„Fütterungsverbot wirkt“

Diskussion zur Wasserqualität und zur Zukunft des Kulkwitzer Sees – Artikel der Kleinen Leipziger Volkszeitung (Stadtleben) Süd vom 27.05.2011:

Baden, Tauchen, Angeln, Camping – am Kulkwitzer See sind viele Freizeitvergnügungen möglich. Zu viel des Guten? Oder kommt es nur auf das rechte Maß an? Und was, wenn darüber hinaus noch Ferienwohnungen entstehen? Diese und weiteren Fragen interessierten jene Grünauer, die zur jüngsten Informations-veranstaltung der Interessengemeinschaft (IG) „Kulkwitzer See“ kamen. Hauptthemen waren neben Wasserqualität, Vandalismus und Toilettensituation auch der derzeit aktuelle Bebauungsplan.
Gute Nachrichten konnten gleich mehrere verkündet werden. Die erste: das Fütterungsverbot von Ende 2010 wirkt! „Wir sind überrascht, dass das Verbot so gut eingehalten wird“, freuen sich Michael Lauter, Sprecher der IG und Leonhard Kasek (Nabu Leipzig) gleichermaßen. Entwarnung wollte Lauter dennoch nicht geben: „Wir wissen nicht, wie der nächste Winter wird“.
Besser koordiniert werden müssten auch gegenwärtige und künftige Freizeitvergnügungen. Im Vergleich zu anderen Seen des Südraums sei der Kulkwitzer ein recht kleines Gewässer – der für Besucher aus Grünau, Lausen und Markranstädt gerade die richtige Größe habe. „Doch wenn wir um jeden weiteren Besucher kämpfen, ruinieren wir die Natur. Der See ist nicht unendlich belastbar“, mahnte Kasek.
Das ist freilich vor allem sein Wasser nicht. Wie sieht es damit aus? Dazu konnte die Grünauer Stadtteilmoderatorin Antje Kowski die Leiterin des Leipziger Umweltames, Angelika Freifrau von Fritsch sowie Corinna Wend von der gleichen Behörde begrüßen. Neue Ergebnisse stellte Wend mit dem Gutachten des Boden- und Grundwasserlabors Dresden vor. Es umfasst sowohl Messdaten der vergangenen als auch der letzten beiden Jahre. Durchgeführt wurden die Untersuchungen im Nord- und Südbecken des Kulkwitzer Sees. Die Kernaussage: „Der Kulkwitzer See bleibt eines der saubersten Gewässer des Leipziger Neuseenlandes und ist auch weiterhin eines der besten Tauchgewässer“, so Wend. „Sein Sauerstoffgehalt ist stabil. Eine zusätzliche Belüftung ist nicht nötig“. Bei den Sichttiefen und der Wasserbeschaffenheit seien schon seit mehreren Jahren Schwankungen zu beobachten, die vor allem im Frühjahr und Herbst auftreten und ein Ergebnis von zeitweiser Planktondichte sein könnten. Darüber hinaus habe sich der harte Winter 2009/2010 auf die Sichttiefe im Gewässer ausgewirkt, so Wend weiter.
Die gute Wasserqualität freute zwar die Teilnehmer der Veranstaltung, dennoch wurde die Meinung vertreten, die Messungen gegebenenfalls auszuweiten: Kasek: „Allgemeine Durchschnittswerte nutzen nicht viel. Weitere Einzelparameter müssten hinzu kommen.“ Zudem regte er an, künftig weniger Karpfen einzusetzen. „Es sind keine heimischen Fische und Karpfen verdrängen planktonfressende Kleinfische.“
Eine weitere gute Nachricht gab es noch zum Schluss. Mitgebracht hatte sie Heinrich Neu, Sachgebietsleiter im Stadtplanungsamt. Die wichtigsten Eckpunkte: Vom künftigen Bebauungsplan (B-Plan) Kulkwitzer See verschwindet das zunächst vorgesehene Sondergebiet, das Hotels und Ferienhäuser hinterm Roten Haus vorgesehen hatte. Der Strandbereich wird als öffentlicher Strandbereich festgesetzt (bisher waren Teile verpachtet). Verkehrs- und Erschließungsflächen werden reduziert. An der Südspitze des Campingplatzes soll es keine Gastronomie geben. Auch eine Erschließung des Campingplatzes über den Zschampert ist nicht mehr geplant. Stattdessen soll der Grünkorridor am Zschampert verbreitert werden. Nun wird der B-Plan erneut ausgelegt. Doch über ihren Erfolg können sich schon jetzt die IG „Kulkwitzer See“ und weitere Grünauer Akteure freuen, welche immer wieder die kommerzielle Bebauung kritisiert hatten.
Ingrid Hildebrandt

Quelle (Text + Foto): Kleine Leipziger Volkszeitung (Stadtleben) Süd vom 27.05.2011