„Kaufhalle verschwindet, Kita kommt“

Projektentwickler steht in Leutzsch vor der Fertigstel-lung – und in Grünau in den Startlöchern
LVZ vom 31.07.15:


So soll die neue Kita in der Plovdiver Straße 50 einmal aussehen. Der zweigeschossige Gebäudeteil ist Kinder-tagesstätte, der Flachbau am rechten Bildrand heil-pädagogischer Bereich. Grafik: Ingenieurbüro Stamm


Ganz am Anfang des Projektes Kindertagesstätte Rathenaustraße 5 in Leutzsch war einmal von einer Eröffnung zum 1. September 2014 die Rede. Längst nicht mehr zu schaffen. Dann wurde der 1. September 2015 avisiert. Der wird es voraussichtlich auch nicht. Doch diesmal ist die Verzögerung minimal. Familien mit kleinen Kindern im Stadtbezirk Alt-West wird’s freuen: Für strahlende Kinderaugen und zufriedene Bürgermeister im Oktober stehen die Chancen nicht schlecht.
„Wir übergeben den Neubau in der Rathenaustraße an die Stadt Leipzig pünktlich zum 1. September“, sagt Frank Moritz vom Projektentwickler, der Stadtbild Projekt GmbH mit Sitz auf der Alten Messe. Das noch recht junge Unternehmen hat gerade in Schönefeld die Kita Bästleinstraße 4 fertiggestellt (die LVZ berichtet), baute dort im Auftrag der Dohle Handelsgesellschaft Leipzig. Das tut Stadtbild auch im Fall der 2,4 Millionen Euro teuren integrativen Einrichtung Rathenaustraße 5 mit ihren 165 Plätzen, davon 120 Kindergarten- und 45 Krippenplätze. Und möchte es in Bälde auch in der Plovdiver Straße tun.
Schlüsselfertige Kita-Neubauten auf Arealen, auf denen bis vor Kurzem noch Einkaufsmärkte standen – das ist den Projekten in Leutzsch und Grünau gemein. Investor Dohle interessierte sich einst für alte HO-Kaufhallen, besitzt inzwischen mehr als ein Dutzend von ihnen in Leipzig. Zuletzt gingen die Rathenaustraße 5 und die Plovdiver Straße 50 als Rewe-Märkte an den Start. Wo immer die bekannte Kette auf der Modernisierungswelle schwimmt, werden in die Jahre gekommene Geschäfte in der Nähe dicht gemacht. Die sind dann reif für die Umnutzung – was einen Abriss nicht ausschließt. Auf den freiwerdenden Flächen entsteht derweil etwas Neues. Zum Beispiel eine Kindertagesstätte. Kitas werden gerade in Hülle und Fülle gebraucht. Dohle baut und verpachtet die Immobilie für 25 Jahre an die Kommune – so geschehen in der Rathenaustraße. Wegen des Mietvertrages sah die Stadt seinerzeit Verhandlungsbedarf – was die Bauverzögerung von gut einem Jahr zur Folge hatte.
Auf das Investorenmodell setzt Leipzig bei der Errichtung von Kindereinrichtungen in Zeiten wie diesen, in denen es immer mehr junge Menschen an die Pleiße zieht und immer mehr frischgebackene Eltern auf Betreuungsplatz-Suche gehen, verstärkt. Eine weitere Kooperationsmaßnahme zwischen Dohle, der Stadtbild Projekt GmbH und dem Rathaus bahnt sich gerade in der Plovdiver Straße an. Beteiligt ist auch der Städtische Eigenbetrieb Behindertenhilfe (SEB), denn es soll eine Kindertagesstätte mit Heilpädagogik entstehen. Insgesamt 209 Plätze sind vorgesehen, darunter zwei Dutzend für gehandicapte Mädchen und Jungen.
Das schwere Gerät, um der einstigen Rewe-Kaufhalle im Grünauer Norden den Garaus zu machen, steht bereit, doch um eine Kleinigkeit wird hinter den Kulissen noch gerungen. Investor und Projektentwickler würden die Flurstücksgrenze gern ein wenig verschieben, um das Vorhaben aus ihrer Sicht zu optimieren. Nötig wäre hierfür der Zukauf eines sechs Meter breiten Grünstreifens. Doch die Stadtverwaltung zögert, verfolgt ihrerseits das Interesse, den Allee-Charakter des angrenzenden Areals nicht zu beeinträchtigen. Knackpunkt sollen acht Bäume sein, über die der Projektentwickler sagt, sie blieben stehen.
Eine abschließende Entscheidung steht seit mehreren Wochen aus. Der ursprünglich geplante Fertigstellungstermin für das ambitionierte Vorhaben, das einen zweistöckigen Kita-Bau und einen einstöckigen Heilpädagogik-Bereich vorsieht: 30. Juni 2016. Der Entwurf stammt vom Leipziger Ingenieurbüro Stamm. Der Boden in Grünau ist also bereitet. Bliebe noch eine Kleinigkeit zu klären.

Dominic Welters

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 31.07.2015