„Jubiläum im Herzen von Grünau“

Das Allee-Center wird 15 – Beitrag der Leipziger Internet Zeitung vom 03.09.2011:


In Grünau folgt in diesem Jahr ein runder Geburtstag auf den nächsten. Anfang Juni wurde der Stadtteil im Westen Leipzigs 35, in diesen Tagen feiert das Allee-Center an der Stuttgarter Allee sein 15-jähriges Bestehen. Die Mall ist so etwas wie die Mitte von Grünau.

Auf Feld und Flur am westlichen Stadtrand von Leipzig setzten die Wohnungsbauer der DDR ab 1976 Wohnungen für gut 90.000 Menschen. Nicht der alte Dorfkern von Schönau, sondern die Siedlung Grünau gab dem neuen Stadtteil den Namen.

Wer in solchen Dimensionen baut, betreibt Städtebau. Komplexer Wohnungsbau nannte sich das seinerzeit. Manche Planungen wurde nicht realisiert, wie der Wohnkomplex 6 östlich des Schönauer Parks oder ein Bezirkskrankenhaus Leipzig West an gleicher Stelle.

Andere Vorhaben brauchten einfach nur länger, um realisiert zu werden. Dort, wo seit nunmehr 15 Jahren Menschen aus Grünau und Umgebung einkaufen, verweilen, ins Kino gehen, hatten schon die Planer in den 1970er Jahren ein Stadtteilzentrum für Einkauf und Freizeit vorgesehen. Doch bis zum Ende der DDR kam es nicht mehr zur Ausführung.

Da ging es mit den Kirchen schon schneller. Diese sollten in den neuen sozialistischen Städten und Stadtteilen gleich gar nicht mehr entstehen. Doch dieses Paradigma der DDR wurde selbst in Stalinstadt bzw. Eisenhüttenstadt nicht auf ewig durchgehalten. So kam es auch in Grünau noch zu DDR-Zeiten an der Peripherie der Plattenbausiedlung zu Kirchweihen. Es entstanden die evangelisch-lutherische Pauluskirchgemeinde und die katholische Gemeinde St. Martin. Dass das nicht nur aus Einsicht der DDR-Oberen geschah, sondern durch politische Wünsche aus der Bundesrepublik und materielle Unterstützung durch westdeutschen Schwestergemeinden und Partnerkirchen möglich wurde, ist hinlänglich bekannt.

Großbauten in zentraler Lage für den Konsum ? Konsum hier mit Betonung auf der zweiten Silbe und langem ?u? ? mussten warten, bis auch Grünau Teil der marktwirtschaftlich strukturierten Bundesrepublik wurde. So erhielt denn auch Grünau durch das Engagement des Hamburger Unternehmens ECE Projektmanagement eines jener Einkaufscenter, die für die 1990er Jahren so typisch sind.

Doch das Allee-Center ist irgendwie anders. Es entstand nicht auf der grünen Wiese, sondern mitten in Grünau. Dank der Planungen im Rahmen des komplexen Wohnungsbaus der DDR mit einem S-Bahn-Anschluss. Seit einigen Jahren heißt die Bahnstation denn auch ?Allee-Center?. Die Verbindung ist zwar gerade stillgelegt, doch wenn der Leipziger City-Tunnel fertig ist, soll auch hier der Bahnverkehr wieder aufgenommen werden.

Viele Projekte können nur mit Hilfe des Centers realisiert werden

Zu runden Geburtstagen gratuliert man unter Nachbarn. Aus dem nahen Stadteilladen ist zu Beginn der Feierlichkeiten am 1. September Uwe Kowski herübergekommen. Der Projektleiter des Quartiersmanagements Grünau dankt für die Zusammenarbeit mit dem Center. ?Viele Projekte können nur mit Hilfe des Allee-Centers realisiert werden?, hebt er hervor.

Als aktuelles Beispiel nennt Kowski die Quartiersbuslinie Grünolino, ?die die ganzen Erwartungen mehr als übertrifft?. Neben den Wohnungsgesellschaften, der Sparkasse Leipzig und der Bären-Apotheke zählt der Einkaufstempel zu den Sponsoren der LVB-Linie 66 – ?mit einer fünfstelligen Summe?, verrät Uwe Kowski. Aber auch um soziale und kulturelle Projekte geht es, wie zuletzt um das Grünauer Musik- und Tanzfest ?JuniFreunde?. Überall machen sich die Kürzungen der Städtebauprogramme bemerkbar. So kommt es immer mehr auf die Kreativität vor Ort und die Unterstützung durch Unternehmen im Stadtteil an.

Für Polizeirat Andreas Müller, Revierleiter des zuständigen Polizeireviers Leipzig-West, ist das Center ?der Lebenspuls für Grünau?. Er erhofft sich von der Präsenz des Centers, ?dass die gesunde Durchmischung der Bevölkerung in Grünau erhalten bleibt?. Das meint er primär demographisch, denn ihn treibt die Sorge vor einer Überalterung Grünaus um, wie er gegenüber L-IZ erläutert. Deshalb sollten ?Sport, Kultur, Konsum? weiter eine große Rolle rund um das Center und in ganz Grünau spielen.

Für Gunter Engelmann-Merkel, Leipziger Regionalgeschäftsführer des Handelsverbandes Sachsen, ist das Allee-Center ?mehr als ein Einkaufstempel?. Aus Verbandssicht freut ihn, dass in der Mall neben überregional agierenden Unternehmen auch mittelständische Anbieter aus der Region präsent sind. Insgesamt sind hier in 115 Geschäften 800 Menschen beschäftigt.

Zu den Gratulanten des Tages zählt auch der örtliche Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Feist (CDU). Auch für ihn bedeutet das Allee-Center ?schon immer mehr als Einkaufen?. Er verweist auf die vielen Veranstaltungen in der Mall. So wird hier ab dem 1. Oktober die Wanderausstellung des Deutschen Bundestages über die Funktionsweise unserer Demokratie und die Arbeitsweise des Parlaments zu sehen sein. Aktuell findet sich in der unteren Wandelhalle die Fotoausstellung ?Im Blickpunkt Grünau? der Fotografin Elke Göbel.

Für Hausherrin Tetiana Zarichna ist das Jubiläum zuerst ein Tag der Dankes für das Engagement und die Freundlichkeit der Mitarbeiter und die Treue der Kunden. Sie hätten gemeinsam das Allee-Center zum Lieblingscenter der Grünauer und zum Herzen von Grünau gemacht, so Zarichna.

Zum Jubiläum gab es am Donnerstag einen großen Jubiläumskuchen in Form einer 15. Die 2.000 Stück Kuchen wurden zum Preis von je 50 Cent verkauft. Der Erlös nebst Spenden geht an die Wohngruppen des Verbundes Kommunaler Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Leipzig in der Grünauer Breisgaustraße.

An diesem Sonntag, 4. September 2011, hat das Center übrigens von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Das ist erlaubt, auch wenn unsere Verfassung noch immer vorschreibt: ?Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erbauung gesetzlich geschützt.? Das hätten sich die sozialistischen Planer von Grünau sicher nicht vorstellen können.

Borriss Gernot

Quelle (Text + Foto):
Leipziger Internet Zeitung vom 03.09.2011