„Infaust“ -Theatrium-Premiere

Witz, Charme, Traurigkeit
Theaterkritik der Leipziger Volkszeitung vom 7.6.2010:

Tod und Angst vor dem Sterben ist in jugendlichen Köpfen nicht präsent. Viel zu entfernt scheint eine Situation, in der man sich von geliebten Menschen für immer verabschieden muss. Umso erstaunlicher, dass sich die jungen Erwachsenen der Großstadtkinder-Theatergruppe für ihre Inszenierung, die am Freitag im Theatrium Premiere feierte, eben jenes Thema ausgesucht haben.
Vor einem dreiviertel Jahr stellten sich die Jugendlichen die Frage: Was wäre das Schlimmste, was uns passieren könnte? Die Antwort kam schnell: einen geliebten Menschen zu verlieren. So fassten sie Mut und erarbeiteten mit ihren Projektleitern das Stück „Infaust“, das Witz und Charme und Traurigkeit auf einer Waage hält, ohne dass je eine Seite gewinnt – das ganze zu mitreißender Swing-Musik und in tollen Kostümen.
Die Geschichte – der Umgang mit dem Tod aus einer selten betrachteten Perspektive. Die des Umfeldes. Nachdem die 15-jährige Abelina von ihrem nahen Tod erfahren hat, lädt sie ihre ahnungslosen Freunde aus der geliebten Swing-Clique in das elterliche Haus zu einer letzten großen Party. Lange kann sie den Schein nicht wahren – und gesteht verbittert und voller Wut ihr Schicksal. Eine Situation, die nicht nur Abelina überfordert. Mit Charme und Charisma spielen sich die Teenager in die Herzen der zahlreichen Zuschauer.
Besonders die zerbrechliche Abelina (Lisa Oltsch) begeistert durch ihre fabelhafte Darbietung eines sterbenden Kindes, ohne die Figur mit zu viel Pathos zu überladen. Die anfangs kesse und wilde Rabea (Lisa Klabunde) entwickelt sich im Laufe des Stücks zu einem sensiblen, überforderten Mädchen. Bedrückend stellt sie die unbändige Hilflosigkeit und Verzweiflung im Umfeld eines sterbenden Menschen dar. Überhaupt gelingt dem Nachwuchs, vor Augen zu führen, wie in einer Situation um Leben und Tod die party-liebende, erwachsene Fassade fällt und der kindliche Ruf nach Mama laut wird.
Dass sich junge Menschen solch ein Thema zur künstlerischen Auseinandersetzung wünschen, ist ungewöhnlich reif und nötigt im ausverkauften Saal eine Menge Respekt ab. Erst, als die Schauspieler nach der Premiere in die Arme ihrer stolzen Eltern und Freunde fallen, können sie einfach wieder Kinder sein. Bis zur nächsten Vorstellung am Freitag, wenn sie sich erneut mit der medizinischen Prognose „infaust“ auseinandersetzen müssen, die den nahen Tod bedeutet.Theresa Rentsch

Kinder- und Jugendtheater Theatrium, Miltitzer Allee 52
Nächste Vorstellung: Freitag, 11.06.2010 um 20 Uhr
Karten: 0341-9413640 oder unter theatrium@gmx.de

Quelle (Text + Foto): Leipziger Volkszeitung vom 07.06.2010