„Kunst aus Resten“

Gärtnern liegt im Trend. Allein 39.000 organisierte Kleingärtner gibt es in der Stadt. Die LVZ stellt Leipziger mit grünem Daumen vor. Ein Blick in Kleingärten, auf Balkone und in alternative Projekte.
Heute: Fritz und Ingrid Hundt, die mit viel Liebe ein kleines Parkstück vor ihrer Wohnanlage pflegen.

LVZ 17.08.2016:


Fritz und Ingrid Hundt in ihrem kleinen Paradies auf der Grünfläche zwischen den Wohnblocks im Frankenheimer Weg. Foto: André Kempner


Birken verlieren viel Reisig. Fritz Hundt hatte gar nicht gewusst, wohin mit den ganzen Ästen – deshalb ist er kreativ geworden. Nun stehen auf der Grünfläche zwischen den Wohnblocks Skulpturen, die er aus dem überflüssigen Reisig gebaut hat.

Gemeinsam mit seiner Frau Ingrid hat er die Grünfläche zwischen den Wohnblocks im Frankenheimer Weg geschaffen. „Das war hier alles nur Sand und Bauschutt, eine absolut kahle Fläche, als wir vor über 30 Jahren hergezogen sind“, erzählt er. „Das haben wir uns etwa zwei Jahre lang mit angesehen, dann haben wir ein Vogelhaus aufgestellt. Es kam eine Bank dazu, dann ein kleiner Baum.“

Mittlerweile sind die Bäume nicht mehr klein und zierlich, sondern ziemlich groß. Sie bilden ein Rondell. Darin befinden sich Sitzecken, Skulpturen, liebevoll geschmückte Büsche, Blumen.

„Zaubermann“ nennen die Kinder eine der Figuren. Verbaut wird, was der Rentner findet. So zum Beispiel alte Baumstämme oder ein Autoreifen.

Das ganze Areal ist liebevoll gestaltet, bunt geschmückt. Es hängen bunte Plastik-Ostereier an einem Busch, an einem anderen hängen zickzackförmig zurechtgeschnittene bunte Joghurtbecher. Bunte Holzblumen hängen in einem anderen Busch, an wiederum einem anderen baumeln bunte Herzen aus Holz. Zwischen den Pflanzen steht ein Gartenzwerg, auf einer Bank ein kleines Insektenhotel. Ein runder Ball wirkt auf den ersten Blick nur bunt, auf den zweiten ist er ein Mosaik aus alten Plastespielzeugen. Auch eine Skulptur aus dem Zifferblatt einer alten Uhr versteckt sich in dem Rondell.

Viel Liebe haben die beiden Mittsiebziger in die Dekoration im Garten gesteckt. Das Herzstück des Gartens: eine Art Häuschen, das aussieht wie ein Brunnen. „Das sollte eigentlich ein Blumenhäuschen werden, aber dann haben es die Niemandskatzen für sich entdeckt. Die haben es sich darin für ein paar Jahre bequem gemacht, jetzt wohnt hier eine Amselfamilie“, erzählt Ingrid Hundt.

Die Aufgaben im Garten hat das Ehepaar recht klar verteilt: „Meine Frau macht die Blumen, ich die Skulpturen“, erzählt Fritz Hundt. Und weiter: „Kreativ sein ist doch das Schönste im Leben!“ Der ehemalige Lehrer erzählt, dass er einst Holzmodellbauer gelernt hat – vielleicht käme daher seine Affinität zu Holz.

„Bei den Pflanzen achten wir vor allem darauf, dass sie robust sind“, erklärt Ingrid Hundt. Deswegen gehören die bunten Blüten auf dem Gelände auch zumeist zu Eis-Begonien.

Auch, wenn die Blumen wetterfest sind – die Pflege des Parks nimmt viel Zeit in Anspruch. „Einfach nur sitzen? Das machen wir selten“, erzählt Fritz Hundt. Acht-Stunden-Tage seien keine Seltenheit. Schließlich müsse der Rasen gemäht, das Laub geharkt und die Pflanzen gegossen werden.

Das Gartenstück hat das Ehepaar gepachtet, es ist aber mit Absicht nicht umzäunt: Hier ist Besuch erwünscht. Das Areal gehört dem Grünflächenamt. Fritz erklärt: „Wenn man sagen kann, es ist mein, aber es gehört mir nicht – dann ist das Heimat.“

Theresa Hellwig

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 17.08.2016


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