„Erfolgsgeschichte in Grünau“

Es gibt Kinder in Grünau, für die geht der Montagmorgen mit Musik los. Pünktlich um 8 Uhr morgens packen die Viertklässler der Joachim-Ringelnatz-Schule als erstes ihre Streichinstrumente aus: Geigen, Cellos, Bratschen oder den Bass – und dann wird geübt, was das Zeug hält.
Trotz der frühen Stunde sind die Jungen und Mädchen konzentriert bei der Sache. Das Musizieren macht ihnen sichtlich Spaß. Für die Schulleiterin Anne Matthias jedoch ist viel mehr als der Spaßfaktor im Spiel. „Die Kinder werden in diesem Rahmen sehr ernst genommen. Sie werden gefördert und gefordert. Sie merken, sie kommen voran. Sie vollbringen etwas, was ihre Eltern nicht können. Und sie machen die Erfahrung, dass sie mit Aufmerksamkeit und Konzentration etwas Besonderes leisten können. Gerade das finden die Kinder gut“, stellt Matthias fest.
Die musikalische Förderung an der Ringelnatz-Schule, die vor sechs Jahren mit 22 Schülern begann, hat sich zwischenzeitlich zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt, die die Schulleiterin allerdings vor neue Herausforderungen stellt. Inzwischen nutzen alle Dritt- und Viertklässler das Angebot, ein Streichinstrument zu erlernen, also insgesamt knapp 100 Schüler. Mehr Schulanfänger und mehr Klassen, das bedeutet aber auch in jedem Jahr mehr musikbegeisterte Kinder, denn inzwischen will keiner von ihnen mehr außen vor stehen. Die meisten möchten bei den jährlichen Konzerten dabei sein. Für die Schule heißt das, es müssen wieder mehr Instrumente her und Honorarkräfte, die den Enthusiasmus am Leben erhalten.
Zu Beginn stand die Stiftung Bürger für Leipzig dem Projekt „Musik macht schlau“ der Ringelnatz-Schule zur Seite – mit Ideen und einer finanziellen Spende, die für einen Klassensatz an Instrumenten ausreichte. „Da war eine Institution, die daran geglaubt hat, dass das geht und die uns auch Tipps gegeben hat, wo wir uns noch für Mittel bewerben können“, sagt die Direktorin. Mit Erfolg, denn zu der Stiftung Bürger für Leipzig gesellten sich nach und nach weitere Förderer, unter anderem die Bürgerstiftung, das Land Sachsen oder die Aktion Malele der Leipziger Volkszeitung.
Vor dem fünften großen Dankeskonzert der kleinen Paganinis aus Grünau, welches am Montag stattfand, waren die Kinder aufgeregt, freuten sich aber auch darauf, bei dieser Gelegenheit ihre musikalischen Fähigkeiten unter Beweis stellen zu können.
Für Anne Matthias trägt das Projekt noch über die Grundschulzeit hinaus Früchte. „Wir öffnen die Tür für spätere Musikkonsumenten, die Eltern berichten von einem veränderten Freizeitverhalten und sogar die Gymnasialempfehlungen haben sich seit Beginn des Klassenmusizierens erhöht.“ Für die Identifikation aller Beteiligten mit der Schule und der daraus folgenden positiven Wahrnehmung in der Öffentlichkeit kann sie sich kaum etwas besseres wünschen.

Rita Wallace