Standortwahl fällt auf Areal der Stadtteilbibliothek / Sanierung und Erweiterungsbau ab 2021 geplant – LVZ vom 13.03.2018
Foto: André Kempner
So könnte das Gebäude des Bildungs- und Bürgerzentrums an der Stuttgarter Allee auf der Fläche der heutigen Bibliothek Mitte nach der Fertigstellung 2023 aussehen.
Die seit vier Jahren verfolgte Idee eines Bildungs-und Bürgerzentrums (Bibüz) in Grünau nimmt jetzt konkrete Formen an. In der Dienstberatung des Oberbürgermeisters ist eine Grundsatzentscheidung gefallen, wonach die Einrichtung im bisherigen Bibliothekshaus in der Stuttgarter Allee sowie einem Erweiterungsbau ihr Domizil bekommen soll. Der Finanzbedarf für die Sanierung und Umgestaltung des Bestandsgebäudes sowie für den Anbau liegt bei rund 5,8 Millionen Euro. Bis zur Fertigstellung werden aber noch Jahre vergehen. Frühestens 2023 wird der Komplex für die geplante multifunktionale Nutzung zur Verfügung stehen. Unter seinem Dach sollen die bisher drei Grünauer Bibliotheksstellen vereinigt werden. Ebenso ziehen das derzeit im Ratzelbogen ansässige Bürgeramt sowie die bisher verstreut im Stadtteil agierende Volkshochschule und der Stadteilladen ein. Möglicherweise bekommt auch die Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie dort ihr Quartier.
Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos) sagte gestern, dem nun vorliegenden Beschluss seien umfangreiche Prüfungen in der Standortfrage vorausgegangen. Letztlich hätten vor allem Kostengründe den Ausschlag zugunsten der gewählten Variante auf einer kommunalen Liegenschaft gegeben. Wie berichtet, waren auch das Allee-Center und die ehemalige Post als künftige Bibüz-Unterkunft im Gespräch.
Vorbehaltlich der Zustimmung des Stadtrates, der sich voraussichtlich im Mai mit der entsprechenden Verwaltungsvorlage befasst, sollen im kommenden Jahr die konkreten Bauplanungen anlaufen. Sie favorisiere auch einen Gestaltungswettbewerb, erklärte Dubrau. „Das dickste Brett, das wir bohren müssen, ist aber die Finanzierung.“ Aufgrund des großen Investitionsbedarfes für Schulen und Kitas gebe es derzeit keinen Budget-Spielraum für das Projekt. Erst im kommenden Doppelhaushalt könnten dafür erste Mittel eingestellt werden. Mit dem Baustart rechnet Dubrau 2021, zwei Jahre später könnte das Zentrum vollendet sein.
Zwei mögliche Kritikpunkte an dem Konzept versuchte Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Linke) zu entkräften. Dass zwei Grünauer Bibliotheksstellen im Zuge der Konzentration der Bestände und des Personals im Bibüz wegfallen sollen, sieht sie nicht als Nachteil an. „Wir können durch die Zusammenlegung an einem Ort, der dann barrierefrei ist, auch medienpädagogisch viel besser arbeiten und in der modern ausgestatteten Stadtteilbibliothek komfortable Öffnungszeiten anbieten.“ Zur fehlenden Nahverkehrsanbindung des avisierten Zentrums meinte sie, es wäre gut „erlaufbar“. Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning (SPD) sieht das Bibüz als bürgerfreundliche und attraktive Stätte der Dienstleistungen und der Stadtteilarbeit – und mithin als Baustein des integrierten städtischen Entwicklungskonzeptes.
Auch das soll im Mai dem Stadtrat vorgelegt werden. Fixiert sind darin bis ins Jahr 2030 reichende Handlungsfelder, die für Grünau unter anderem die Themen Wohnen, Mobilität, Ökonomie, Bildung, Kultur, Sport, Gesundheit und Sicherheit umfassen. Gefördert werden sollen beispielsweise die Schulsozialarbeit, kooperative Wohnprojekte und quartiersbezogene Verkehrslösungen wie der Grünolino-Bus. Als Schwerpunkte benannt sind ebenso Gebäude-Instandsetzungen beim offenen Freizeittreff „Arena“ im Miltitzer Weg und bei der Kinder- und Jugendeinrichtung „KiJu“ am Kirschberg. Der Schulcampus-, Freiflächen- und Sportplatzgestaltung wird ein hoher Stellenwert eingeräumt – auch rund um dem Kletterfelsen soll Hand angelegt werden.
Mario Beck
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 13.03.2018