Erste Ergebnisse der Einwohnerbefragung „Wohnen und Leben in Grünau“
(Text und Grafik: UFZ – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig)
Die 11. Einwohnerbefragung im Rahmen der Intervallstudie Grünau wurde Ende Juli 2020 erfolgreich abgeschlossen. Trotz Corona-Situation und sommerlich heißer Temperaturen konnten 1.000 Fragebögen verteilt werden. Die Projektmitarbei-terinnen und -mitarbeiter des UFZ trafen viele Grünauerinnen und Grünauer in allen WKs an und übergaben ihnen an der Wohnungstür den Fragebogen, der nach wenigen Tagen wieder abgeholt wurde. Durch ihre umfangreiche Beteiligung konnte erneut eine sehr hohe Rücklaufquote von 73% erreicht werden. An dieser Stelle bedanken wir uns herzlich bei allen, die uns bei der diesjährigen Erhebung unterstützt haben.
Wie in jeder Befragung stellten wir auch diesmal die Frage „Fühlen Sie sich wohl in Grünau?“. 59% der Befragten antworteten darauf mit „ja“ und 38% gaben an, dass sie sich im Stadtteil zwar wohlfühlen, allerdings mit Einschränkungen. 3% antworteten mit „nein“. Im Vergleich zu 2015 haben sich die jeweiligen Anteile verschoben (siehe Abb. 1). Als positive Merkmale werden vorrangig das viele Grün verbunden mit Ruhe, die gute Verkehrsanbindung und zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten genannt. Die Einschränkungen betreffen das Empfinden einer gewachsenen Kriminalität, eine beobachtete Verschlechterung des sozialen Umfeldes, allgemein mit der gewachsenen Zahl von Ausländern verbundene Probleme sowie Unsauberkeit und Lärm.
Neben allgemeinen Aussagen zu Grünau, interessierte uns besonders die Entwicklung auf der Ebene der einzelnen Wohnkomplexe (WK). Auf die Frage, wie sich ihr WK in letzter Zeit (bis zu 5 Jahren) entwickelt hat, waren 27% aller Befragten der Meinung, dass er sich eher verbessert hat, 39% sahen weder eine positive noch eine negative Veränderung und 18% registrierten eher eine Verschlechterung. 16% konnten kein Urteil abgeben. Die Gründe für letztere Antwort können darin liegen, dass einige Befragte erst seit kurzem in Grünau wohnen und deshalb kein Urteil abgeben möchten. Sie können auch damit verbunden sein, dass das Interesse an dem Thema sehr gering ist oder dass man unterschiedliche Erfahrungen gemacht hat, die nicht eindeutig zuzuordnen sind. Werden die Antworten nun nach den jeweiligen WKs analysiert (siehe Abb. 2), dann zeigen sich durchaus Unterschiede. Im WK 8 und im WK 5.2 findet sich der höchste Anteil von Befragten, die Verbesserungen feststellen. Im WK 7 und im WK 4 wird am häufigsten auf Verschlechterungen aufmerksam gemacht.
Verbesserungen werden mehrheitlich mit Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen der Wohnblöcke in Verbindung gebracht. Weiterhin werden die Verbesserung der Grünflächen und der Verkehrsverbindungen positiv hervorgehoben. Hinsichtlich Verschlechterung wird vorrangig auf die mangelnde Sauberkeit verwiesen. An zweiter Stelle wird die Schließung von Geschäften (z.B. Post, Kinderkleidung) genannt. Nach diesen beiden vorrangigen Gründen für die wahrgenommene Verschlechterung wird an dritter Stelle auf Defizite im sozialen Miteinander einschließlich Kriminalität verwiesen.
Die Grünauer wurden außerdem nach ihrer Zufriedenheit mit verschiedenen Merkmalen ihres unmittelbaren Wohnumfeldes gefragt. Eine sehr hohe Zufriedenheit wurde allgemein mit der Nähe zu Senioreneinrichtungen geäußert. Dem gegenüber erfuhren Freizeiteinrichtungen für Jugendliche nur eine geringe Zufriedenheit. Auffallend ist in dieser Fragestellung die hohe Unzufriedenheit mit dem Angebot an Bänken mit Rücken- und Armlehne. Hiermit wird ein deutlicher Schwachpunkt angezeigt, der hoffentlich bald behoben werden kann.
Dies war ein erster Einblick in die Befragungsergebnisse. Im kommenden Jahr planen wir mehrere öffentliche Veranstaltungen in Grünau zur Vorstellung und Diskussion weiterer Ergebnisse.
Prof. Dr. Sigrun Kabisch, Janine Pößneck (UFZ – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig)