„IG Kulkwitzer See sieht Bebauungsplan auf Markranstädter Seite sehr kritisch“

Die aktuelle Wasserqualität im Kulkwitzer See ermöglicht auch in diesem Jahr ?ungetrübten Badespaß, soweit das Wetter mitspielt?, sagt Michael-Alexander Lauter von der IG Kulkwitzer See im L-IZ-Interview. Doch der See dürfe nicht übernutzt werden, fordert er und kritisiert Bauvorhaben auf der Westseite (Markranstädter Seite) des Sees:

Herr Lauter, die IG Kulkwitzer See hat am vergangenen Montag im Grünauer Quartiersladen über die Wasserqualität des beliebten Gewässers informiert. Was gab den Anstoß?

Es gab im vergangen Jahr ein Kolloquium zur Wasserqualität. Anlass dafür waren die Sorgen der Grünauerinnen und Grünauer über entsprechende Beobachtungen und Pressemeldungen. Deshalb haben Wissenschaftler und Praktiker den Zustand des Sees beurteilt. Dabei wurde vereinbart, dass die Stadtverwaltung regelmäßig über die Wasserqualität berichtet.

Seither gibt es einen engen Kontakt zwischen der IG und dem Amt für Umweltschutz der Stadt. Die erhobenen Daten sind für jeden im Internet einsehbar. Trotzdem halten wir es für erforderlich, regelmäßig über den Zustand zu informieren. Es gab also diesmal keine alarmierenden Nachrichten.

Wie ist die Wasserqualität aktuell einzuschätzen?

Nach Einschätzung des Amtes für Umweltschutz bewegen sich alle Messwerte im normalen Bereich. Das wird auch durch die Beobachtungen der Taucher bestätigt, was die Sichtweite betrifft. Die Sichttiefe, der Nährstoff- und Sauerstoffgehalt werden an zwei Punkten im See gemessen.

Es gibt aber Bereiche im See, in denen es möglicherweise punktuell andere Messergebnisse geben könnte. Gestützt wird diese Vermutung auch durch die Beobachtungen der Taucher, die auf kahle, unbewachsene Flächen am Seeboden aufmerksam machen. Über einen Flugscan wären exaktere Ergebnisse ermittelbar, dazu fehlen aber leider die finanziellen Mittel der Stadt.

Im Übrigen ist dank der guten Badewasserqualität ungetrübter Badespaß auch dieses Jahr gewährleistet, soweit das Wetter mitspielt.

Was sollte aus Ihrer Sicht geschehen, um die Wasserqualität des Sees zu erhalten und zu verbessern?

Der See verfügt erstens über eine gute natürliche Fähigkeit sich zu regenerieren. Diese Fähigkeit darf auf keinen Fall verloren gehen. Das gelingt nur, wenn der See nicht übernutzt wird. Deshalb sehen wir den Bebauungsplan auf der Markranstädter Seite sehr kritisch.

Als zweites müssen die Nährstoffeinträge in den See minimiert werden. Das betrifft auch die Badegäste selbst. Hier ist nach wie vor die Toilettensituation angespannt und muss schrittweise verbessert werden. Das betrifft aber auch die Einhaltung des Fütterungsverbotes der Wasservögel. Die Fortschritte dabei sind bereits erkennbar. Und nicht zuletzt sind alle Anrainer und Nutzer des Sees angehalten, keine illegalen Einleitungen vorzunehmen.

Und letztlich brauchen wir einen seegerechten Fischbesatz. Möglicherweise sind zu viele Karpfen im See und zerwühlen den Boden und schädigen die Wasserpflanzen.

Welche anderen Herausforderungen sehen Sie, um den Kulkwitzer See in seiner Bedeutung als Naherholungsgebiet zu bewahren?

Der Kulkwitzer See ist zwar der älteste, aber nur noch einer von vielen Tagebauseen rund um Leipzig. Aber er ist konkurrenzlos schön. Dennoch kann sich der Ferntourismus nicht allein auf diesen See konzentrieren, obwohl Gäste immer willkommen sind. Hier wäre ein gemeinsames Konzept zur Nutzung aller Leipziger Seen sicherlich wünschenswert.

Sorgen bereiten uns der Vandalismus und der Umgang mit Müll. Da kann man schon richtig wütend werden. Es sind doch Menschen, die hier wohnen, die das verursachen. Zur gleichen Zeit leiden doch andere darunter. Menschen können aber ihr Verhalten ändern. Darauf setzen wir und dies ist einer unserer Schwerpunkte in der IG für die nächste Zeit.

Gernot Borriss

Quelle: Leipziger Internet Zeitung vom 29.05.2011

Weitere Infos zum Kulkwitzer See unter
www.kulkwitzersee.com