„Großvermieter empört über Abrisszahlen“

Die drei größten Vermieter in Grünau wenden sich empört gegen Aussagen der Bauverwaltung im Rathaus, wonach bis zum Jahre 2020 in diesem Stadtteil noch 5000 Wohnungen abgerissen werden sollen. „Wir werden definitiv nichts abreißen – nicht mal eine Hundehütte, wenn wir sie dann hätten“, erklärt Heidemarie Bühring, Sprecherin beim Gutburg-Mieterservice, der über 4100 Wohnungen in Grünau verfügt. Gutburg investiere jedes Jahr über zwei Millionen Euro in die dortigen Häuser, habe auf ehemaligen Abrissflächen der kommunalen Wohnungsgesellschaft LWB Schrebergärten geschaffen und verzeichne Zuzüge gerade auch von jungen Familien, die preisgünstig im Grünen leben wollen. „Fakt ist: Wir wachsen. Unsere Wegzugsquote liegt unter zwei Prozent.“
Sorgen um Grünau müsse man sich nur dann machen, wenn nicht endlich aufgehört wird, die Bewohner zu verunsichern, pflichtet Rainer Löhnert bei. Er ist Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Kontakt, die in ihre 3400 Grünauer Wohnungen bereits 80 Millionen Euro investiert hat. Die vom Rathaus erstellte Analyse sei „unbrauchbar, um den Grünauern das Gefühl zu geben, dass sie dort gut aufgehoben sind“. Angesichts des Leipziger Einwohnerwachstums gebe es realistische Chancen, dass der Stadtteil stabil auf dem jetzigen Niveau von etwa 40000 Menschen bleibt. Diese kämen aus allen sozialen Schichten, fänden von Kitas über Sporthallen, Theater und Einkaufen eine ausgezeichnete Infrastruktur. „Wir als Kontakt werden jedenfalls auch künftig kein Haus in Grünau komplett abreißen“, so Löhnert. Für 2013 sei der Umbau eines Sechsgeschossers im Frankenheimer Weg zum viergeschossigen Terrassenhaus geplant.
Die Wohnungsgenossenschaft Lipsia setzt zurzeit einen Plan um, durch den weitere 15 Grünauer Gebäude mit 700 Wohnungen Fahrstühle erhalten. So werde das Problem gelöst, dass die obersten Etagen schwer vermietbar sind, sagt Vorstand Wilhelm Grewatsch. „In Grünau lässt es sich gut leben. Hier wohnt man am Kulkwitzer See und in Kürze am Leipziger Hafen.“ Doch in keinem anderen Stadtteil würden die Bürger so oft darauf hingewiesen, wie viele Leute ein Gebiet verlassen haben. „Im Interesse aller sollten wir einen neuen Weg gehen. Politik und Wohnungswirtschaft sollten darstellen, wie wir Grünau so aufwerten können, dass junge Menschen wieder gerne hier leben. Gemeinsam mit den Menschen, die hier noch sehr alt werden wollen.“ Jens Rometsch

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 30.03.2012


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