„Flotte Grünauer überholen Staatssekretär“

Sportliches Finale beim 9. Seniorentag /
Teilnehmer hätten gern mit Gesundheitsministerin diskutiert

Auszug aus einem Artikel der Leipziger Volkszeitung vom 11.06.2009:

Die Freude an der Bewegung stand gestern am letzten Tag des 9. Deutschen Seniorentages auf der Neuen Messe im Vordergrund. Sei es verbal, etwa als Kabarettist Gunter Böhnke im launig über seine Radtouren durch Frankreich oder die einstige DDR plauderte. Oder ganz aktiv, als Ulla Schmidts Parlamentarischer Staatssekretär Rolf Schwanitz zum 3000-Schritte-Spaziergang durch den Messepark bat.
Quasi in Marsch gesetzt von der Bundesgesundheitsministerin für die von ihr initiierte Kampagne ?Bewegung und Gesundheit?.
?Jeder Bürger hat für sein Wohlbefinden auch ein Stück Eigenverantwortung?, so Schwanitz. ?Und es gibt ganz einfache Dinge, die man dafür tun kann?. Laufen zum Beispiel. Also schritt er an vorderster Front los, gut 200 Seniorentagsbesucher im Schlepptau.
Darunter die Laufgruppe ?Grünau Move? mit Trainerin Andrea Graetz. Seit 2008 treffe man sich, um einmal wöchentlich ? der Gesundheit und Geselligkeit wegen ? zügig Spazieren zu gehen, erzählen Renate Stier, Eva Schaarschmidt, Ernst Claus, Sigrid Weiß und Heidelore Schilling. Sie gehören in Leipzig zu vier und bundesweit 200 ?Mittwochsgruppen?, die Schmidt im Rahmen ihrer Bewegungsaktion unter dem Motto ?Mitgehen am Mittwoch? angeregt hatte. Die Grünauer standen gestern gut im Training ? schon bald hatten sie den Staatssekretär hinter sich gelassen. ?Schade, dass nicht, wie ursprünglich angesagt, Ministerin Schmidt selbst gekommen ist?, bedauerte Eva Schaarschmidt. ?Ich wäre gern mal ein paar Dinge im Hinblick auf ihre Gesundheitspolitik losgeworden. Ich denke, sie weiß gar nicht, was da in der Praxis so abläuft.? […] Angelika Raulien

Quelle (Text + Foto): Leipziger Volkszeitung vom 11.06.2009


Nachtrag vom QM Grünau zu erwähnten Initiative des Bundesgesundheitsministeriums:

Das vom Bundesgesundheitsministerium aufgelegte Programm zur Förderung Gesunder Lebensstile und Lebenswelten wurde in Grünau durch das Leipziger Aktionsbündnis Grünau MOVE aufgegriffen, um insbesondere etwas für die Bewegungsförderung, die Verbesserung des Ernährungsverhaltens und die Stressregulation zu tun. Das übergeordnete Ziel des Aktionsbündnisses Grünau MOVE war es, tragfähige Strukturen und Netzwerke zu bilden, die nachhaltige Unterstützungen in diesen Bereichen geben können. Das Aktionsbündnis setzte sich aus

  • Ämtern und Einrichtungen der Stadt Leipzig
  • Krankenkassen (AOK, Barmer)
  • Verbraucherzentrale
  • Stadtsportbund
  • Universitätskinderklinikum Leipzig
  • Sport- und Gesundheitsvereinen (z.B. Urban Spouls, USC Leipzig, TSV 76, Health Community)
  • Uni Leipzig als Antragsteller
  • sowie dem Quartiersmanagement Grünau

zusammen. Mit diesen Kooperations- und Praxispartnern sollten Ziele und Methoden der Gesundheitsförderung diskutiert, Handlungsspielräume und Ressourcen gesammelt und analysiert werden. Das Aktionsbündnis wollte verschiedene Diskurs- und Entwicklungsprozesse anstoßen, die in der anschließenden Durchführungsphase umgesetzt werden sollten. Dazu wurde von Herbst 2008 bis Februar 2009 in zahlreichen Gesprächen und Diskussionen sowie monatlichen Aktionen wie

  • Initiierung einer 3000-Schritte-Laufgruppe
  • Durchführung eines Basketball-Sponsoren-Cups
  • Tanzwoche von 32 Kitas und Schulen mit Unterstützung zahlreicher Einrichtungen des Stadtteils

die avisierte Durchführungsphase, die sich nach erneuter Prüfung durch das Bundesgesundheits- ministerium ab Februar 2009 anschließen sollte, vorbereitet. Zentraler Kernpunkt dieser Durchführungsphase war eine Aktivierende Befragung von insgesamt 2.000 Grünauer/innen, die als Grundlage für die Verbesserung bestehender bzw. die Initiierung weiterer Gesundheitsangebote in Grünau bis Anfang 2011 dienen sollte.

Sollte …

Im April 2009 kam für alle Beteiligten völlig überraschend die Absage des Bundesgesundheits- ministeriums für die Durchführungsphase mit folgender Begründung:

„Im Antrag werden die geplanten Maßnahmen hinsichtlich ihrer Qualität und Plausibilität zu wenig beschrieben. So wird nicht ersichtlich, ob im Aktionsbündnis neue, innovative Maßnahmen geplant bzw. implementiert werden. Vielmehr werden hauptsächlich Programme bzw. Maßnahmen aufgegriffen, die bereits existieren und z.T. bereits evaluiert sind. Auch wird nicht deutlich, wie die Zielgruppe durch die beschriebenen Kursangebote besser erreicht werden soll. Das bündnisinterne Evaluationskonzept läßt Fragen insbesondere hinsichtlich der Qualität offen.“

Beim Sächsischen Ministerium für Soziales wurde inzwischen ein Antrag zur Förderung zumindest der Aktivierenden Befragung gestellt. Auch wenn die Entscheidung über eine Bewilligung der Mittel noch nicht gefallen ist, gibt es hier bezüglich der Wichtigkeit, Qualität und Innovation dieser Maßnahme mehr Weitblick.

Übrigens hieß es in dem Schreiben des Bundesgesundheitsministeriums auch:
„Alle Anträge wurden unter Einbeziehung eines unabhängigen und interdisziplinär besetzten Gutachtergremiums bewertet. Die Nachfrage nach Förderung hat die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel bei weitem überstiegen, wodurch eine Auswahl notwendig wurde…“

Ein unabhängiger, interdisziplinärer Gutachter, der sich über die Vorbereitung und Durchführung des Projektes vor Ort ein Bild gemacht hätte und die Qualität der Maßnahmen hätte bewerten können, ist in Grünau nicht gesichtet worden. Auch er ist wahrscheinlich von flotten Grünauern überholt worden …