„Hafenviertel erstrahlt bald ganz in Weiß“

Der Grundstein für ein neues Viertel am Lindenauer Hafen ist gesetzt. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) und Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos) starteten am Sonnabend das Großprojekt, bei dem ab September 500 Wohnungen mit durchweg hellen Fassaden entstehen sollen.
LVZ vom 20.06.2016


So sieht der erste Bauabschnitt des neuen Viertels aus: Fünfgeschosser mit weißen Fassaden flankieren die Uferpromenade von Kanal und Hafenbecken. In dritter Reihe entstehen vor allem Selbstnutzer-Häuser (rechts oben) sowie eine Kita (links).Grafik: LESG/vectorvision


Weiß ist die Farbe, die bei den zahlreichen aktuellen Bauprojekten in Leipzig klar dominiert. Ob Lückenschlüsse in der Südvorstadt oder große neue Wohnensembles in Gohlis, Reudnitz und Grünau – die Fassaden fallen fast immer sehr hell aus. Am Lindenauer Hafen soll nun sogar ein ganzes Viertel in Muschelfarben entstehen. Das wurde bei der Grundsteinlegung am Sonnabend klar, zu der die Verantwortlichen der Stadt erstmals Visualisierungen für den gesamten ersten Bauabschnitt mitgebracht hatten.

Weiß passe einfach am besten zu der klaren, unverschnörkelten Formensprache der Entwürfe, meinte der Leipziger Architekt Gregor Fuchshuber dazu. Sein Büro ist am Hafen für gleich zwei Investoren aktiv. „Und die Farbe korrespondiert perfekt mit Wasser“, sagte André Dietsch von der Tauchaer Baufirma Otto Heil. „Das sieht man ja überall an der Ostsee.“

Das erste maritime Wohnviertel in der Messestadt sei immer „ein Herzensprojekt“ von ihm gewesen, erklärte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Trotz mancher Kritik sei die Kommune mit der Verlängerung des Karl-Heine-Kanals bis zu dem alten Ankerbecken (dessen Bau 1943 abgebrochen wurde) sowie der bereits abgeschlossenen Erschließung von über 17 Hektar Bauland dafür in Vorleistung gegangen. „In Vorleistung zu gehen, um damit wichtige Entwicklungen anzustoßen, das haben wir in Leipzig in den letzten 25 Jahren oft so gemacht“, sagte er. Zum Beispiel sei erst der Flughafen erweitert worden, später DHL gekommen. „Suchen Sie eine Stadt in Deutschland, die ohne Bundesliga-Mannschaft ein neues Fußballstadion errichtet hat!“

Laut Jung zählt Leipzig jetzt schon 573.000 Einwohner. „Für dieses Jahr wird wieder ein Zuwachs um 12.000 bis 15.000 erwartet. Zum Glück haben wir riesige innerstädtische Flächen frei wie am Bayerischen oder Magdeburger Bahnhof. Die müssen wir gemeinsam mit den Bürgern und Investoren entwickeln.“

Nicht zufällig sei der Lindenauer Hafen für das erste neue Quartier mit fünf- und sechsgeschossigen Häusern ausgewählt worden, ergänzte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos). „Es steht beispielhaft für eine vielfältige Nutzungsmischung, städtebauliche und architektonische Qualität.“ Zudem biete es Erholungsmöglichkeiten und eine Verbindung zwischen Lindenau und Grünau.

Dubrau und Jung legten am „Wasserbalkon“ eine Kupferkapsel mit Fotos, Plänen und der LVZ vom Tage in die Erde, deckten den Grundstein mit einer Bronzeplatte samt Stadtwappen und Inschrift ab. Im September sollen die drei ersten Millionen-Projekte nahezu zeitgleich beginnen, erläuterten anschließend verschiedene Investoren. Dann wollen Otto Heil (66 Mietwohnungen, eine Gewerbefläche), TOK Projektbau (24 Eigentumswohnungen, ein Bäckerei-Café samt Freisitz) sowie Eyemaxx (89 Mietwohnungen) die Baugruben für die Tiefgaragen ausheben. Im nächsten Jahr schließen sich Baywobau (ein U-förmiges Haus mit Kleingewerbe im Erdgeschoss sowie Spielflächen und Platz für Paddelboote im Hof) sowie Immvest Wolf (23 Mietwohnungen) an.

Bis Ende 2016 sollen auch alle Grundstücke des zweiten Bauabschnitts (Richtung Lützner Straße) verkauft sein, so Ralf-Dieter Claus von der kommunalen Erschließungsgesellschaft LESG. Statt 220 Euro betrage der Quadratmeter-Preis nun aber 250 Euro. „Dadurch gleichen wir die Mehrkosten bei der Altlasten-Entsorgung wieder aus.“ 2020 könne das ganze Hafenviertel fertig sein – inklusive einer Kita, die die LESG bauen wird.

Jens Rometsch

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 20.06.2016