„Aus für S-Bahn-Linie 1 nach Grünau“

Schwerer Schlag für Grünau ? Die S-Bahn Linie 1, die den Stadtteil mit dem Zentrum verbindet, soll so schnell wie möglich stillgelegt werden. Das wurde am Abend auf der Vollversammlung des Zweckverbandes Nahverkehrsraum Leipzig im Neuen Rathaus beschlossen.
Zwar setzte sich Leipzigs Baubürgermeister Martin zur Nedden (SPD) kämpferisch für den Erhalt der S1 ein, doch schließlich wurden er und seine vier Stadtsimmen von den restlichen Votierungen des Landkreises überstimmt.
Demnach fahren ab April zweieinhalb Jahre lange keine S-Bahnen mehr nach Grünau. Allerdings sollen die Busse der Linie 80 und die Straßenbahnen der Linie 15 dann verstärkt in das Stadtgebiet rollen.
Hintergrund der Strecken-Stilllegung sind laut ZVNL Kürzungen des Landes für den Nahverkehr. In den nächsten zwei Jahren fehlen 20 Millionen Euro.

Quelle: www.radioleipzig.de und www.leipzig-fernsehen.de


Sparpaket für Nahverkehr geschnürt
Grünau, Borna und Grimma sind bald schlechter erreichbar / Döllnitzbahn muss sich neue Geldgeber suchen – Artikel der Leipziger Volkszeitung vom 17.02.2011:

Zu einer Kampfabstimmungen kam es gestern Abend im Festsaal des Neuen Rathauses, als die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) über die zeitweilige Einstellung der Grünauer S-Bahnlinie 1 entschied. Leipzigs Baubürgermeister Martin zur Nedden (SPD) wies den Vorschlag zurück und betonte, der rund 40.000 Einwohner-Stadtteil komme einer „veritablen Mittelstadt in Sachsen“ gleich und dürfe deshalb nicht seines verkehrlichen Rückgrats beraubt werden. „Die ganze Infrastruktur Grünaus ist auf die S 1 ausgerichtet“, beschwor zur Nedden seine Verbandskollegen aus dem Leipziger Umland und aus Nordsachsen. Auch eine Bürgerinitiative hatte 9.600 Unterschriften gesammelt und vor der Abstimmung den Entscheidern überreicht; der Inhaber der Grünauer Bären-Apotheke mobilisierte weitere 1.900 Grünauer mit einer Postkarten-Aktion. Bei der Abstimmung erlebten die Leipziger dann eine Niederlage: Sowohl die drei Vertreter des Landkreises Nordsachsen als auch die drei Repräsentanten des Leipziger Umlandes stimmten dafür, die S 1 bis zum 13. Dezember 2013 einzustellen – die drei Stimmberechtigten aus Leipzig hatten das Nachsehen.
Zum Sparpaket gehört außerdem die Einkürzung des Regional-Expresses RE 16 Leipzig-Hof auf die Strecke Altenburg-Plauen und die Abbestellung der Mitteldeutschen Regionalbahn MRB 5, die zwischen dem Flughafen Leipzig/Halle und dem Leipziger Hauptbahnhof verkehrt. Auf der Strecke zum Flughafen sind künftig keine Züge des Anbieters Veolia unterwegs, sondern nur noch Züge der DB AG. Auf einen Früh- und einen Spätzug wurde die Verbindung MRB 115 Leipziger Hauptbahnhof-Eilenburg-Torgau reduziert und eine Neukonzeption der Linien MRB 2 Leipzig-Borna, MRB 70 Leipzig-Borna-Geithain sowie RB 130 Leipzig-Altenburg beschlossen. Eine neue Linie soll künftig generell bis nach Geithain fahren – ab Neukieritzsch wird sie in Richtung Leipzig im Halbstundentakt verkehren, Borna ist nur noch im Stundentakt angeschlossen. Um drei Zugpaare reduziert wird die Regionalbahn RB 110 Leipzig-Grimma.
Trotz der Finanzmisere beantragte Angelika Stoye vom Kreis Nordsachsen, den 550.000 Euro teuren Zuschuss für die Döllnitzbahn in Oschatz zu verlängern. Die Stadt und der Landkreis Leipzig stimmten aber nur noch einer letztmaligen Verlängerung des Zuschusses bis zum Schuljahresende zu – dann soll der Freistaat zahlen oder die Bahn eingestellt werden. „Wir werden jetzt so schnell wie möglich handeln, weil wir wegen der Mittelkürzung des Freistaates schon seit Januar über unsere Verhältnisse leben“, kündigte Geschäftsführer Glowienka an. „Die Änderungen müssen spätestens zum kleinen Fahrplanwechsel am 11. Juni in Kraft treten.“
Andreas Tappert

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 17.02.2011