„Hoffnungsschimmer für Grünau“

Statistiker sehen auch bei lange gebeuteltem Stadtteil einen Stabilisierungstrend – LVZ-Artikel vom 23.08.2013:

60 Seiten gespickt mit Zahlen, Grafiken und Textbeiträgen zur Stadtentwicklung. Seit gestern liegt der neue statistische Quartalsbericht vor, der unter anderem ein weiteres Bevöl-kerungswachstum für Leipzig ausweist und zeigt, dass sich auch für Grünau eine Trendwende abzeichnenen könnte. Zwei Seiten der Broschüre sind einem Jubiläum gewidmet, denn vor 100 Jahren erschien das erste statistische Jahrbuch Leipzigs.

Einwohnerzuwachs: Als im Mai die ersten Ergebnisse vom bundesweiten Zensus vorlagen, kam Leipzig schlechter als gedacht weg. Mit Stichtag zum 9. Mai 2011 gab es demnach 502979 Einwohner und damit mehr als 21000 weniger als bis dahin das statistische Landesamt ermittelt hatte. Doch das Manko wurde inzwischen mehr als wettgemacht. Wie der Quartalsbericht ausweist, hatte Leipzig zum 30. Juni 2013 exakt 531566 Einwohner. „Es geht kontinuierlich bergauf“, sagte gestern Peter Dütthorn vom Amt für Statistik und Wahlen. Er rechnet damit, dass der Trend vor allem durch die Zuwanderung, aber auch durch steigende Geburtenzahlen weiter anhält. Der Anteil von Leipzigern mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung betrug Ende vorigen Jahres 9,3 Prozent. Es waren 49323 Personen und damit deutlich mehr als 2011, wo die Zahl bei 44409 lag. Die stärkste Migrantengruppe stellten Menschen aus der russischen Föderation (6642), gefolgt von Ukrainern (3089), Polen (2869) sowie Vietnamesen (2820).


Stabilisierung in Grünau: Nachdem es in Grünau lange bevölkerungsmäßig bergab ging, scheint sich die Situation zu konsolidieren: „Wir sehen einen Silberstreif am Horizont“, meinte Amtsleiterin Ruth Schmidt mit Verweis auf die erhobenen Daten. In Summe gebe es für das Gebiet inzwischen ein leicht positives Wanderungssaldo beim Vergleich von Zu- und Wegzügen. Lediglich in Schönau und Grünau-Ost wurde 2012 noch ein marginaler Bevölkerungsrückgang verzeichnet. Innerstädtisch gesehen, würden die Grünauer Ortsteile vor allem vom Zuzug aus angrenzenden und nahe gelegenen Stadtgebieten profitieren, so Schmidt. Aber auch aus dem Landkreis, dem Kreis Nordsachsen und aus Chemnitz würden sich mehr Menschen in Grünau niederlassen. Für Ende 2012 weist die Statistik für Grünau 46871 Einwohner aus. 1991 waren es noch 81545. Während das Durchschnittseinkommen der Grünauer unter dem der Leipziger Bevölkerung liegt, ist ihr Durchschnittsalter wesentlich höher.


Pendlerströme: Auch wer detaillierte Angaben zu den Berufspendlern sucht, wird im Quartalsbericht fündig, allerdings nur zu jenen, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Selbstständige, Beamte oder Studenten fallen dabei unter den Tisch. Der Erhebung zufolge ist die Zahl der Einpendler, die anderorts wohnen und in Leipzig einen sozialversicherungspflichtigen Job ausüben, seit 2009 wieder kontinuierlich gestiegen. Von damals 83876 auf 86849 im letzten Jahr. Im gleichen Zeitraum standen aber auch immer mehr in Leipzig Beheimatete außerhalb der Stadtgrenzen in Lohn und Brot. Waren es 2009 noch 42847, so schwoll ihre Zahl 2012 auf rund 50000 an. „Etwa die Hälfte von ihnen hatte im letzten Jahr einen Arbeitsplatz in einer anderen sächsischen Kommune“, erklärte Dütthorn. Einen negativen Pendlersaldo verzeichnete Leipzig 2012 beispielsweise gegenüber Schkeuditz. Das heißt, mehr Leipziger waren dort tätig als Schkeuditzer in der Messestadt. Gleiches galt im letzten Jahr für die beruflichen Wanderungsbewegungen zwischen Leipzig und Bitterfeld-Wolfen sowie Leuna in Sachsen-Anhalt.

Statistikgeschichte: Einen profunden Blick zurück gibt es im Quartalsbericht auch – bis hin zum ersten Leipziger statistischen Jahrbuch von 1913. Vorher waren nur Monatsberichte oder themenbezogene Mitteilungen erschienen.

Mario Beck

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 23.08.2013