Klettern, Toben, Rutschen

Familienkompass 2020: Mehr und vor allem saubere Spielplätze – das wünschen sich viele Eltern. Dabei setzt die Stadt Leipzig ihren Schwerpunkt auf den Erhalt besonders gefragter Tobeflächen. (LVZ vom 30.11.2020)

Foto: Mathias Orbeck

Kinder lassen auf der großen Wiese im Mariannenpark Drachen steigen. Ab und an lugt die Sonne hinter den Büschen hervor. Hier lässt es sich gut Verstecken spielen. Und auch der kleine Spielplatz mit Rutsche, Schaukel, Wippe und Co. ist gut besucht. „Wir kommen ganz gerne hierher“, erzählt Mirijam Schneider, die in der Nähe wohnt. Und auch Amadou (34) vergnügt sich mit seinem Sohn Charles (1) auf der Schaukel. Doch der Kinderspielplatz am Rodelberg ist viel zu klein, oftmals ziemlich überfüllt. Eltern haben daher bereits im Vorjahr eine Petition an den Stadtrat eingereicht. Ihr Vorschlag: Ein zusätzlicher Spielplatz könnte auf der Freifläche zwischen der Schwimmhalle Nordost und dem Christlichen Verein Junger Menschen entstehen. Das wird nun geprüft.

„Nächtliche Hinterlassenschaft“ am Rabet

Viele Schönefelder zieht es derweil auch auf den großen Spielplatz am Rabet, wo es mit Kletterspinne, Reifenschaukel, Drehscheibe und Co. deutlich mehr Angebote gibt. Doch da muss man genau aufpassen, dass die Kinder beim Spielen nicht mal eine „nächtliche Hinterlassenschaft“ wie eine Spritze finden. Die Stadtreinigung bemüht sich zwar um einen besonders intensiven Reinigungszyklus. Und schickt auch die gelb-blauen Engel auf Reinigungstour. Häufig kontrolliert wird beispielsweise der Sandboden unterm Klettergerüst. „Dennoch passen wir lieber auf“, erzählt eine Hortnerin, die oft nachmittags hier ist. So richtig erklären kann sie sich nicht, warum der Leipziger Nordosten bei der Bewertung der Sauberkeit von Leipziger Spielplätzen nicht so gut abschneidet. Auf einer Skala von 1 bis 5 erreichten der Nordosten (3,22) sowie West (2,98) die schlechtesten Ergebnisse. Den besten Wert erreichte Mitte mit 2,43.

1539 Frauen und Männer aus der Messestadt, die Kinder im Haushalt haben, nahmen an der Umfrage zum „Familienkompass 2020“ teil. Und die wünschen sich auch Investitionen in Spielplätze – das steht auf der Rangliste nach bezahlbaren Wohnungen weit vorn.

Kommune hat etliche Spielplätze erneuert

Derzeit hat die Stadt Leipzig rund 320 öffentliche Spielplätze im Bestand. Jährlich stehen der Stadt 250 000 Euro zur Verfügung, um Spielplätze zu reparieren und neue zu entwickeln. Das hat der Stadtrat im Jahr 2012 so beschlossen. „Wir achten darauf, dass dies auch in den kommenden Jahren so bleibt. Wohlwissend, dass dies in der angespannten Haushaltssituation schwierig ist“, sagt Michael Schmidt (Grüne), der den Jugendhilfeausschuss des Stadtrates leitet. 2020 kamen noch einmal rund 700 000.Euro hinzu. Für besondere Einzelprojekte wie beispielsweise die Erneuerung der Skateanlage in der Parkallee in Leipzig-Grünau gibt es außerdem Fördermittel. Der Bike- und Skatepark am Heizhaus wird bis Frühjahr 2021 modernisiert. Neben den Angeboten für Skater wird es dann auch einen Bereich mit Aufenthalts-, Fitness- und Bewegungsangeboten geben.

Weitere Projekte in der Etzoldsche Sandgrube, am Körnerplatz, am Spielplatz Rennbahnweg, im Volkspark Kleinzschocher, am Naturbad Südwest, auf dem Arnoldplatz und der Malachitstraße in Engelsdorf oder im Edengarten Liebertwolkwitz wurden 2019/20 realisiert. Der Sportbereich am Wasserschloss Leutzsch wird derzeit ebenso erneuert wie der Spielplatz in der Mölkauer Schulstraße. Einzelne geplante Vorhaben wie auf dem August-Bebel-Platz in Engelsdorf sowie auf dem Stephaniplatz in Reudnitz-Thonberg konnten allerdings noch nicht umgesetzt werden und müssen auf die nächsten Jahre verschoben werden. Wann, ist derzeit offen.

Stadt konzentriert sich auf Plätze mit hohem Nutzungsdruck

Große Sprünge kann sich die Stadt nicht leisten. Deshalb legt sie den Schwerpunkt auf die bereits vorhandenen Spielplätze im Stadtgebiet. „Vordergründig werden die Spielplätze erneuert, die aufgrund ihres Alters und des baulichen Zustandes einen dringlichen Sanierungsbedarf aufweisen“, erklärt Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke). „Ein Schwerpunkt wird auf Spielplätze gelegt, auf denen der Nutzungsdruck besonders hoch ist.“ Geachtet wird dabei darauf, dass die Investitionen möglichst gleichmäßig aufs Stadtgebiet verteilt werden.

Was die nächsten beiden Jahre geschieht, bleibt offen. Denn die Verwaltung ist dabei, dem Stadtrat bis Dezember den Entwurf des neuen Haushaltes vorzulegen. Wie hoch der Etat für Spielplätze 2021/22 sein wird, bleibt spannend.

Mathias Orbeck

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 30.11.2020