„Geballte Kreativität – und endlich Platz dafür“

Der Grünauer Großstadtkinder-Verein ist am Wochenende in das Neue Theatrium eingezogen – Artikel der Leipziger Volkszeitung vom 29.11.2010:

„Wir wollten da echt raus. Es war immer so verlassen und kalt.“ Julia ist 13 Jahre alt und spielt seit einem Jahr kleinere und größere Rollen am Theatrium in Grünau. An diesem Wochenende war es nun so weit: Die neue Spielstätte des Kinder- und Jugendtheaters in der Alten Salzstraße wurde feierlich eröffnet, die alte wird wohl abgerissen.
Die gesammelte Leipziger Polit-Prominenz, Oberbürgermeister Burkhard Jung eingeschlossen, Förderer, Schauspieler und Freunde staunen nicht schlecht über die großzügigen Räume und den neu­gewonnenen Platz, in dem sich die Kinder endlich kreativ austoben können. Geschäftsführerin Beate Roch schaut etwas müde, stößt aber mit fast jedem Gast auf den Neustart an: „Vergangene Nacht sind 23 Uhr die letzten Handwerker raus. Wir sind geschafft, aber glücklich.“
Bei einer theatralen Hausführung erhalten die Gäste Einblicke in die vielen Räume und werden sogleich mit geballter Kreativität konfrontiert: In der Toilette sitzen zwei Kinder mit ihren Texten auf dem Boden und üben, im Probenraum findet Impro-Theater statt, in das man gleich eingebunden wird. In der Maske werden süße Tier-Fratzen in Gesichter gemalt. Man kann förmlich spüren, wie dringend die Kinder den Platz gebraucht haben – sie rennen über die Gänge, richten sich in kleinen Räumen gemütlich ein, spielen Verstecken zwischen den Kisten, die noch die Werkstatt füllen.
Der Saal mit 80 roten Sesseln ist prall gefüllt, als die Nachwuchs-Schauspieler die Bretter der neuen Bühne mit einer kurzen Inszenierung einweihen und dem letzten Zweifler zeigen, wofür dies alles gemacht wurde. Jung hält die Eröffnungsrede und ist sichtlich beeindruckt: „Das war ein furioser Auftakt. Dieses Theater ist ein Projekt zur Menschenbildung, und ich freue mich auf glänzende Inszenierungen und tolle Stücke.“ Marko Wiesner, Vorsitzender des Großstadtkinder-Vereins, ist sicher, dass „die Kinder die Liebe und den Charme des alten Hauses in die neuen Räume mitbringen“.
Es wird ein langer Abend und eine würdige Eröffnungsfeier. Nachdem das Musikkabarett „Wunderkind“ die Stimmung nach all den Förmlichkeiten angeheizt hat und die Kleinen langsam gen Bett geschlichen sind, tanzen all die Organisatoren und Helfer bis in die Nacht. Längst ist nicht alles fertig. Von den Decken hängen Kabel, der Fundus ist leer, es riecht nach Farbe. Überhaupt fehlt den Räumlichkeiten noch die persönliche Note. Aber kann es denn etwas Persönlicheres und Wärmeres geben, als eine Reihe kleiner Kinder, die mit Zipfel-Mützen durch das Haus laufen, lachend „Hey Zwerge, Ho!“ singen und sich am Ende Küsschen auf die Wangen geben?
Die Großstadtkinder haben ein Zuhause gefunden, das ganz sicher nicht mehr verlassen und kalt ist. Sondern herzlich und warm. Theresa Rentsch

Regulärer Spielbetrieb in der Alten Salzstraße 59: 6. bis 22. Dezember wochentags, 10 Uhr, sowie 11./12. und 18./19. Dezember, 16 Uhr: „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“

Quelle (Text + Foto): Leipziger Volkszeitung vom 29.11.2010

Weitere Infos: www.theatrium-leipzig.de