Feuer vernichtet Naturareal im Leipziger Westen

In einem Waldgebiet im Leipziger Westen hat am Dienstagabend ein Großfeuer mehrere Hektar Schilf und Gehölz zerstört. Die lodernden Flammen waren weithin zu sehen. Am Mittwoch wagten sich Anwohner zur Brandstelle vor, während die Polizei per Sensocopter nach der Ursache suchte. (LVZ vom 23.04.2020)

Ein Feuer hat am Dienstagabend Teile des Schönauer Waldgebiets zerstört. Foto: Matthias Puppe

Auch am Tag danach liegt im Leipziger Westen noch immer modriger Brandgeruch in der Luft. Spaziergängern, die am Mittwoch jenseits des Schönauer Parks Ablenkung suchen, bietet sich am Waldrand das dazu passende düstere Bild: Ein etwa drei Hektar großes Areal, auf dem zuvor vor allem Schilf und Geäst zu finden war, ist in der Nacht komplett niedergebrannt. Wer sich näher heranwagt und durch die schwarz verkohlten Bäume am Rand lugt, fühlt sich vielleicht an Mordor erinnert – das Düsterreich aus Tolkiens Herr der Ringe. Denn nach den stundenlangen Löscharbeiten der Leipziger Feuerwehr in der Nacht steht das Gebiet nun wie ein dunkles Moor auch unter Wasser.

„Ich hab das Feuer gestern Abend von Weiten gesehen und bin her gefahren, um zu schauen was passiert ist“, erzählt Henri Weigert. Der 34-Jährige wohnt mit seiner Familien am nahen Lindenauer Hafen, ist auch am Tag danach im Park unterwegs – diesmal mit Kind und Kegel. Weigert erzählt, wie sich das anfänglich erst kleine Feuer am Dienstagabend im Schilf rasend schnell ausbreitete. „Die Feuerwehr hatte erst Probleme heranzukommen, versuchte von der Lützner Straße heranzufahren. Das misslang.“ Später kämpften sich die Kameraden von der anderen, von der Schönauer Seite durch die weitläufige Grünfläche. Dann mit Erfolg.

Schnelle Ausbreitung im Dickicht

„Bei uns ging um 20.16 Uhr der erste Notruf rein, da hieß es noch, es handele sich nur um ein kleines Feuer am Park“, sagt Christian Schellenberg, Schichtführer bei der Feuerwehr Leipzig. Nach diesem ersten Anruf wurde ein Fahrzeug zum Löschen entsandt. „Um 20.41 Uhr und um 21.30 Uhr wurden allerdings weitere Kollegen angefordert. Inzwischen war der kleine Brand zu einem großen geworden“, so der Feuerwehrmann. Zwei Löschzüge mit etwa 20 Fahrzeugen kämpften bis spät in die Nacht hinein gegen die aus dem Dickicht hoch lodernden Flammen im Park. „Letztlich waren sieben Rohre im Einsatz, um das Feuer löschen zu können“, so Schellenberg weiter. Erst um 7 Uhr morgens konnte die letzte Brandwache abgezogen und Entwarnung gegeben werden.

Großbrand im Schönauer Park am 21.04.2020. Foto: Einsatzfahrten Leipzig

„Als das Feuer immer größer wurde, bin ich vorsichtshalber weggefahren“, sagt Anwohner Weigert. Angst, dass die Flammen auch auf sein Wohngebiet am Lindenauer Hafen übergreifen könnten, hatte er nicht. „Das war ja im Park und weit genug weg.“ Ähnliches hört man auch aus den anderen Stadtteilen rings herum. „Wir haben das ehrlich gesagt auch gar nicht richtig mitbekommen“, sagt eine Bewohnerin vom Schönauer Ring, lächelt und fügt an:„Wir haben hier ja ständig Feuerwehrsirenen, da fällt einem das schon gar nicht mehr auf.“

Eindruck hinterlassen hat der helle Feuerschein am nächtlichen Himmel dennoch. „Die Flammen waren ja weit zu sehen“, sagt eine Frau aus Lindenau und folgt ihrer Familie im Schönauer Park durch die Bäume. Auch sie wollen sich am Mittwoch vor Ort selbst ein Bild vom zerstörten Wald machen.

Polizei setzt Sensocopter ein

Warum das Feuer ausgebrochen ist, bleibt am Tag danach noch unklar. „Wir sind heute zur Brandursachenermittlung vor Ort. Dabei kommt auch ein Sensocopter zum Einsatz“, sagte Polizeisprecherin Marielle Koeckeritz. Dieses „fliegende Auge“ mit hochauflösenden Kameras ist sonst eher vom Einsatz bei Demonstrationen und Fußballspielen bekannt. Nun soll die Drohne auf dem fünf Fußballfelder großen Areal am Waldrand nach Indizien auf mögliche Brandstiftung suchen.

Hinweise darauf gibt es bisher nicht. Angesichts der Wetterlage seien Prognosen auch schwierig, sagt Koeckeritz. „Die allgemein enorme Trockenheit ist schon ein Problem, die Wälder sind ja völlig ausgetrocknet. Dazu gab es am Dienstag noch sehr starken Wind“, sagt die Polizeisprecherin. In Leipzig ist aktuell die Waldbrandstufe 3 ausgerufen. Deshalb seien jegliche Mutmaßungen darüber, wie das Großfeuer im Schilf entstanden sein könnte, noch verfrüht.

Grünflächenamt: Feuer in alten Halmen

Rüdiger Dittmar vom Amt für Stadtgrün und Gewässer betont, dass nur vereinzelt Bäume in Brand geraten seien. Eigentlich sei die Waldbrandgefahr in Leipzig mit seinen Laubbäumen gerade im Frühjahr mit dem frischen Grün eher gering. Das Feuer sei jedoch von den trockenen, abgestorbenen Schilfhalmen des Vorjahres ausgegangen und habe sich von dort ausgebreitet. Das neue, frische Schilf, das dort wachse, sei noch nicht durch die alten Halme durchgedrungen.
Die vom Feuer beschädigten Bäume würden nun genauer untersucht. „Wenn möglich, wollen wir sie in dem naturnahen Raum auch ihrer natürlichen Entwicklung überlassen“, kündigte Dittmar an.

Matthias Puppe / Jörg ter Vehn

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 23.04.2020


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