„In Grünau geborgen und aufgehoben gefühlt“

Katja Schmidt führt uns durch ihr Grünau, an die Lieblingsstellen ihrer Kindheit und die ihrer Familie – LVZ vom 01.06.2016

Seit ihrem vierten Lebensjahr lebt Katja Schmidt in Grünau. Mit zwei Ausnahmen. Doch 2010 zog die fünfköpfige Familie zurück an den Ort, an dem sich Katja Schmidt geborgen und aufgehoben fühlt. „Grünau ist wie eine Stadt in der Stadt. Wir haben hier alles, was
wir zum Leben brauchen – angefangen bei der großen Wohnung, über Erholung bis zur Versorgung und in meinem Fall auch die Arbeit. Hier passt alles und wir fühlen uns pudelwohl“, sagt die 40-Jährige. Sie nimmt uns mit auf Reise durch die Kindheit und Jugend bis heute – einmal quer durch Grünau.


Im Robert-Koch-Park ist Katja Schmidt oft. Hier kann sie ihren Gedanken nachhängen und sich entspannen. Foto: Nannette Hoffmann


Der Wohnung in der Katja Schmidt die ersten Kinderjahre verbrachte, befand sich im Wohnkomplex (WK) 2. „Dort bin ich in den Kindergarten gegangen. Vom Erdgeschoss unserer Wohnung konnte ich die Einrichtung sehen.“ Ihr späterer Schulweg führte sie über die Lindenallee, die den Schönauer Park mit dem Robert-Koch-Park verbindet – leider nicht direkt, denn die Lützener Straße auf der einen Seite und die S-Bahn-Linie auf
der anderen müssen vorab überquert werden. „Die Allee ist heute noch sehr gut gepflegt und ältere Bewohner sitzen auf den Bänken und schauen den Kindern beim Spielen auf dem Spielplatz zu.“ Katja Schmidt erinnert sich, dass auch der 100-Meter-Lauf der Schule immer auf der Lindenallee stattfand.
Auf unserem Rundgang zeigt sie auf ihre ehemalige Schule: das Gebäude, in dem heute das Bischöfliche Maria-Montessori-Schulzentrum untergebracht ist. In genau jenes Haus gehen bereits zwei ihrer Kinder zur Schule, das dritte folgt nächstes Jahr. „Die Anordnung der Räume in dem Gebäude ist identisch mit früher. Wenn ich über den Flur laufe, weiß ich heute noch genau, wo mein Klassenraum war“, berichtet sie.
Über die Lindenallee führt uns der Weg in den Schönauer Park. „Hier sind wir viel mit dem Kindergarten und zu Grundschulzeiten gewesen. Wir Kinder haben hier Räuber und Gendarm gespielt, sind durch die Büsche gestromert und auf Bäume geklettert“, sagt sie lächelnd. Auch der Cross-Lauf ist ihr noch in bester Erinnerung – die Strecke verlief nämlich ebenfalls durch den Schönauer Park. Heute noch besucht sie diese Grünanlage – aber eher mit dem Rad oder zu dem Schönauer Parkfest.
Zurück geht es – wieder über die Lindenallee – in den Robert-Koch-Park. Die S-Bahn überqueren wir nahe des Allee-Centers, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert. Der Park empfängt uns mit seinem verspielten Zaunbögen, kleinen Pavillons, seinem Schloss und verschlungenen Wegen. „Ich bin gerne hier, der Park ist idyllisch, erholsam und lädt zum romantischen Entdecken ein“, meint Schmidt. Ein Eichhörnchen bleibt auf dem Weg stehen während Katja Schmidt erzählt – als möchte es zuhören. Sie erinnert sich, wie sie in diesem Park für ihr Mathe-Abi gelernt hat. Und an ein beliebtes Eiscafé. „Da haben wir als Kinder immer Schlange gestanden. Leider hat Grünau viel an solchen Ausflugszielen verloren.“ Zum Beispiel auch das Café in der Kirschbergsiedlung. „Da ist meine Oma immer regelmäßig hingegangen.“
Gedanklich gehen wir zurück zu den Kinderjahren. Katja Schmidt ist acht Jahre jung als sie mit ihrer Mutter mit deren Mann ins WK 8 zieht. „Vor der Tür lagen einzelne Platten, kein Weg, überall war Matsch. Für uns Kinder war das Größte, in den Pfützen zu springen und durch die Höfe zu fahren.“ Bis sie 14 ist, wohnt sie dort – in einer 1,5-Zimmerwohnung. „Wir wollten dann eine größere, doch die gab es früher nur über Tausch. Also sind wir für ein halbes Jahr nach Paunsdorf gezogen, ebenfalls in einen Plattenbau. Als in Grünau eine größere frei war, ging es ins WK 5. „Dieser 16-Geschosser steht heute nicht mehr. Als ich älter war, bin ich innerhalb des WK 5 zweimal umgezogen.
Dann begann ich zu studieren und habe einige Auslandssemester absolviert.“ Dort lernte sie erstmals eine neue Mentalität kennen und andere Wohnformen. „Ich war in England und Spanien unterwegs, war vom Jugendstil angetan. Mit meinem späteren Mann zog ich von 2002 bis 2010 nach Plagwitz.“ Eine Erfahrung, die Katja Schmidt mitnehmen, ja einfach machen musste. „Die Wohnung und der Blick auf die Weiße Elster waren toll. Aber es fehlten Parkplätze, Grün- und Spielflächen. Vor allem fehlte mir der Freiraum, die Ruhe und Geborgenheit, die ich immer in Grünau empfand.“
Als auch die Suche nach einer großen Wohnung für fünf Personen scheiterte, ging es 2010 zurück ins WK 8. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden. Zum einen ist hier alles Wichtige fußläufig erreichbar und zum anderen haben wir den Kulkwitzer See vor der Nase“, beschreibt die Dozentin für Englisch, Spanisch und Tangolehrerin. Dort ist die Familie regelmäßig. „Wir fahren mit den Rad um den See, gehen dort spazieren und baden.“ Auch die zahlreichen Spielplätze Grünaus ziehen die Kinder an. „Sie betreiben immer eine Art Spielplatz-Hopping“, sagt Schmidt. Jeder Hof zwischen den Gebäuden besitzt ein großes Stück Grünfläche und auf jeder steht ein anderes Spielzeugelement. „So kannst du immer etwas Neues entdecken.“
Katja Schmidt ist immer wieder begeistert, wie man durch Grünau vom WK 8 zum WK 2 fahren kann, ohne eine Straße überqueren zu müssen. „Grünau ist weiträumig, hat aber eine optimale Verkehrsanbindung und eine tolle Rad-Fußweg-Achse.“ Die Atmosphäre stimmt hier, sagt sie. „Die Menschen sind offen und freundlich. Hier wollen wir
bleiben.“

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 01.06.2016