„Abriss ohne Ängste“

In Schönau verschwinden fast 500 Wohnungen
Artikel der Leipziger Volkszeitung vom 02.05.2013:

Es ist das größte Umgestaltungsvorhaben in Grünau seit Jahren. Obwohl Leipzig starke Einwohnerzuwächse erzielt, werden nun im WK 5.1 (Schönau) fast 500 Wohnungen abgerissen. Die Wohnungsgenossenschaft Kontakt beginnt heute mit der Entkernung im Frankenheimer Weg 1-7. Der Abriss des Sechsgeschossers wurde gemeinsam mit Blöcken der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) ausgeschrieben, die ihre Arbeiten vor zwei Wochen gestartet hat. 291 LWB-Wohnungen müssen dran glauben. Auch am Schönauer Ring und im Lindennaundorfer Weg liegen nun weiße Spezialsäcke für Asbest- abfall. „Dennoch behalten wir weiterhin genügend Bestände in Grünau, auch im Wohnkomplex 5.1“, versichert Unternehmenssprecherin Samira Sachse.
Bei dem Großvorhaben geht es durchweg um unsanierte DDR-Plattenbauten – ohne Fahrstuhl. Obwohl die Zahl der Grünauer mittlerweile stabil bei 40000 liegt, gibt es noch Leerstandsüberhänge aus den Jahren der Schrumpfung, erklärt Kontakt-Vorstand Rainer Löhnert die Aktion, an der gleich vier Wohnungsunternehmen und die Stadt beteiligt sind. Zwei Blöcke mit insgesamt 120 Wohnungen hat seine Genossenschaft den Langfront-Baggern geweiht. Der Frankenheimer Weg 1-7 wird das erste Haus in Grünau, welches die Kontakt komplett abreißt. Nächstes Jahr soll der Frankenheimer Weg 9-13 folgen. Sofern dieses Haus nicht doch noch eine Verkleinerung und Sanierung erfährt.
So wie bei der Genossenschaft Unitas. Anfang Juni will sie den Abbruch im Frankenheimer Weg 32 beginnen. Und zugleich die Hausnummern 22-30 um zwei ihrer sechs Geschosse verkleinern. „Von 102 Wohnungen reduzieren wir auf 55. Die werden aber energetisch saniert, erhalten schmucke Balkone und neue Technik“, sagt Vorstand Steffen Foede. Die Unitas investiere dabei zwei Millionen Euro. Für LWB und Kontakt sind die Eingriffe nahezu kostenneutral, da sie dafür Abrissfördermittel (60 Euro pro Quadratmeter) erhalten. Der LWB werden obendrein Altschulden erlassen.
„Die Grünauer sehen dieses Vorhaben positiv“, weiß Antje Kowski vom Quartiersmanagement. „Ich kenne niemanden, bei dem das noch Ängste weckt“, pflichtet Anwohnerin Romy Müller bei. Grund: In etwa drei Jahren sollen an selber Stelle kleinere Neubauten für junge Familien entstehen – ganz dicht am Lindenauer Hafen sowie am alten Dorfkern von Schönau.

Jens Rometsch

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 02.05.2013