll, umfasst den Bereich von der Saarländer bis zur Plautstraße. Zeitgleich sind der Umbau der Luisenbrücke, der Rückbau der Hafenbahnbrücke und der Neubau der Lyoner Brücke geplant, um den Bau des Lindenauer Hafens und den Durchstich des Karl-Heine-Kanals zu ermöglichen. Der Umbau der Luisenbrücke beinhaltet neben der Sanierung des Tragwerkes auch eine Verbreiterung. „Die Brücke bekommt zwei Fahrspuren je Fahrtrichtung neben einer zweigleisigen, separaten Stadtbahntrasse und beidseitigen Geh- und Radwegen“, sagte Klaus Barthel, Brücken-Experte des städtischen Verkehrs- und Tiefbauamtes (VTA). Ab Montag müssten Autofahrer auf der Brücke mit weniger Spuren auskommen und ab Juni ist der Bereich für den Autoverkehr komplett gesperrt.
Ebenfalls im Frühjahr 2011 wird der Bauabschnitt zwischen Odermann- und Henriettenstraße gestartet. „Wir legen dort am 26. April los“, kündigte Gerd Hirschelmann, Prokurist der LVB-Tochter Verkehrs-Consult Leipzig, an. Zunächst würden die KWL Leitungen auswechseln und dann ein eingleisiger Straßenbahnbetrieb auf dem alten landwärtigen Gleis organisiert. Dazu werde voraussichtlich am Wochenende 30. April/1. Mai 2011 eine Vollsperrung für die Straßenbahnlinien 15 und 8 notwendig. Am 24. Juni 2011 soll ein Interimsgleis in Betrieb genommen werden, das auf der südlichen Fahrbahn verlegt wird, um Baufreiheit für die KWL zu schaffen. „Anfang März 2012 wollen wir dann die Seiten wechseln und die Südseite bauen.“ Dafür werde es in den Sommerferien 2012 eine sechswöchige Straßenbahnsperrung geben, während der rund um die Uhr gebaut wird. „Völlig lärmfrei geht solche Nachtarbeit nicht ab“, räumte Hirschelmann auf Nachfrage ein. In dieser Zeit würden sämtliche Gleisanlagen und alle Anlagen der KWL im Bereich von der Odermann- bis zur Merseburger Straße erneuert.
Auch die Haltestellen „Henriettenstraße“ und „Lützner/Merseburger Straße“ werden modernisiert. „Neben dem Bau der Fahrbahn entstehen auf beiden Seiten Radfahrstreifen, ebenso Stellplätze und Baumpflanzungen“, betonte Ralf Barwik, Abteilungsleiter Straßenentwurf des VTA. Auch dieser Bauabschnitt soll Ende 2012 abgeschlossen sein.
Voraussichtlich ab Mitte 2013 wird zwischen Henrietten- und Plautstraße modernisiert. Auf dieser Strecke errichten die LVB einen separaten Bahnkörper, der mit einem Rasengleis ausgestattet wird. In diesem Zuge soll auch die Haltestelle „Lindenau, Bushof“ erneuert und eine neue Haltestelle „Credéstraße“ errichtet werden, die die bisherige Haltestelle „Radiusstraße“ ersetzt.
Der Straßenbahnverkehr soll bis auf die genannten Einschränkungen während der Bauzeit aufrecht erhalten werden. Auf einem eigens errichteten Umfahrungsdamm nördlich der Luisenbrücke, der auch für Fußgänger und Fahrradfahrer nutzbar sein wird, wollen die LVB ihre Bahnen zweigleisig fahren lassen. Autofahrern wird empfohlen, ab Baustart 26. April eine weiträumige Umleitung zu nutzen (siehe Skizze). Diese Umleitungsführung soll bis November 2012 aufrecht erhalten werden – danach würden die Karten für die Verkehrsführung neu gemischt, heißt es. Im Baubereich zwischen Merserburger und Henriettenstraße soll der Anlieger- und Andienungsverkehr ständig einspurig in landwärtige Richtung möglich sein.
Andreas Tappert

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 12./13.02.2011