Erstmals seit der Wende: Grünau wächst wieder

Eine Überraschung enthält der neue „Monitoring-Bericht Wohnen“, den die Stadt Leipzig gestern auf ihrer Internet-Seite veröffentlicht hat. Demnach konnte Grünau im ersten Halbjahr 2012 leichte Einwohnergewinne verbuchen. Die Ortsteile Grünau-Nord, Grünau-Mitte sowie Lausen-Grünau verzeichneten Zuwächse in der Kategorie zwischen 0,5 und zwei Prozent. Grünau-Ost (die Wohnkomplexe 1 und 2), Grünau-Siedlung sowie Miltitz schnitten ausgeglichen ab. Nur in Schönau gab es einen deutlichen Rückgang um 4,4 Prozent. Dies lag an der Freilenkung mehrerer großer Gebäude, die in diesem Jahr von Genossenschaften sowie dem kommunalen Großvermieter LWB abgerissen werden sollen (die LVZ berichtete). In dem von 1976 bis 1988 errichteten Neubaugebiet lebten einstmals 85 000 Menschen. Seit der Deutschen Einheit hat sich die Zahl mehr als halbiert. Heute geht die Stadt von reichlich 40 000 Grünauern aus.
Ähnlich hohe Verluste wie in Schönau registrierte das Amt für Statistik und Wahlen sonst nur in Althen-Kleinpösna am entgegengesetzten Ende der Stadt. Leichte Verluste gab es in Thekla, Mölkau und Lößnig. In den allermeisten Ortsteilen machte sich der stete Einwohnerzuwachs von Leipzig positiv bemerkbar. Besonders hohe Gewinne erzielten die Gebiete rings um die Eisenbahnstraße (Zentrum-Ost, Neustadt-Neuschönefeld, Volkmarsdorf) sowie Dölitz-Dösen.
Folgerichtig sank der Leerstand in den Häusern weiter – er wird nun mit „unter 30 000 Wohnungen“ für das Jahr 2011 angegeben. Die Bautätigkeit nahm im selben Jahr wieder zu: 914 Wohnungen wurden fertiggestellt, 215 abgerissen. 2010 hatte die Neubautätigkeit in Leipzig mit 661 Wohnungen noch auf dem niedrigsten Stand seit der Jahrtausendwende gelegen.
Bei der Mietpreisentwicklung verweist der Bericht auf die Angaben von Maklerverbänden. Demnach gab es 2012 einen Sprung bei sehr luxuriösen Neubauwohnungen, die im Erstbezug nun im Schnitt für zehn Euro kalt angeboten werden (2011 noch für acht Euro kalt). Stabil lagen indes Altbauten einfacher oder mittlerer Qualität.

Jens Rometsch