„Ein Kraftakt für Schulen“

Gesperrte Turnhallen, eklige Toiletten – die Sanierung Leipziger Schulen bleibt ein Kraftakt. Doch es geht auch voran. Davon konnten sich Stadträte auf verschiedenen Schulbaustellen überzeugen. Die LVZ war bei dieser Tour exklusiv dabei.

Sichtbar wächst an der Bernhard-Göring-Straße in der Leipziger Südvorstadt der Neubau der 3. Grundschule, die einmal fünf Parallelklassen pro Jahrgangsstufe beherbergen wird. Es gibt aber Bauverzug – das neue Haus ist frühestens im November 2014 fertig. Moderne Unterrichtsräume, Verkehrs- sowie Schulgarten, Spielzone – 16,7 Millionen Euro lässt sich die Stadt das neue Haus, das nach Entwürfen des Kölner Büros JSWD entsteht, kosten. Integriert ist eine Dreifeldsporthalle, die auch vom Kant-Gymnasium genutzt wird. Auf dem Dach ist ein Spielbereich. „Auf Wunsch der Eltern machen wir das Geländer 20 Zentimeter höher als gesetzlich vorgeschrieben“, erklärt Bauleiter Thomas Kilian. Weil im Süden dringend Unterrichtsräume gebraucht werden, wird das bestehende Haus anschließend saniert.
Auf eine Turnhalle (Kosten: 1,8 Millionen Euro), für die im Außenbereich Platz wäre, muss die Henriette-Goldschmidt-Schule in der Goldschmidtstraße warten. Fenster, Brandschutz, Trockenlegung, Fassade sind in vollem Gange – die Schule ist ausgelagert. „Lediglich die medizinischen Fußpfleger sind hier, weil wir nicht extra Geld für die Einrichtung von Fachräumen ausgeben wollten“, so Schulleiter Eberhard Ulm. In den Ferien kehrt die Bildungsstätte zurück – viele Wünsche wie interaktive Tafeln bleiben allerdings offen.
Das betrifft auch die Außenstelle des Beruflichen Schulzentrums 7 in der Neustädter Straße. Das herrliche Gebäude, das unter anderem den Fachbereich Gestaltung beherbergt, ist an seinen Außenwänden abgesperrt – es fallen diverse Brocken vom Dach. Im Inneren wird bis Jahresende der Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht, die Sanierung der äußeren Hülle sowie die Trockenlegung der Kellerbereiche – für Werkstätten und die praktische Ausbildung bestens geeignet – ist zumindest geplant. Städtebaufördermittel sind aber noch nicht bewilligt. Ein Problem bleibt der gesperrte, weil unterhöhlte Hof. Auch die Turnhalle ist nicht nutzbar, könnte aber als Aula ihr Comeback erleben. „Ich stelle mir den Raum als Veranstaltungsbereich für den Leipziger Osten vor“, so Schulleiter Thomas Graupner. Kerstin Nobis vom Schulamt: „Wir müssen die geburtenschwachen Jahrgänge nutzen, um die restlichen Berufsschulzentren flottzukriegen.“ Das scheitert vorerst am Geld, das für andere Schularten dringender benötigt wird.
Etwa für die Wilhelm-Wander-Grundschule in der Schulze-Delitzsch-Straße. Zumindest in einem der beiden Häuser laufen umfangreiche Arbeiten an Dach, Fassade, Brandschutz – bis Oktober 2014. Wann das andere folgt und das Ensemble am Neustädter Markt in historischer Schönheit erstrahlt, ist derzeit offen. „Es geht trotz aller Probleme voran. Ich bin glücklich über jedes Projekt, das wir beginnen können“, sagt Schulbürgermeister Thomas Fabian (SPD). Noch im Juli startet die Sanierung der beiden Häuser fürs Gymnasium Schönefeld. Hergerichtet wird derzeit das Interim Löbauer Straße. Das macht zwar äußerlich nicht den besten Eindruck, im Inneren „zaubert“ Bauleiter Jürgen Böhm mit wenig Geld, um es den Fünftklässlern im Interim angenehm zu machen. „Alle Zimmer, die die Schule nutzt, werden gemalert“, sagt er. Es gibt drei Fachunterrichtskabinette, Speisesaal, Musikraum, Toiletten auf zwei Etagen … Genutzt wird das Haus, das augenscheinlich in einem besseren Zustand ist als die ein oder andere Schule in Grünau, voraussichtlich zwei Jahre.

Mathias Orbeck

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 09.07.2014